An dieser Stelle schlüpfen sie durch: Wildpark-Leiter Carsten Schwarz zeigt, wo Füchse einen Zaun untergraben haben. Wildschweine werden im Wildpark bestaunt, aber im Garten gefürchtet. Foto: Schwarzwälder-Bote

Häufig zieht es Rehe und Wildschweine oder auch Füchse in Wohngebiete / Zäune bieten nicht immer Schutz

Pforzheim. Immer mehr tierische Waldbewohner wagen sich aus dem Dickicht in Randgebiete der Ortschaften vor – und richten dort teils immensen Schaden an. Sie fressen Mais und Getreide von den Feldern, graben Vorgärten und Golfplätze um oder laufen Autos vor die Kühlerhaube.

Auch Wildpark-Leiter und Förster Carsten Schwarz berichtet von immer mehr Besuchen von Wildschweinen, Füchsen und Rehen im Wildpark und den Gärten am Stadtrand. "Sie suchen sich Plätze, auch nah bei den Menschen, von denen sie wissen, dass sie dort nicht gejagt werden", so Schwarz.

"Die Wildschweine wurden von den Jägern gerufen – und jetzt sind sie da", sagt Schwarz, der einen Grund für die hohe Population darin sieht, dass Jäger das Schwarzwild in der Vergangenheit mit vielen Futterstellen gelockt hatten. Ein Vorgehen, das mittlerweile reglementiert ist.

Seinen Ursprung habe das Problem auch in der Flurbereinigung der 1970er-Jahre, so Schwarz weiter. Es habe sich die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen geändert. Der Anbau von mehr Getreide und Mais habe die Landschaft zu einem Schlaraffenland für die Schweine gemacht. Hinzugekommen sei die steigende Zahl von Bucheckern und Eicheln in den vergangenen Jahren. Ein Zeichen dafür, dass die Bäume unter der Umwelt zu leiden hätten. "Wenn es Bäumen nicht gut geht, produzieren sie weniger Blätter und mehr Früchte, um ihre Art zu erhalten", so der Wildpark-Chef und Förster.

Diese gute Ernährungsbasis führe zu mehr Nachwuchs. Zweimal, statt einmal im Jahr, bekommen die Bachen Junge – zwischen drei und zehn Frischlinge – die nach einem Jahr geschlechtsreif sind. Außerdem haben laut Schwarz milde Winter die natürliche Sterblichkeitsrate herabgesetzt.

Hinzu komme die Cleverness der Wildschweine, deren Verhalten nicht vorhersehbar sei. "Sie lernen und passen sich dem Jagdverhalten an", erklärt Schwarz. Sie blieben stets im Mondschatten, schickten Jungtiere vor und träten danach immer im Gewusel auf. Das erschwere den Jägern das Schießen. Und sie meiden Plätze, an denen ihnen ein Jäger begegnet sei. Wie viele Wildtiere es tatsächlich gibt, könne man nicht sagen. "Wir könne sie schließlich nicht zählen." Allein an den Spuren, die sie in Wald und Feld hinterlassen, und an den Abschusszahlen sowie Wildunfällen könne man einen Anstieg abschätzen.

Dass der Wildschweinbestand in der Vergangenheit bereits höher war als dieser Tage, darin sind sich hingegen Markus Haller, Leiter des Amts für Umweltschutz, und Armin Kühn, Leiter der Forstverwaltung, einig. "Aber er baut sich wieder auf, und die Jäger müssen sich stark engagieren", so Haller.

Das weiß auch Matthias Wild, der als Jagdpächter für das Revier Hagenschieß 1 rund um den Wildpark zuständig ist. Der Bestand an Schwarzwild steige seit Jahren an, sagt er. Im Rekordjahr, zwischen April 2012 und 2013, habe er dort 50 Wildschweine erlegt und so den Bestand reduzieren können. In diesem Jahr, nach einem milden Winter, hat Jäger Wild alle Hände voll zu tun. "Wir haben jetzt schon so viel geschossen wie im Vorjahr – 14 Wildschweine. Und wir sind noch vor der Hauptsaison im Herbst und Winter." Beschwerden aus der Bevölkerung sind ihm keine bekannt.

Auch Kreisjägermeister Dieter Krail hat stets ein Auge auf die Wildschwein-Problematik. "Wir müssen im Herbst und Winter die Strecken erreichen, die wir sollen", stellt er klar. Vor zwei Jahren seien in Pforzheim und dem Enzkreis 3500 Wildschweine geschossen worden, im vergangenen lediglich 1600.