Krankenhausclown DoDo zeigt Lars, was eine Springmaus ist – nicht zufällig ist das der Name des Fördervereins, ohne den es den Clown nicht gäbe. Foto: Schwarzwälder-Bote

In der Kinderklinik heitert Intensivpfleger Gert Oettinger kleine Patienten auf.

Pforzheim - Ginge er als Erwachsener über die Flure, würdigten ihn die Kinder und Jugendlichen keines Blickes, sagt Gert Oettinger.

Wenn er jedoch das Gesicht geschminkt, das blaue T-Shirt und die gelb-rot-karierte Latzhose angezogen hat, seine Füße in den weißen Turnschuhen mit den goldenen Glöckchen stecken und die Haare unter einem schwarzen Hut verschwinden – "dann bin ich ein Kind und werde von Kindern als ihresgleichen akzeptiert". Oettinger, 45, aus der Nähe von Karlsruhe ist Krankenhausclown. Einmal in der Woche, donnerstags von 14 bis 17 Uhr, wirbelt der zweifache Familienvater durch die Zimmer der Kinderklinik am Klinikum Pforzheim mit ihren knapp 60 Betten.

In einem liegt gut gelaunt Lars. Schwere Bronchitis. Der Vierjährige ist darauf vorbereitet, dass Clown DoDo auftauchen wird. Er hat seine Mama einen Luftballon aufblasen lassen mit Fingern. Und jetzt schneit DoDo ins Zimmer, begrüßt den kleinen Patienten überschwänglich. Und macht aus Versehen den Ballon kaputt. Lars bleibt cool, schaut den Seifenblasen hinterher, die DoDo in die Luft bläst. So wie später Lorena.

Und bei Lars zeigt DoDo den gleichen Trick wie eine halbe Stunde später bei Marko, Christopher und Mervin in deren Dreibett-Stube. Man kann nicht in jedem Zimmer die Zauberwelt neu erfinden. Außerdem ist der Inhalt seiner abgewetzten braunen Arzttasche erschöpflich. Nicht so die Fantasie der Kinder und das Improvisationstalent des Clowns. Ausgebildet als solcher wurde Oettinger an der Schule für Tanz und Theater in Hannover, packte noch eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung drauf, sammelte Erfahrungen auf Bühnen und absolvierte regelmäßig Fortbildungen.

Nie fehlen darf die Springmaus, ein mehrfach geknoteter Ballon, Namensgeber des gleichnamigen Fördervereins, im April gegründet, derzeit 18 Mitglieder: Eltern, Klinikpersonal, wohlmeinende Dritte. Vorsitzender ist Oberarzt Stephan Münzer. Den jährlichen Bedarf an Spenden, um sich den pädagogisch wertvollen Clown leisten zu können, beziffert Münzer auf 8000 bis 10 000 Euro.

Oettinger weiß, wie er sich zu bewegen hat in einem Krankenhaus, kennt den Klinikalltag, kennt Schicksalsschläge und manchmal auch die vermeintliche oder tatsächliche Ausweglosigkeit, weiß, wie Diagnosen wirken können – und weiß vor allem um die Macht und die Kraft des Lachens. Oettinger ist gelernter Intensiv-Krankenpfleger, übt diesen Beruf seit 20 Jahren an der anästhesiologischen Intensivstation des Städtischen Klinikums Karlsruhe aus und ist Praxisanleiter in der Fachweiterbildung. Die Arbeitszeit als Krankenpfleger hat Oettinger zugunsten von Clown DoDo in Karlsruhe um zehn Stunden reduziert. Eltern und Kinder danken es ihm, auch wenn ihn nicht überall lachende Gesichter empfangen. "Manche sind dabei, die heulen erstmal, wenn sie den geschminkten fremden Mann mit dem Hut und der roten Nase sehen", sagt er, "aber mit der Zeit werden sie immer neugieriger."

Kurzweil in der Notfallaufnahme

Denn DoDo sorgt nicht nur für Kurzweil in der Notfallaufnahme. sondern ist für manche Kinder mit längerer Verweildauer eine Konstante im Krankenstand. "Manchmal", sagt der Clown leise, "muss man sich auch mit einem unabwendbaren Schicksal auseinandersetzen".

Im Krankenhaus ist er der lebensbejahende, der jonglierende, modellierende, zaubernde Clown, der für drei Stunden seinen badischen Dialekt hinter angelerntem Holländisch zurückstellt, weil’s in deutschen Ohren so drollig klingt. Diesen Effekt kennt man spätestens seit Rudi Carrell.

"Durch das Erscheinen des Clowns rückt die Krankheit in den Hintergrund, und das Kindsein kann wieder Raum und Energie gewinnen", sagt Oettinger. Es hat den Anschein, als gäben ihm die Kleinen einen Teil der Energie zurück. Ein Kontakt zu Gert Oettinger alias DoDo ist unter krankenhaus-clown@web.de möglich.