Volle Fahrt voraus: Bei der Modernisierung des Pforzheimer Hauptbahnhofs werden die Bahnsteige optimal für den roten Interregio-Express abgestimmt, nicht aber für Intercity-Züge im Fernverkehr. Foto: Schwarzwälder-Bote

Mehr schnelle Verbindungen nach Karlsruhe sowie Stuttgart angestrebt / Intercity-Zukunft noch ungeklärt

Enzkreis/Pforzheim. Hinter den Kulissen werden die Weichen für attraktive Regionalzüge zwischen Karlsruhe, Pforzheim und Stuttgart gestellt. Ob die einzige Intercity-Verbindung auf der Strecke bleibt, ist offen.

Seit Jahren wird Matthias Lieb vom Verkehrsclub (VCD) nicht müde, bessere Verbindungen für die Interregio-Express-Züge (IRE) von Karlsruhe über Pforzheim und Mühlacker bis Stuttgart zu fordern. Der Wirtschaftsmathematiker aus Mühlacker hat ausgerechnet, dass diese schnellen Regionalzüge im 30-Minutentakt zwischen Karlsruhe und Stuttgart pendeln könnten. Bisher geht das nur stundenweise.

Der IRE fährt in Pforzheim zwar nur alle zwei Stunden ab. Da aber der Intercity, der letzte Fernverkehrszug auf der Strecke, auch im Zweistundenrhythmus fährt, kommen Fahrgäste jede Stunde nach Karlsruhe oder Stuttgart. Allerdings auf unterschiedliche Weise: Die IRE-Züge mit modernen Doppelstockwagen sind schneller, leiser, klimatisiert und billiger als der Intercity, der deutlich in die Jahre gekommen ist.

Auch Walter Gerstner, Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, sieht ein hohes Potenzial für die regionale Schienenachse Karlsruhe/Stuttgart: "Lieb rennt mit seinem Vorschlag offene Türen bei uns ein. Im Grundsatz sind auch wir für einen 30-Minutentakt". Das müsse freilich von langer Hand vorbereitet werden: "Der Vorlauf ist drei bis fünf Jahre."

VCD-Vorsitzender Lieb hat für seinen 30-Minutentakt schon einen Fahrplan ausgetüftelt: "Wichtig ist, dass Fahrgäste die Fernverkehrslinien in Karlsruhe und Stuttgart besser erreichen." Welchen Sinn hat dann aber noch der Intercity?

"Der Nutzen für die jetzige Verbindung über Stuttgart hinaus bis nach Nürnberg ist bescheiden", sagt Lieb. Die meisten Fahrgäste, viele Berufspendler zum Beispiel, wollen nur nach Stuttgart. Liebs Konzept für einen schnelleren Takt im Nahverkehr sieht dennoch vor, den "bestehenden IC-Verkehr unverändert zu übernehmen".

"Der Intercity ist symbolträchtig, und wir wollen nicht vollends vom Fernverkehr abgehängt werden", sagt auch Bernd Mellenthin, Geschäftsführer des Eigenbetriebs Pforzheimer Verkehrsbetriebe (EPV). Bei der geplanten Modernisierung des Pforzheimer Hauptbahnhofs dreht sich jedoch alles um den Nahverkehr. Für den barrierefreien Zugang werden die Bahnsteige um 55 Zentimeter erhöht. Das ist ideal für Regionalzüge wie den IRE, jedoch schlecht für den Einstieg in Fernverkehrszüge.

Für ICE-Züge oder die Intercitys der nächsten Generation müsste der Bahnsteig in Pforzheim nicht nur 55, sondern 76 Zentimeter höher sein. Das weiß auch Mellenthin: "Die Erhöhung um 55 Zentimeter ist auf den Regionalverkehr ausgelegt worden." Pforzheim sei nun einmal "im Nahverkehr eine Drehscheibe". Die Festlegung auf 55 Zentimeter sei mit der Nahverkehrsgesellschaft des Landes abgestimmt worden – Vorfahrt für Regionalzüge heißt die Devise. Im Sommer 2012 will die Bahn mit dem Umbau des Hauptbahnhofs beginnen. Ende 2014 soll alles fertig sein. Gerade rechtzeitig für die Ausschreibung der IRE-Linie im Jahr 2015. Im neuen Vertrag mit der Bahn wird die Landesregierung aushandeln, ob der schnelle Regionalzug in Pforzheim künftig alle halbe Stunde fährt, wie VCD-Sprecher Lieb das schon lange will. "Es ist schon vieles am Laufen", sagt Bernd Mellenthin. Über den Intercity und seine Zukunft spricht zurzeit freilich niemand.