Die Bürgermeisterkandidaten Cornelia Koller (links) und Sven Holder (rechts) stellten sich in der Silberdistelhalle vor und beantworten Fragen der Zuhörer. Als Moderator fungierte der bis 31. Januar amtierende Bürgermeister Frank Buob. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Cornelia Koller und Sven Holder stellen sich bei Bürgermeisterkandidatenvorstellung Fragen der Einwohner / Lebhafte Diskussion

Von Manfred Köncke

Egenhausen/Pfalzgrafenweiler. Am 9. November sind 1532 Einwohner aus Egenhausen aufgerufen, einen neuen Bürgermeister zu wählen. Zwei Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Frank Buob, der nach 24 Jahren in die Privatwirtschaft wechselt. Sie präsentierten sich bei der offiziellen Vorstellung. Sven Holder (33) aus Pfalzgrafenweiler und Cornelia Koller (31) aus Stuttgart hatten jeweils 15 Minuten Zeit, in der voll besetzten Silberdistelhalle ihre privaten Verhältnisse und den beruflichen Werdegang zu schildern – und weshalb sie gerne auf dem Chefsessel im Rathaus sitzen möchten.

Und welchen Stellwert nimmt die Kirche ein?

Gemeindeamtsmann Holder hatte seinen Hut bereits am 12. September in den Ring geworfen, Politikwissenschaftlerin Cornelia Koller erst am 8. Oktober und damit wenige Tage vor Ablauf der Bewerbungsfrist. Ein Grund sei für sie nicht nur gewesen, "dass mich diese Aufgabe reizt", sondern "damit die Bürger von Egenhausen eine Wahl haben", ließ sie die 300 Zuhörer im Saal wissen. Sollte am 9. November keiner der beiden Kandidaten auf Anhieb 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, findet am 30. November ein zweiter Durchgang statt.

Holder ist gebürtiger Oberreichenbacher. Im September 2002 hat er die Ausbildung zum gehobenen, nichttechnischen Verwaltungsdienst begonnen. Nach dem erfolgreichen Studium an der Fachhochschule in Kehl war Hüttisheim im Alb-Donau-Kreis seine erste Dienststelle. In der 1355 Einwohner zählenden Gemeinde habe er vielfältige Aufgaben erledigen müssen. "die auch in Egenhausen anfallen".

Keine Verschuldung, der beitragsfreie Kindergartenbesuch, eine "hervorragende" Infrastruktur", viele aktive Vereine ("Ich war früher Jugendleiter und Jugendtrainer im Tischtennis") und zahlreiche kirchliche Gruppen sind für den Diplom-Verwaltungswirt optimale Voraussetzungen einer erfolgreichen Bürgermeistertätigkeit. Sein Fachwissen und die langjährige berufliche Erfahrung – zuletzt als Sachgebietsleiter in der Gemeinde Pfalzgrafenweiler – kämen ihm dabei zupass.

Cornelia Koller verzichtete auf eine lange Aufzählung ihrer beruflichen Vorgeschichte, die sie unter anderem nach Spanien, Straßburg und Brüssel führte, wo sie sich in Ministerien und Landesvertretungen das nötige wirtschaftliche und verwaltungstechnische Wissen angeeignet habe.

Wichtiger erscheint ihr, im Rathaus Egenhausen "gute Arbeit zu leisten" und mit Menschen und Organisationen "partnerschaftlich und menschlich" umzugehen. Ihr Ziel sei es, dafür zu sorgen, dass Egenhausen auch in Zukunft schuldenfrei bleibt, Eltern ihre Kinder weiter kostenlos in den Kindergarten schicken können, junge Familien einen Bonus beim Kauf eines Bauplatzes erhalten und "weitere, gewerbliche Bauflächen bereitgestellt werden", damit sich auswärtige Firmen niederlassen und "auf diese Weise zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden".

Nach der Vorstellung der beiden Kandidaten entspann sich eine lebhafte Diskussion. Hans Kern wollte von Koller wissen, wie sie als Politikwissenschaftlerin vielfältige Verwaltungsaufgaben bewerkstelligen wolle ("Ich lerne schnell dazu"), Wilfried Steeb befürchtet, dass Egenhausen "untergehen" könnte, weil die Stuttgarterin gewohnt sei, international zu denken und zu handeln ("Über den Tellerrand zu blicken, kann nie schaden"), Jochen Kopp und Klaus Rath fragten, welchen Stellenwert bei der Bewerberin die Kirche einnimmt ("Einen großen" – wobei die Nächstenliebe entscheidend sei), Rektor Dirk Seifert interessierte, was sie tun könne, um den Standort Egenhausen mit zurzeit 87 Grundschülern zu erhalten ("Dafür werde ich mich mit ganzer Kraft einsetzen") und Wolfgang Käppeler hakte nach, warum Cornelia Koller in ihrem Wahlprogramm ausdrücklich betont, parteilos zu sein ("Ich will von keiner Seite beeinflusst werden").

Sven Holder bekam zum größten Teil die gleichen Fragen gestellt. Er will sich dafür einsetzen, dass alte und leer stehende Gebäude in der Ortsmitte von Egenhausen mit Hilfe von Fördermitteln saniert oder abgerissen werden, hat die Verwertung der Gewerbebrache Wolf im Auge, sagte, dass der christliche Glaube "für mich und meine Frau sehr wichtig ist" und durch seine Parteilosigkeit gewährleistet sei, "dass ich für alle gleichermaßen da bin".

Nach weiteren Fragen beendete Bürgermeister Buob die einstündige Runde in der Hoffnung, dass am Sonntag, 9. November, eine Wahlbeteiligung "von mindestens 50 Prozent erreicht wird". Alles andere sei für ihn – wie in einigen Gemeinden bereits traurige Wahrheit – "beschämend".