Sinn und Nutzen der Forstreinrichtung erläuterten am Grunbacher Gabelmissweg im Gemeindewald Engelsbrand (von rechts): Forsteinrichter Jörg Puchta von der Forstdirektion Freiburg, der stellvertretende Leiter des Forstamts Enzkreis, Philipp Schweigler, und Revierleiter Patrick Linse. Foto: Schwarzwälder-Bote

In Engelsbrand arbeiten Experten an neuer Forsteinrichtung

Engelsbrand-Grunbach. Als Waldpfleger will der Revierleiter des Engelsbrander Gemeindewalds, Patrick Linse, seine Tätigkeit und die seiner Kollegen verstanden wissen. Man sei Sachwalter des Waldbesitzers.

Das erfordere Fachwissen und Fingerspitzengefühl. Soll ein Baumstamm gefällt werden, kann der Fachmann abschätzen, welchen Lichtvorteil und welches Entwicklungspotenzial das für die niedrig stehenden und unterschiedlich stark ausgeprägten Pflanzen am Boden bedeutet. Jeder Förster übernimmt Verantwortung für die nächsten 100 bis 200 Jahre.

Alle zehn Jahre steht die Forsteinrichtung an, die sich nach Angaben von Jörg Puchta in drei Abschnitte gliedert. Am Anfang steht die Bestandserfassung. Anhand von Skizzen und transparenten Blättern kann man Altbestände und Neuabgrenzungen voneinander unterscheiden. Hinzu kommen Infrarot-Luftbilder und weitere Hilfsmittel. Gab es zuvor keine Betriebsinventur, helfe der grüne Daumen allein nicht weiter, sagt der Forsteinrichter, und hält ein Prisma hoch, mit dem eine qualifizierte Schätzung vor Ort möglich wird.

Schaue man sich am Grunbacher Gabelmissweg mit dem Prisma um, komme man auf 450 Festmeter Holz pro Hektar. Das entspreche theoretisch 20 Lastwagenladungen. In einem weiteren Schritt am Schreibtisch wird kontrolliert, ob die Vorgaben der zurückliegenden Forsteinrichtung eingehalten wurden. Der Planungsteil bezieht sich auf die kommenden zehn Jahre.

Laut Philipp Schweigler, dem stellvertretenden Leiter des Enzkreis-Forstamts, ist die Forsteinrichtung das Führungs- und Planungsinstrument für den Forstbetrieb. Dabei werde mit großem Aufwand jeder einzelne Waldbestand begangen und begutachtet.

Heutzutage diene die Forsteinrichtung dazu, dass alle Waldfunktionen wie Naturschutz, Erholung oder Holznutzung nachhaltig erfüllt würden und der Wald somit in Balance gehalten werden könne. Zur Besonderheit des 410 Hektar großen Gemeindewalds Engelsbrand zählt der hohe Weißtannenanteil. "Deren Holzeigenschaften sind mit der Fichte vergleichbar. Allerdings ist die Weißtanne aufgrund ihrer Pfahlwurzel weniger anfällig gegen Stürme und zudem resistenter gegen Trockenheit, was ein wichtiger Aspekt in Zeiten des Klimawandels ist", erläutert Schweigler.

Die Weißtanne solle daher die vorherrschende Baumart im Engelsbrander Gemeindeforst bleiben.

Die nachhaltige Tannenbewirtschaftung ist so vorbildlich, dass der Engelsbrander Gemeindewald als Schulungsfläche fungiere.