Die Bilanz der Weiler Wärme für 2016 kann sich sehen lassen. Sie wurde bei der Hauptversammlung von den Vorständen Thomas Kindermann, Siegfried Neub und Klaus Gall (von links) präsentiert. Fotos: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Hauptversammlung: Bilanz der Genossenschaft kann sich sehen lassen / Fokus liegt nun auf den Teilorten

Steigende Mitgliederzahlen und ein kontinuierlich wachsendes Nahwärme- und Stromnetz in Pfalzgrafenweiler – die Bilanz der Weiler Wärme eG für das Jahr 2015 kann sich sehen lassen. Kein Wunder, dass sich nun auch die Teilorte für das Angebot interessieren.

Pfalzgrafenweiler. Aufsichtsratsvorsitzender Frank Nitschke hieß am Donnerstagabend zahlreiche Mitglieder und Gäste in der Festhalle willkommen. Von den Vorständen Klaus Gall, Siegfried Neub und Thomas Kindermann erfuhren sie, was sich bei der Genossenschaft im vergangenen Jahr alles getan hat und welche Projekte künftig anstehen.

Die Mitgliederzahl sei von 609 auf 654 und damit um sieben Prozent angestiegen, freute sich Klaus Gall. Eine Steigerung um acht Prozent habe es bei den Geschäftsanteilen der Mitglieder gegeben, die zum Jahresende bei 1815 lagen. Das Geschäftsguthaben betrug 907 500 Euro. Aktuell zählt die Weiler Wärme eG 737 Mitglieder.

Rund 850 Meter Wärmeleitungen wurden 2015 verlegt und das Leitungsnetz auf eine Gesamtlänge von über 26 Kilometer erweitert. 2016 kamen weitere 2,2 Kilometer hinzu. Dank 51 neuer Hausanschlüsse hat sich die Anzahl der durch Nahwärme versorgten Gebäude 2015 auf 465 erhöht. Inzwischen sind es nahezu 500. An die Anschlussnehmer wurden 2015 rund 17 000 Megawattstunden Wärme verkauft, was einer Heizölmenge von über zwei Millionen Liter entspreche, erklärte Klaus Gall. Als erfreulich bezeichnete er auch die Bilanz der Photovoltaikanlagen beim Schulzentrum und im Gewerbegebiet Schollenrain. Mit der Anlage auf dem Schulhausdach wurden mehr als 105 000 Kilowattstunden Strom produziert. Die Gemeinde, die ihre kommunalen Gebäude angeschlossen hat, spare dadurch 33 000 Euro pro Jahr. Die Freiflächenanlage habe im vergangenen Jahr 330 000 Kilowattstunden erwirtschaftet, ließ Gall wissen, der die Strommenge mit dem Verbrauch von 70 Haushalten gleichsetzte und meinte, die Elektromobile der Genossenschaft könnten damit mehr als 2,5 Millionen Kilometer zurücklegen.

Genug Arbeit

"Wir haben 2015/2016 keine neue Anlage gebaut – das ist man von der Weiler Wärme nicht gewohnt", scherzte Siegfried Neub. Arbeit habe es dennoch genug gegeben. Neben dem Leitungsbau und der Nachverdichtung in den erschlossenen Gebieten sei die Inbetriebnahme des neuen Werks II im Fokus gestanden. "Die Wärmeversorgung ist in trockenen Tüchern", ist sich Neub sicher. Auch beim Hackschnitzelvorrat sei man für die nächste Wintersaison gut aufgestellt: "Wir haben genug Holz vor der Hütte – der Winter kann kommen." Anders beim Strom. Die Genossenschaft sei dabei, ein eigenes Netz aufzubauen. Deshalb werde überall dort, wo Nahwärmeleitungen verlegt werden, auch eine Stromleitung mit verlegt, erklärte Neub, der weiter in die Zukunft blickte – auf ein intelligentes Stromnetz dank Glasfaser. Mit "Smart Grid" könnte die Weiler Wärme irgendwann ganz Pfalzgrafenweiler mit eigenem Strom versorgen, ist er sich sicher.

Um das Aufgabengebiet auch noch um "die Versorgung der Mitglieder durch Telekommunikationsleistungen" zu erweitern, holte sich der Vorstand bei der Hauptversammlung die Zustimmung der Mitglieder für die erforderliche Satzungsänderung. Das neue Motto der Genossenschaft lautet nun "Wir nehmen unsere Eigenversorgung/Infrastruktur vollends in die eigene Hand!". Doch immer mehr Leitungen und immer neue Aufgaben müssen auch finanziert werden. Und so schlugen Vorstand und Aufsichtsrat gemeinsam vor, auf eine Dividendenausschüttung zu verzichten und den Bilanzgewinn in Höhe von knapp 42 000 Euro für eine Aufstockung der Rücklagen und für Investitionen zur Verfügung zu stellen. Die Mitglieder waren auch damit einverstanden.

Von Thomas Kindermann erfuhren sie mehr über die Finanzen der Genossenschaft. Demnach haben sich im abgelaufenen Geschäftsjahr das Anlagevermögen auf 9,01 Millionen Euro und das Umlaufvermögen auf 579 000 Euro erhöht. Gestiegen sind gleichzeitig die Verbindlichkeiten bei Banken auf knapp 2,84 Millionen Euro. Die Nachrangdarlehen durch die Mitglieder stiegen auf fast 2,75 Millionen Euro.

Mitglieder stimmen zu

Nach dem Prüfbericht von Johannes Göbel vom baden-württembergischen Genossenschaftsverband und dem Bericht des Aufsichtsrats, vorgetragen durch die stellvertretende Vorsitzende Ute Wittlinger, stimmten die Mitglieder am Ende auch dem Jahresabschluss zu. Überall dort, wo die Weiler Wärme über keine eigenen Stromleitungen verfügt, gebe es die Möglichkeit, so der Vorstand, über die Bürgerwerke eG Ökostrom zu beziehen. Thomas Nußbaum berichtete in seinem Vortrag über die Genossenschaft, der auch die Weiler Wärme angehört. Bevor sich alle beim Ständerling zu Gesprächen um die Stehtische versammelten, erklärte Klaus Gall abschließend: "Der große Fokus liegt nun auf den Teilorten – das Interesse ist sehr groß."