Was darf’s sein? Ein Stück Rüblikuchen und eine Tasse Kaffee: Margarete Giersberg kümmert sich seit 28 Jahren im "Kaffeestüble" im Heim am Hachel um die Wünsche der Gäste. Foto: Schwarzwälder-Bote

"Kaffeestüble" im Heim am Hachel wird ehrenamtlich betrieben

Pforzheim. Eigentlich wolle sie gar nicht so viel über sich in der Zeitung lesen. "Das ist doch selbstverständlich, dass ich mich ehrenamtlich engagiere und mich für andere Menschen einsetze", sagt Margarete Giersberg. Die 90-Jährige – und ihre vielen Jahre sieht man ihr nun wirklich nicht an – ist seit 28 Jahren im Heim am Hachel aktiv. Einmal im Monat, manchmal auch öfter, kommt sie in das Altenwohnheim an der Kaiser-Wilhelm-Straße, um im dortigen "Kaffesstüble" zu bedienen. Beim jüngsten Treffen mit Margarete Giersberg ist auch Gisela Armand mit dabei. Die beiden Frauen stehen seit fast drei Jahrzehnten gemeinsam hinterm Tresen, schenken Kaffee aus, bringen Kuchen an die Tische, haben immer ein freundliches Wort für jeden der Gäste. Im Laufe der Jahre ist eine enge Freundschaft zwischen ihnen gewachsen. "Wir sind ein eingespieltes Team und immer mit Freude dabei", sagen die beiden.

Das Café im Heim am Hachel gibt es bereits seit 1975, verrät Heimleiter Stefan Hofsäß. Und seit Beginn an – um genau zu sein, seit 38 Jahren – stehen Ehrenamtliche hinter der Theke. Insgesamt sind es rund 70 Frauen und Männer. "Früher lief das alles unter der Federführung des Pforzheimer Frauenvereins. Der löste sich aus Altersgründen 2011 aber leider auf, aber die Ehrenamtlichen sind uns erhalten geblieben." Durch das Engagement der Ehrenamtlichen entstünden dem Altenwohnheim keine Personalkosten, die leckeren Kuchen und Torten werden von Pforzheimer Konditoren und Bäckern hergestellt. "Am Beispiel von Frau Giersberg kann man sehen, dass es jung hält, sich zu engagieren. Mich beeindruckt das sehr", sagt Hofsäß und fügt hinzu: "Wer rastet, der rostet." Vielleicht ermutige es auch andere Menschen, selbst etwas zu tun.

Das "Kaffeestüble" wird von den Bewohnern gern genutzt, es ist täglich geöffnet, ist Ort der Kommunikation und des Beisammenseins. Viele Bewohner schauen jeden Tag vorbei, um der Einsamkeit ihres Zimmers zu entfliehen. Die meisten sind Stammgäste. Man bekomme viel Kontakt mit den Heimbewohnern", sagt Giersberg.

"In den Jahren haben wir viele kommen und gehen sehen. Sie alle sind dankbar für die freundliche Zuwendung und ein paar nette, aufmunternde Worte. Wir bekommen auch so viel zurück", sagt Margarete Giersberg und antwortet lachend auf die Frage, wie es kommt, dass man ihr die 90 Jahre wirklich nicht ansieht: "Ich halte mich fit, gehe in den Wildpark, mache Gymnastik an der frischen Luft, besuche das Thermalbad. Und ich komme einmal im Monat ins Heim am Hachel. Das hält fit." Sie findet, dass so vieles im sozialen Bereich ohne Ehrenamtliche gar nicht möglich wäre. Seit mehr als 50 Jahren lebt die 90-Jährige, die in Liegnitz (Schlesien) geboren wurde, schon in Pforzheim, kam 1960 gemeinsam mit ihrem Mann aus einem kleinen Ort in der Nähe von Dresden in die Goldstadt. Mit Ehemann, Sohn und Tochter hat sie hier eine neue Heimat gefunden. Gearbeitet hat sie zuerst im Versandhaus Bader, danach bei der Feuerwehr in Pforzheim. "Als ich dann mit 60 Rentnerin wurde, habe ich nach etwas gesucht, bei dem ich mich einbringen kann", erinnert sie sich. Der Frauenverein und das Ehrenamt seien da die erste Wahl gewesen: "Sich im sozialen Bereich zu engagieren, für Kinder, Familien und die ältere Generation, zu der ich nun auch mal gehöre, ist für mich einfach eine Herzenssache."