Erst jetzt zeigt sich das gesamte Ausmaß der Feuerschäden. Der Brand hat in der Pfalzgraf Konditorei alles zerstört. Foto: Sannert

Nach Großbrand zeigt sich gesamtes Ausmaß der Katastrophe. Plünderer befürchtet. Bei Starkregen droht Kollaps.

Pfalzgrafenweiler - Tag drei nach dem verheerenden Brand in der Pfalzgraf Konditorei in Pfalzgrafenweiler: Noch immer sind Einsatzkräfte der Feuerwehr als Brandwache vor Ort. Um die Mittagszeit hat die Kriminalpolizei ihre Ermittlungen aufgenommen.

Erst jetzt zeigt sich das gesamte Ausmaß der Katastrophe: Zersplitterte Fensterscheiben geben den Blick frei in die völlig zerstörten Firmengebäude, auf eingestürzte Decken, verkohlte Wände und verbogene Stahlträger. Das Feuer, das am Samstagabend ausgebrochen ist und von Handwerkern entdeckt wurde, hat alles zerstört, auch den Neubau, in dem die Produktion erst vor Kurzem angelaufen war.

350 Feuerwehrleute, dazu 60 Rettungskräfte und 16 Polizeibeamte waren seither rund um die Uhr im Einsatz. "Wir müssen dringend unsere Kräfte schonen", sagt Hartmut Kalmbach. Dem Kommandanten der Feuerwehr Pfalzgrafenweiler und Einsatzleiter vor Ort ist die Erschöpfung anzumerken. Seit drei Tagen ist er mit seinem Stellvertreter Steffen Kaiser und einem siebenköpfigen Team im Dauereinsatz. Das Führungsteam hatte die Aufgabe, den Einsatz der Feuerwehren aus Freudenstadt und Horb, Dornstetten, Waldachtal, Grömbach, Wörnersberg und Altensteig-Spielberg in einem Dreischicht-Betrieb zu koordinieren. Die meisten von ihnen wurden bereits abgezogen.

Einsturzgefahrt ist noch immer groß

Doch unter den eingestürzten Wandteilen gibt es noch etliche Brandnester, zu denen die Feuerwehr nicht durchdringen kann und es auch gar nicht darf. Denn außer den Brandermittlern der Kriminalpolizei hat niemand Zutritt – zu groß ist die Einsturzgefahr.

Hartmut Kalmbach hofft, dass die Feuerwehr ihre Brandwache bald beenden kann. "Das ist unser Ziel für den Tag vier nach der Brandkatastrophe", so Kalmbach. Er weiß: Nicht nur der Mensch braucht eine Pause, auch die Ausrüstung sollte dringend gereinigt und gewartet werden.

Im Fall der insgesamt vier Kilometer langen Schläuche hat die Schlauchwerkstatt Calw ihre Hilfe angeboten. "Wir werden sie gerne annehmen", so Kalmbach.

Sobald die Feuerwehr abrückt, muss die Firma Pfalzgraf selbst für den Gebäudeschutz sorgen und die Brandruine gegen Schaulustige und Plünderer sichern – ob mit eigenem Personal oder durch eine Sicherheitsfirma. Und es muss ein Fachbetrieb her, der mit schwerem Gerät mit den Räumarbeiten beginnt. Die Feuerwehr Pfalzgrafenweiler wird aber auch dann noch Gewehr bei Fuß stehen. Denn, sollten die Glutnester wieder aufglimmen und Teile der Gebäude erneut Feuer fangen, müsste sie erneut ausrücken.

Hartmut Kalmbach treibt aber noch ein anderes Problem um, das auf die Feuerwehr und auf die Gemeinde Pfalzgrafenweiler zukommen könnte. Nämlich dann, wenn es zu regnen beginnt und das kontaminierte Löschwasser im Keller der Brandruine überzulaufen droht. "Das wäre ein Killer für die Kläranlage", weiß Hartmut Kalmbach, der alles daran setzt, den biologischen Kollaps der Verbandskläranlage im Tal zu verhindern.

Löschen nur mit Wasser war nicht möglich

Zusätzlich müsste auch das Dachwasser abgefangen werden, bevor es völlig ungeklärt drunten im Vörbach ankommt und das Wasser verseucht. Zweieinhalb Tonnen Schaummittel kamen bei dem Brand zum Einsatz, um das brennende Kühlhochregallager zu löschen, in dem nach dem Einsturz Unmengen an Waren aus zumeist pflanzlichen Fetten übereinander lagen. Das Löschen allein mit Wasser war hier nicht möglich, macht Kalmbach deutlich.

Für alle anderen Firmengebäude musste Löschwasser aus der Umgebung ins Gewerbegebiet transportiert werden. Denn das Wasser aus dem Leistungsnetz der Gemeinde reichte bei Weitem nicht aus. 200 Kubikmeter konnte die Feuerwehr von den nahen Firmen Gwinner und Dietz herbeischaffen. Weitere 600 Kubikmeter wurden aus Bösingen nach Pfalzgrafenweiler herübergepumpt, so der Feuerwehrkommandant, der seine Kameraden auch zum Freibad geschickt hat, um das Schwimmbecken leer zu pumpen.

Den gesamten Löschwasserverbrauch schätzt Kalmbach auf eine Million Liter. Was letztlich den Brand ausgelöst hat und wie hoch der Sachschaden ist, dazu konnte die Kriminalpolizei auch am Dienstagabend noch keine Angaben machen – zu schwierig gestalten sich die Ermittlungen in der 20.000 Quadratmeter großen Brandruine, in der permanente Einsturzgefahr besteht.