Sind stolz auf das Projekt: Fachberater Andreas Hirsch, Gerdhilde Meixner (Kinderhaus Brötzingen), Elke Kaiser-Zundel (Kindertagesstätte Momo), Marion Kuhnle (Kindertagesstätte Nordstadt) und Regisseur Stephan Ferdinand (von links). Foto: Schwarzwälder-Bote

Film zeigt Interaktion zwischen Kindern und Erzieherinnen bei Sprachförderung / Vorbilder entscheidend

Pforzheim. Die Kamera bewegt sich auf Höhe der Kinder, zeigt sie beim Spielen, Entdecken und Schwimmen. Da werden Erdbeeren gepflückt, Asseln beobachtet und Spielbohnen verkostet. Immer mit dabei: die Erzieher, die auf ihre Schützlinge eingehen, mit nicht minder großen Augen auf die Wunder des Kinderalltags reagieren, das Gesehene in Worte fassen und gemeinsam mit den Kleinen Sprache entwickeln.

Der Film "Momente gestalten – Dialoge in Kitas" dokumentiert die Ergebnisse von "GInA – Gestaltung von Interaktionsgelegenheiten", einem Gemeinschaftsprojekt der Stadt und der Freiburger Pädagogik-Professorin Dörte Weltzien zur Sprachförderung in Kindertagesstätten. Die Beteiligten trafen sich auf Einladung von Sozialbürgermeisterin Monika Müller im Kommunalen Kino, um den vom Kulturministerium geförderten Streifen erstmals auf der großen Leinwand zu sehen.

Beziehung, Vertrauen – diese Begriffe sind im Film allgegenwärtig. "GInA" beruht auf der Erkenntnis, dass persönliche Bindungen zu Sprachvorbildern entscheidend für die Entwicklung sind. Seit 2011 wurden die Erzieher in den 19 städtischen Kindertagesstätten weitergebildet, haben einander beim Umgang mit Kindern gefilmt und die Aufnahmen ausgewertet.

"Das hat das Bewusstsein für bestimmte Situationen noch einmal geschärft", sagt Marion Kuhnle, Leiterin der Kita Nordstadt, und nennt ein Beispiel: "Wir gehen mit Mimik und Gesten noch behutsamer um." Drei Jahre später zeichneten dann Regisseur Stephan Ferdinand, Professor für Journalistik an der Hochschule der Medien in Stuttgart, und sein Team in den Kitas Momo und Nordstadt sowie im Kinderhaus Brötzingen die Ergebnisse auf.

Der Film ist ein authentisch wirkender Einblick in die Interaktion zwischen Kindern und Fachpersonal. Die erste Hälfte zeigt kürzere Einzelszenen, nach 45 Minuten liegt der Schwerpunkt dann auf Videografien – dokumentarischen Sequenzen ohne Schnitt und Kommentar. Allen gemeinsam ist der natürliche Umgang zwischen Betreuern – die meisten Akteure sind weiblich – und den Kindern. Die Erzieherinnen vermitteln

den Kindern Sicherheit, zeigen Interesse an ihren Themen und unterstützen so den "Flow": Die Kinder vergessen alles um sich herum, konzentrieren sich ganz auf ihre Aufgabe, entwickeln soziale, emotionale und kognitive Fähigkeiten weiter.

Zum Handwerkszeug gehören neben Rückmeldung durch Worte, Mimik und Gesten offene Fragestellungen, die Themen immer weiter vorantreiben. Das ist auch 2014 keine Selbstverständlichkeit, wie Fachberater Andreas Hirsch vom Amt für Bildung und Sport mit Blick auf die Forschung verdeutlicht: 80 Prozent der Fragen in Kitas sind geschlossene Fragen – und damit kontraproduktiv.

Für die Erzieherinnen geht das "GInA"-Prinzip in Form von Videografien weiter. Das rund 40 000 Euro teure Projekt soll zudem Schule machen: "Momente gestalten" wird Ende der Woche beim "Fachtag Sprache" in Stuttgart gezeigt und im Dezember in 16 000 Kopien an die Kindertagesstätten im Südwesten verschickt. Nicht nur Fachpersonal sollte den Film sehen, sondern "auch die Leute, die über die Gehälter der Erzieherinnen entscheiden", sagt Dietlinde Hess, Vorsitzende des Bürgervereins Dillweißenstein und frühere Leiterin des Kindergartens Huchenfeld.