Sangen gemeinsam zum Auftakt des "Schwobaobends" in der Waldsägmühle: Renate Eitel, ihre siebenjährige Großnichte Celeste Pagella und Musiker Peter Faißt Foto: Hotel Waldsägmühle Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Autorin Renate Eitel besteht in Kälberbronn ihre Feuertaufe mit Bravour

Pfalzgrafenweiler-Kälberbronn. Wenn sich ein Schwabe auf Hochdeutsch versucht, erntet er mitunter Spott. So ist es selbst Friedrich Schiller ergangen, als er Herzog Carl Eugen aus "Schduagert" entwischte. "Trotzdem ist aus ihm einer der größten deutschen Dichter geworden", sagte Renate Eitel mit einem Zwinkern im Hotel Waldsägmühle.

Gemeinsam mit der Hoteliersfamilie Ziegler hatte die Buchautorin aus Pfalzgrafenweiler zum "Schwobaobend" eingeladen, um schnell die Lacher auf ihrer Seite zu haben. Denn in der Zinsbachstube des Hotels ging es an diesem Abend nicht immer bierernst zu, als Renate Eitel aus ihrem 252-seitigen Werk "Wo Fuchs on Has Guat Naacht gsait hen…" zitierte und andere "G’schichtle", die das Leben so schrieb, zum Besten gab.

In der Pause werden fleißig Bücher signiert

Zum ersten Mal überhaupt wagte sich die Autorin, die in den Pausen fleißig ihre Bücher signierte, in eine solche Runde. Ihre Feuertaufe bestand sie allerdings mit Bravour. "Da kann man noch was lernen", staunte nicht nur Musiker Peter Faißt, der den "Schwobaobend" auf seinem Akkordeon begleitete, über so viel schwäbische Weisheit. Zwischen Maultäschle auf Kartoffelsalat, Feldsalat mit Speck und der traditionellen Flädlesupp‘ servierte Renate Eitel mal leicht zu verdauende Wort-Kost und dann wieder Deftig-Nachdenkliches.

Mancher Zuhörer nickte zustimmend, als Renate Eitel von der Ankunft des Bodensee-Zeppelins in Besenfeld berichtete, und der arme Jakob – neugierig wie er war – im Fenster seines Aborts mit herunter gelassener Hose steckenblieb, weil er das Wunder der Technik nicht verpassen wollte. Der Schreiner musste ihn schließlich aus seiner misslichen Lage befreien. Ein andermal wollten die Schwestern von Heiligenbronn den Arbeitern auf der nahen Baustelle etwas Gutes tun. Doch bevor sie ihre Kochkünste an die Männer vom Bau verteilten, sollten die noch ihr kirchliches Wissen unter Beweis stellen. Der Vorarbeiter hatte freilich mit "Pontius Pilatus" nicht allzu viel am Hut und rief in die Runde, wer denn auf der Baustelle diesen Namen trage: "Da isch sei Alde und will ihm’s Essa bringa!"

Eines ist seit dem "Schwobaobend" in der Waldsägmühle auf jeden Fall Gewissheit: Der Adam kann gewiss kein Schwabe gewesen sein, sonst hätte er ja den Apfel im Paradies gleich vermostet. Nun ja, wie sagte doch Thaddäus Troll, als er seine Landsleute selber karrikierte: "Ein Hochdeutsch sprechender Schwabe zeigt deutliche Anzeichen einer beginnenden Geisteskrankheit."

Auch Gerichte konsequent schwäbisch

Doch soweit kam es an diesem Abend gar nicht. Renate Eitel hatte mit der Art zu reden, "wie ihr der Schnabel gewachsen war", von Anfang an das Publikum auf ihrer Seite. Das wiederum labte sich nicht nur an den schwäbischen Anekdötchen, sondern auch an gefüllter Kalbsbrust mit geschmortem Filderkraut und handgeschabten Spätzle. Das Küchenteam hatte sich bis zum Pfannkuchen-Dessert mit Äpfeln von heimischen Streuobstwiesen und Waldhonigeis auf diesen Abend konsequent schwäbisch eingelassen. Dazu passte ein Trollinger oder Lemberger.

"Heimat ist da, wo die Wälder rauschen", wurde Renate Eitel fast schon philosophisch, bevor sie den Heimweg antrat, "das steckt tief in einem drin." Wer sich für den Erhalt der Mundart einsetze, der tue das auch in Ehrfurcht vor seinen Ahnen, sagte sie, während Erwin Epple ein Intermezzo alter schwäbischer Volksweisen anstimmte.