Das Leitungsteam: Murat Yeginer (von links), der stellvertretende Verwaltungsdirektor Manfred Selzer, Haus-Regisseurin Bettina Lell, die Schauspieldramaturgen Miriam Normann und Andreas Kahlert, Verwaltungschef Uwe Dürigen, Musikdramaturgin Isabelle Bischoff, Ballettchef James Sutherland und Wolf Widder. Foto: Schwarzwälder-Bote

Die beiden scheidenden Theaterdirektoren stellen neue Spielzeit vor / Von Mozart bis Musicals

Pforzheim. Mit einem guten Gefühl, da sind sich Schauspieldirektor Murat Yeginer und Operndirektor Wolf Widder einig, starten sie in die Spielzeit 2014/2015 – ihre letzte am Theater Pforzheim. "Der Druck ist weg", freut sich Yeginer, "zurzeit schwebe ich ein bisschen". Und auch sein Musiktheater-Kollege geht alles entspannt an: "Am meisten nervt mich, dass ich keine Pläne für die übernächste Spielzeit machen kann", lacht er.

Doch erst einmal geht es im September 2014 mit Puccinis "Tosca" los, gefolgt am 15. November von Mozarts "Entführung aus dem Serail". Der dritte Mozart übrigens unter Widder, der "Probleme mit dem Repertoire am Rande" sieht. Will heißen: Weniger bekannte Opern-Titel ziehen in Pforzheim nicht.

"Mit ›Manon Lescaut‹ hatten wir eine wunderschöne französische Oper im Programm, doch sie wurde nicht angenommen", sagt der Direktor. Ähnliches gilt für die Operetten, da sind alle bekannten Werke schon durch. Deshalb gibt es jetzt verstärkt Musicals und Revuen: "My Fair Lady", "Chess", "Sweeney Todd", als Dauerbrenner "Dracula" sowie "The Who‘s Tommy". Und "in einer klugen Pforzheimer Fassung" Wagners "Lohengrin". Wobei Widder mit dieser groß besetzen Oper "nicht die letzten Ressourcen auslöffeln" will, sondern vielmehr einem Wunsch von Generalmusikdirektor Markus Huber folgt.

Mit einem anspruchsvollen Thema überschreibt das Schauspiel die Saison 2014/15: "Sippschaft und Selbstbehauptung" sieht Yeginer als Klammer aller gezeigten Stücke mit einer Spannweite von rund 2500 Jahren. "König Ödipus" von Sophokles (496 bis 406 vor Christus) und "Abschiedstournee" von Markus Kniesbeck, das zurzeit für das Pforzheimer Theater geschrieben wird, markieren die Eckpunkte mit Molière, Büchner und Woody Allen im Zentrum.

Auch Ballettchef James Sutherland hat sich Großes vorgenommen: In seinem Ballettabend "Sacre" ist das ebenso berühmte, wie skandalträchtige "Le sacre du printemps" von Igor Strawinski und Sergei Djagilew aus dem Jahr 1913 der Ausgangspunkt für eine Neuschöpfung des Schotten. Das inzwischen zwölfte Tanzpodium wird es am 24. April 2015 geben, allerdings steht am 26. April 2014 erst einmal die Premiere von "Dark Waves reloaded" an – "und dann sehen wir weiter", schmunzelt Sutherland.

Abschied nehmen von Widder und Yeginer heißt es beim großen Open Air am 17. und 18. Juli 2015 mit einer fulminanten Gala und "dem Besten, was das Musical in Pforzheim in den vergangenen Jahren zu bieten hatte" sowie einem bisschen Wehmut, wenn am zweiten Abend "Nessun dorma" aus Puccinis "Turandot" erklingt.