Wie produktiv die kleinen Honigsammler waren, sieht Imker Peter Nillius beim Blick auf die Waben. Beim Tannenhonig fällt in diesem Jahr die Ausbeute allerdings mager aus. Foto: Schwarzwälder-Bote

Honigproduktion im Nordschwarzwald stellenweise mager

u Stiche beim Abstecher

Dreimal gestochen wird Peter Nillius beim Abstecher in den Engelsbrander Wald. "Das macht mir nichts aus", winkt der Bienenzüchter lässig ab. "Aber es gibt Menschen, die auf Bienenstiche allergisch reagieren", räumt er ein. Dass die Insekten stechen, sei bei seinen Völkern die Ausnahme. Denn: "Bis vor dem Zweiten Weltkrieg gab es bei uns eine Biene, die äußerst aggressiv war. Danach wurde bei uns die Carnica-Biene aus dem Bereich Kärnten eingeführt, die sich durch Sanftmut auszeichnet." Entscheidend für das Verhalten sei das Erbgut der Königin, das aggressive Nachkommen erzeugen könne. Doch es gebe einen Trick, um die Bienen friedlich zu stimmen: "Der Imker tauscht die Königin aus." Das geschieht normalerweise im Mai. Nillius zeigt Verständnis für die Insekten: "Sie verteidigen nur ihren Stock."

Enzkreis/Pforzheim. Gebückt nähert sich Peter Nillius dem Engelsbrander Waldrand unweit des Büchenbronner Aussichtsturms. Fast sieht es so aus, als ob der Eisinger Hobbyimker seinen neben Tannen platzierten vier Völkern, und vor allem den dort regierenden Königinnen, demütige Ehrerbietung erweisen würde.

Denn der 70-jährige ehemalige Geschäftsführer des Versandhauses Wenz hat eigentlich keinen erkennbaren Grund, sich zu krümmen. Schließlich macht er einen sportlichen Eindruck.

"Ich beobachte die Blätter der Bodenpflanzen", erklärt der Vorsitzende des Bienenzüchtervereins Pforzheim. Sein Begleiter schüttelt nur den Kopf, versteht nichts. "Die Fichte und die Tanne haben in manchen Jahren einen massenhaften Lausbefall. Diese Läuse saugen an den Trieben oder der Rinde den Zellsaft. Davon lebt die Laus."

Nillius ergänzt seine Info: "Was davon übrigbleibt, sind kleine Zuckertropfen. Einige davon tropfen vom Baum und hinterlassen auf den Blättern silberglänzende Spritzer. Wenn dieser Zustand flächendeckend ist, honigt der Wald." Erst jetzt wird die Sache klar: So entsteht also der Tannenhonig.

Wenn diese Situation eintritt, schwärmen nicht nur Bienen, sondern auch Züchter aus, um das köstliche Nahrungsmittel einzusammeln. Der Mann, der die meisten seiner Völker zu Hause in Eisingen oder im Pforzheimer Lehrgarten seines Vereins stehen hat, kann jedoch seine nützlichen Insekten nicht einfach mir nichts, dir nichts, irgendwohin zwischen dunkle Tannen verfrachten.

"Schon Anfang April habe ich von einem zuständigen Bienensachverständigen meine Völker untersuchen lassen und ein Gesundheitszeugnis bekommen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass ich mit meinen Bienen aus meinem Ortsbereich hinauswandern darf", informiert der Experte.

Nach der frühmorgendlichen Tour mit den Honigsammlern in den Nordschwarzwald – aufstehen ist bereits um 4.30 Uhr angesagt – sind die folgenden Tage spannend. "Tragen die Bienen eine Waldtracht ein?", ist die Frage, die sich Nillius immer wieder stellt.

Eine elektronische Waage meldet täglich die Gewichtsveränderungen, die Temperatur und die Regenmenge. "Nimmt das Gewicht zu?" Das Gegenteil ist der Fall: Leichte Abnahme. Enttäuschung macht sich breit. Dann plötzliche kommt die Zunahme um 1,9 Kilogramm an einem Tag. Es honigt!

Doch die Freude währt nur kurz: 50 Liter Starkregen auf den Quadratmeter wäscht alle Tropfen ab. Es braucht wieder ein paar Tage, bis die fleißigen Tierchen die Honigproduktion steigern. Nillius kann da nur neidisch an Freudenstadt und Loßburg denken, wo in diesem Jahr vor allem Berufsimker Tausende von Völkern aufgestellt haben, um über Zunahmen von bis zu acht Kilogramm pro Tag zu jubeln.

Doch der Eisinger bleibt seinem Waldstandort bei Engelsbrand treu, obwohl er in manchen Jahren mit seinen Bienen in die Pfalz oder in die Rheinebene tourte. "Reicht es noch für eine Schleuderung?", lautet seine bange Frage. "Ja es reicht, aber es könnte besser sein", legt er sich fest.

"Na dann ist ja alles bestens, und wir können der Dinge harren, die da kommen", wagt sich sein Begleiter ein Stück weit vor.

Auch damit liegt er – wieder einmal – falsch, während sie an der gefährlichen Bienen-Einflugschneise im Wald stehen. "Spätestens Mitte August sollte man die Völker aus dem Wald zurückholen. Sie sind schwächer geworden, ziehen nicht mehr viel Brut nach, und vor allem steht die Behandlung gegen die Varroamilbe an. Wenn man zu spät behandelt, sind die Völker meistens nicht mehr zu retten", nennt er die nächsten seiner wichtigen Schritte.

"Nur gut, dass Honig ein gesundes Lebensmittel ist", hoffe ich, den Nagel auf den Kopf zu treffen. Der Vorsitzende des Pforzheimer Imkervereins bekommt regelmäßig von der Uni Hohenheim den Auftrag, Honigproben zu ziehen. Sicher ist eben sicher.