Daniel Peters setzt auf Pforzheim – allen Unkenrufen zum Trotz. Vor wenigen Monaten hat er am Sedanplatz einen Laden für hippe Mode eröffnet. Foto: Schwarzwälder-Bote

Immer mehr Läden verschwinden / Pforzheims Innenstadt blutet aus / Es gibt Pläne um Abwärtstrend zu stoppen

Pforzheim. Es gibt sie noch, die inhabergeführten Läden. Und Einzelhändler, die Neues wagen. Daniel Peters (42) ist einer davon. Er hat ein Geschäft für angesagte, ausgefallene Mode eröffnet. In Pforzheim. Am Sedanplatz.Dorthin, wo früher das Einrichtungshaus Hoffmann war, hat Peters seinen Laden "Kleiderordnung" von der Nordstadt verlagert. Dabei stand der Einzelhandel rund um den Platz am Scheideweg. Läden waren verwaist, die Abwärtsspirale drohte. Jetzt scheint es dort aufwärts zu gehen. Das Viertel könnte Vorbildcharakter haben für die gesamte Stadt.

Man muss kein Schwarzseher sein, um einen schleichenden Niedergang von Pforzheims City zu konstatieren. Fest steht aber auch: Selten war so viel Aufbruch. Werden sämtliche von Stadtverwaltung und Gemeinderat angestrebten Projekte umgesetzt, wird die City in fünf Jahren kaum wiederzuerkennen sein.

Die Herausforderungen sind enorm: Städtebaulich soll der große Wurf gelingen. Doch auch der Einzelhandel selbst muss sich neu erfinden, will er gegenüber Filialisten und Online-Anbietern bestehen. Breiten Rückhalt gibt es für die Pläne zur Umgestaltung des Leopoldplatzes. Baubürgermeister Alexander Uhlig verspricht sich davon eine "deutlich höhere Aufenthaltsqualität". Gleiches soll der Innenstadtring bewirken, der im Sommer endgültig fertig wird. Die Sperrung der Schloßberg-Auffahrt soll eine Flaniermeile schaffen.

Denn bei aller Freude über mutige Männer wie Daniel Peters – der Leerstand in der City ist dramatisch. Es sind eben die inhabergeführten Geschäfte, die verschwinden. Karsten Jung vom gleichnamigen Modehaus hat bereits davor gewarnt, in der östlichen City ein städtebauliches Feuerwerk abzufackeln, aber den Rest der Fußgängerzone im aktuell wenig attraktiven Zustand zu belassen.

Auch dort sind laut OB Hager Maßnahmen wie Begrünung, Beleuchtung und Möblierung geplant. Doch "in Konkurrenz zum Online-Shopping müssen sich die Innenstädte besonders anstrengen, um ihren Besuchern ein echtes Erlebnis zu bieten", weiß Horst Lenk, Inhaber des gleichnamigen Modehauses und Präsident des baden-württembergischen Einzelhandelsverbands.

"Kleiderordnung"-Chef Peters ist überzeugt, dass der lokal geerdete Einzelhandel weiter punkten kann – auch gegenüber großen Filialisten. Straßenzüge von Müll freihalten und begrünen, Bereiche wie die Enzpromenade aufwerten, den Menschen vor Ort bei Sanierungen unter die Arme greifen – darauf sollte die Stadtverwaltung den Fokus legen. Das Projekt City Ost sieht er kritisch.

Lob erntet Peters sowohl von Oliver Reitz, dem Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP), als auch von Thomas Bohner, dem Geschäftsführer des Immobilienspezialisten Bohner & Boos. Der WSP-Chef sagt, Pforzheim könne sich mit seinem Mix aus Einkaufen, Gastronomie, Kino und Theater noch deutlicher von ländlichen Regionen absetzen.

Makler Bohner sagt, die Händler müssten über die eigene Ladentür hinausdenken. Filialisten generierten Preisvorteile durch Großverträge mit Lieferanten. Als Antwort darauf könnten lokale Einzelhändler Einkaufsverbände gründen. Ohne eigenen Online-Shop werde es schwierig, zu bestehen.

Grundsätzlich positiv sieht Bohner die City-Ost-Pläne. Dass aber die von Stadt und Gemeinderat angestrebte Einschränkung des Handels auf der Wilferdinger Höhe die City beleben wird, hält Bohner für einen Trugschluss. WSP-Chef Reitz sieht das anders. Es sei zwar "stadtplanerisch ein gewisser Eingriff", dass sich künftig auf der Wihö nur noch Firmen mit nicht zentrenrelevantem Angebot ansiedeln dürfen. Doch Pforzheim setze für die Wihö auf eine "gerechte, ausgewogene und bestandsschützende Variante". Für die Stadt ein wichtiger Faktor von vielen, die das weitere Ausbluten der Innenstadt aufhalten könnten.