Die Ziegen genießen ihr kleines Paradies im Zinsbachtal. Doch über der beschaulichen Anlage hängt nicht nur der letzte Winterschleier, sondern mittlerweile auch reichlich Bitterkeit. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Über der Idylle um die kleine Ziegenherde im Zinsbachtal hängt der Verdruss

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler. Ein Inhaberwechsel hatte den Fortbestand der kleinen Ziegenfarm im Zinsbachtal sichern sollen. Doch nun herrscht Verdruss zwischen Gründer und Nachfolger. Statt Harmonie gibt es Vorwürfe. Was aus dem kleinen Idyll wird, scheint ungewiss. Über die Wiese im Zinsbachtal springt eine Herde Ziegen. Es ist ein Kleinod. Holzzaun und Bachlauf fassen das weitläufige Grundstück ein, darauf stehen ein Schuppen, ein Unterstand und eine Hütte, vor der liebevoll ein eingefriedeter Grillplatz gestaltet wurde. Harry Loepke hatte das kleine Idyll vor über 40 Jahren geschaffen und mit Hingabe gepflegt. Als Berufssoldat hatte er sich dort immer wieder Ruhe und Kraft geholt, wie er erzählt. "Die Tiere waren manchmal besser versorgt als ich." Mit der Zeit wurde aus der kleinen Farm im Zinsbachtal ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher.

Doch vor einigen Jahren verstarb Loepkes Frau. Vergangenen Herbst verschlechterte sich auch sein Gesundheitszustand. Er musste ins Krankenhaus, konnte die Tiere nicht mehr versorgen. "Es war mein Anliegen, dass das Ganze in gute Hände kommt und weitergeführt wird, wie es ist", erzählt Loepke am Telefon. In der Familie Hirschfeld, die in Edelweiler einen mehrfach ausgezeichneten Ferienhof führt, schien der passende Nachfolger in unmittelbarer Nachbarschaft gefunden zu sein. Doch statt harmonischer Fortsetzung eines Idylls herrscht nun Verbitterung.

Klare mündliche Vereinbarungen sollten den Fortbestand der Anlage sichern. Aber dann, so Loepkes Vorwurf, sei ein großer Teil der Herde "abgeschlachtet" worden – darunter auch trächtige Tiere. "Es hat mir sehr wehgetan." 30 Ziegen sollen es laut Loepke einmal gewesen sein.

Dorothee Hirschfeld, die sich gemeinsam mit ihrem Mann Friedrich zur Übernahme der Anlage bereiterklärt hatte, nennt bei telefonischer Nachfrage eine andere Zahl: "Als wir es übernommen hatten, waren es 18." Auf die Frage, ob denn trächtige Tiere zur Schlachtung gekommen seien, reagiert Hirschfeld perplex: "Um Gottes Willen, nein." Allerdings berichtet sie von gesundheitlichen Problemen innerhalb der Herde, die halbwild lebt, und im Bereich der Klauenpflege erhebliche Mängel aufgewiesen habe. Inzucht hatte überdies zu mehreren Totgeburten geführt. "Es war schlimm, das anzuschauen", blickt die Landwirtin zurück.

Einige der großen Tiere waren laut Hirschfelds Schilderung zudem gesundheitlich so am Rande, dass auch der Tierarzt keinen Ausweg mehr sah. "Ich wollte es Herrn Loepke erklären", meint Hirschfeld. "Aber er ist nicht zugänglich." Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sie versucht, die Anlage im Sinne Loepkes weiterzuführen. "Er hat es wunderbar aufgebaut, und die Ziegen haben dort unten ein Paradies." Der Zustand von Gehege und Stall sei zuletzt allerdings sehr verwahrlost gewesen. Allein ihr Mann habe 15 Anhängerladungen voll Mist aus dem Stall im Zinsbachtal geholt, berichtet Hirschfeld. Zudem muss die Familie die Vorschriften des Veterinäramts im Auge behalten, das für einen Landwirtschaftsbetrieb wie den Hirschfeldhof andere Auflagen macht, als für eine reine Freizeitanlage.

Dass es durch Loepkes Krankheit viel Nachholbedarf bei der Anlage geben würde, sei ihr klar gewesen, erklärt Dorothee Hirschfeld. "Aber ich kann alles nur peu à peu nachschaffen. Ich habe auch noch einen Betrieb zu führen." Beim Gang über das Grundstück einige Tage später ist der Landwirtin die Bitterkeit dann deutlich anzuspüren. Die Ziegenherde springt in sicherem Abstand zum Besucher über die Wiese und macht sich über die Inhalte des abendlichen Schroteimers her. Der Anlage selbst sind noch die Wintermonate anzusehen, über dem Ganzen hängt der Verdruss.

Er habe mehrfach nachgefragt, ob alles ginge, meinte Loepke im Telefongespräch. "Ich dachte, ich gebe es jemandem, den ich gut kenne. Aber offensichtlich kannte ich ihn nicht gut genug." Dorothee Hirschfeld dagegen berichtet ihrerseits von wiederholten Hilfsanfragen bei Harry Loepke, die von ihm stets abgewiesen worden seien. Dafür schildert sie dramatische Umstände, unter denen die Familie dem Nachbarn bei der Einweisung ins Krankenhaus geholfen hatte. Nun fühlt sie sich für ihre Hilfsbereitschaft bestraft. Beim Gang durch das Zinsbachtal meint Hirschfeld schließlich: "Er wollte nie abgeben." Loepke habe immer einen Schlüssel behalten und sei nach wie vor regelmäßig vor Ort. Sie habe sich die Sache deshalb nochmals überlegt, sagt Hirschfeld: Loepke könne seine Farm wieder haben.