Immer drauf auf den großen Haufen: Auf den Häckselplätzen im Enzkreis zeigt sich, dass die Bürger sehr wohl trennen. Beim Gras- und Grünschnitt ist der Kreis landesweit auf Platz zwei. Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Enzkreis landet auffallend wenig Biomüll in braunen Tonnen

Enzkreis. Die Zahlen in den Landesligen der Abfallmengen, die das Umweltministerium aufstellen lässt, fallen auf. Enzkreisbürger produzieren verhältnismäßig viel Haushaltsmüll und wenig Bioabfälle. Zumindest im Vergleich zum Nachbarkreis Calw. Beim Durchschnitts-Calwer landen jährlich nur 67 Kilogramm im Restmüll, im Enzkreis sind es 115 Kilo. Dafür entsorgt ein Calwer jährlich im Schnitt 77 Kilogramm in der Biotonne, ein Enzkreisbürger nur 19 Kilogramm.

Landen im Enzkreis zu viele kompostierbare Abfälle in der falschen Tonne? Der CDU- Fraktionsvorsitzende Günter Bächle pocht auf Ursachenforschung. Zumal die Kreisbürger bei anderen Stoffen durchaus keine Trennmuffel sind. Das zeigen die Zahlen bei den Wertstoffen – vom Altpapier über Glas und Kunststoffmüll bis zu Metallen: 185 Kilogramm pro Kopf und Jahr filtern die Menschen im Enzkreis heraus und liegen damit weit über dem Landesdurchschnitt (154 Kilo). Im Vergleich zu 1990 wird so mehr als die zweieinhalbfache Menge an Wertstoffen für die Wiederverwendung gerettet.

Sind Enzkreisbürger penible Trenner oder lassen sie beim Biomüll Fünfe grade sein? An der Antwort an die CDU wird im Landratsamt gearbeitet. Schnell wird klar, das Bild ist komplexer, als es der Blick auf die Müll-Landesligen vermuten lässt. Denn der Enzkreis ist weniger ländlich geprägt als der Kreis Calw. Im Vergleich zu den Nachbarkreisen Karlsruhe oder Böblingen liegen die Enzkreisbürger mit den produzierten Haushaltsmüllmengen gleichauf. Nur beim Biomüll ziehen sie auch den Kürzeren.

Der Grund dafür hat auch nicht in erster Linie mit Fehlwürfen zu tun. Erster Landesbeamter Wolfgang Herz und Abfallwirtschaftsamtsleiter Ewald Buck können mit Recht auf die Häckselplätze verweisen, die im Enzkreis so gut funktionieren wie kaum irgendwo sonst im Land. Jedenfalls, wenn man auf die Mengen schaut, die von den Bürgern dort abgeliefert werden. Kostenlos im Unterschied etwa zum Grün- und Gartenschnitt in der Stadt Pforzheim.

Während ein Durchschnitts-Pforzheimer jährlich 22 Kilogramm Grüngut abliefert, sind es bei einem Enzkreisbürger stolze 199 Kilogramm. Ein Wert, der landesweit nur von Baden-Baden übertroffen wird. Selbst im Vergleich zum Kreis Calw sieht die grüne Bilanz dann ganz anders aus. Zählt man Bioabfälle und Grüngut zusammen, sind die Mengen im Enzkreis höher als in Calw.

Natürlich ist die Sache noch komplizierter. So wird all das nicht erfasst, was Bürger im eigenen Garten kompostieren. Aber für eine Schlussfolgerung haben Herz und Buck beste Argumente: In anderen Kreisen landet in Biotonnen viel Gras- und Gartenschnitt, der hier auf die Häckselplätze kommt.