Gebärdensprache sorgt für Verständigung zwischen dem Sozialarbeiter Thorsten Lessle und der gehörlosen Maria Piosek. Foto: Schwarzwälder-Bote

Sozialberatung des Diakonischen Werks steht Hilfesuchenden bei

Enzkreis. Thorsten Lessle vermittelt zwischen der gehörlosen und der hörenden Welt. Der Sozialarbeiter bietet für das Diakonische Werk Pforzheim-Land eine Sozialberatung für Hörgeschädigte an, die über Kirchensteuern finanziert wird. Der Berater unterstützt und begleitet hörgeschädigte Menschen in ihren individuellen Problemsituationen und kommuniziert in der Gebärden- und in der Lautsprache mit ihnen.

Die Behinderung der Hörgeschädigten und Gehörlosen ist zwar für Außenstehende häufig unsichtbar, doch für die Betroffenen hat diese weitreichende Folgen, die nicht selten zu psychischen Problemen und in die Isolation führen. Fahren Gehörlose Zug, können sie die Durchsagen zu den Haltestellen nicht hören, auch Nachrichten im Autoradio nicht, ebenso wenig wie sie telefonieren oder Fremden den Weg erklären können.

Da Betroffenen die übliche Kommunikationsfähigkeit fehlt und sie nicht reagieren können, werden die Menschen häufig auch noch als dumm abgestempelt. Zum großen Problem wird die Verständigung beim Arzt oder bei Behörden. Thorsten Lessle ist ein erfahrener Berater und hat immer ein "offenes Ohr" für die Sorgen, Ängste und Nöte seiner Klienten. Mal organisiert er einen Gebärdendolmetscher, wenn es ins Krankenhaus oder zum Arzt geht, hilft beim Ausfüllen von Anträgen auf öffentliche Leistungen, informiert die Betroffenen über ihre Ansprüche, erklärt Bescheide oder telefoniert mit Angehörigen. Lessle hilft dort, wo Not am Mann ist und übernimmt auch die Hilfsmittelberatung. Da schwer Hörgeschädigte eine Klingel nicht hören, gibt es so genannte Blitzlampen, bei denen der Klingelton in Licht umgewandelt wird.

Die 65-jährige Maria Piosek, die seit vielen Jahren in Pforzheim lebt, ist seit Geburt gehörlos. Sie besuchte in Polen eine Gehörlosenschule und machte eine Lehre als Buchbinderin. "Die Beratung für Hörgeschädigte ist sehr wichtig", kommuniziert sie in der Gebärdensprache, die inzwischen als eigene Sprache anerkannt ist.

Die gehörlose Frau hat drei erwachsene Kinder, die hören können und nicht bei ihr wohnen. Lessle telefoniert regelmäßig mit ihnen. Auch wenn es um Wohngeld, andere Sozialleistungen oder um einen Antrag auf Befreiung bei der Krankenkasse geht, hilft er der Frau bei Ämtern und Behörden weiter. "Für die kaputte Haustür kommt ›Menschen in Not‹ auf", freut sich der Sozialarbeiter, der mit der Tochter nicht nur telefonisch die Bestellung der Tür absprach, sondern nun auch den Lieferungstermin klärte. Denn Gehörlose können nur schriftlich, beispielsweise per SMS und per Fax kommunizieren oder eben in der Gebärdensprache, doch diese verstehen leider nur Wenige.