Sprachen über Erneuerbare Energien und die Elektromobilität (von links): Die Vorstände der Weiler Wärme eG Thomas Kindermann, Klaus Gall und Siegfried Neub mit Minister Franz Untersteller und dem Grünen-Kandidaten Andreas Kubesch. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahl: Franz Untersteller zu Besuch bei Weiler Wärme / Einladung zu Treffen mit Genossenschaftsverband

Viel Lob bekam die Weiler Wärme eG von Franz Untersteller, der die Genossenschaft gestern Nachmittag mit dem Kandidaten der Grünen für die Bundestagswahl im Wahlkreis Calw/Freudenstadt, Andreas Kubesch, in Pfalzgrafenweiler besuchte.

Pfalzgrafenweiler. "Ich freue mich sehr, dass ich meinen Lieblingsminister begrüßen darf", erklärte Kubesch, der sich als Diplom-Ingenieur FH Forstwirtschaft und Aufsichtsratsmitglied einer Bürgerenergiegenossenschaft in seinem Heimatort Neubulach über die Zusage des Landesministers für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft auf seine Anfrage hin gefreut hatte.

Die Vorstände Klaus Gall und Siegfried Neub legten den Gästen eine beeindruckende Bilanz vor: 800 Genossenschaftsmitglieder, ein 28 Kilometer langes Nahwärmenetz, an das rund 550 Gebäude angeschlossen sind und ein Wärmevertrieb von 20000 Megawattstunden pro Jahr. Vor allem von den jüngsten Aktivitäten, dem Anschluss von 50 Gebäuden im Ortsteil Durrweiler, was einer Anschlussdichte von 90 Prozent entspricht, zeigte sich der Minister beeindruckt.

Größtes Nahwärmenetz

In Baden-Württemberg, dem Bundesland mit den meisten Bioenergiedörfern, sei Pfalzgrafenweiler das Bioenergiedorf mit dem größten Nahwärmenetz, lobte er. Dass es auch noch aus der Bürgerschaft heraus entstanden sei, könne er nicht hoch genug schätzen. "Das ist eine tolle Entwicklung – Hut ab", so der Minister. Klaus Gall bezifferte die CO2-Einsparung durch die Weiler Wärme auf 5714 Tonnen und sprach von einer Wertschöpfung für Pfalzgrafenweiler und die Region in Höhe von einer Million Euro pro Jahr. Den Minister freute auch diese Aussage.

Atom- und Kohleausstieg sind seiner Meinung nach beschlossene Sache, wolle man die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen. "Das wird gar nicht anders gehen, egal wie die Bundestagswahl ausgeht", ist er überzeugt.

Auch darüber, dass das erwirtschaftete Geld für die Wärmeproduktion im Ländle bleibt und "nicht mehr zu Autokraten und Scheichs" fließe, freute er sich. Diese Vorgehensweise sichere nicht nur Arbeitsplätze, sie sei auch ein "Beitrag zu mehr Sicherheit", argumentierte er.

Aber auch das Car-Sharing-Modell, das die Weiler Wärme mit fünf unterschiedlichen Fahrzeugmodellen und vier eigenen Ladestationen im Ort betreibt, gefiel dem Grünen-Minister. Andreas Kubesch wollte wissen, ob dadurch jetzt mehr Personen mit E-Autos unterwegs seien. "Ja", sagte Klaus Gall. "Es waren einige da zum Probefahren und haben danach ein eigenes E-Auto gekauft." Denn E-Mobilität mache Spaß, so Gall weiter. "Diejenigen, die es ausprobiert haben, waren alle begeistert", sagte er.

Probleme mit Vorschriften

Untersteller ist sicher: "Die Elektromobilität wird kommen." Die Diskussion um das "Wann" hält er allerdings für überflüssig. Denn schon beim Handy habe es innerhalb kürzester Zeit einen technischen Umbruch gegeben, den man so nicht erwartet hätte, blickte er zurück. Nach Gesprächen mit Vorständen aus der Automobilbranche hält er eine solche Entwicklung auch bei der Elektromobilität für möglich.

Siegfried Neub informierte über die Versorgung der Weiler Wärme mit Eigenstrom und die Probleme mit Gesetzesvorschriften und Vorgaben der Regulierungsbehörde, das eigene Netz in der Siedlung Heide betreffend. "Das Konzept würden wir gerne auf die gesamte Gemeinde übertragen", schaute der Vorstand, der von einer Dezentralisierung sprach und davon, dass es vor 100 Jahren eine "Dampfe" in Pfalzgrafenweiler gegeben habe, in die Zukunft. "Das Produkt kommt wieder zurück in den Ort", sagte Neub, der die Stromnetze auch für die Elektromobilität aufrüsten möchte.

Er ließ keinen Zweifel dran, dass die Weiler Wärme in der Lage wäre, 100 Prozent an regenerativem Strom selbst zu erzeugen. "Bei uns wäre die Energiewende gelungen", so Neub mit Blick auf den bevorstehenden, wegweisenden Gerichtsentscheid. Er, und auch die anderen Vorstände und Aufsichtsräte, wünschen sich von den Politikern für Bürgergenossenschaften bessere Rahmenbedingungen. Daran ließen sie keinen Zweifel. Doch dem Minister scheinen die Hände gebunden. Denn diese lägen, wie er betonte, bei EU und beim Bund oder, wie im Fall der Genehmigung für eine Kundenanlage, bei der Landesregierungsbehörde. Sie sei, betonte Untersteller, eine unabhängige Behörde. "Das einzige was ich entscheiden darf ist, wer sie leitet".

Blick auf Förderprogramm

Was er aber tat: Er lud den Vorstand der Weiler Wärme zu einem Treffen des baden-württembergischen Genossenschaftsverbands mit der Landesregierung ein, damit er dort das Konzept der Bürgergenossenschaft vortragen kann. Untersteller wies auch auf das Nachfolgeprogramm zur Förderung von Bioenergiedörfern hin: "Falls sie weiter ausbauen wollen, schauen sie sich unser Förderprogramm an."