An der Brandruine des Neubaus wurde damit begonnen, die Fassadenverkleidung abzubauen. Foto: Sannert

Brandursache kann nicht mehr geklärt werden. Schaden liegt bei rund 40 Millionen Euro. Neustart kostet Arbeitsplätze.

Pfalzgrafenweiler - Acht Wochen nach dem Großbrand hat die Ungewissheit endlich ein Ende: Die Pfalzgraf-Konditorei in Pfalzgrafenweiler wird wieder aufgebaut. "Am 1. September 2016 werden die ersten Torten vom Band laufen", erklärt Geschäftsführer Dirk Brünz.

Seit Mittwoch liegt das Gutachten der Versicherung vor. Demnach lässt sich die Brandursache nicht mehr eindeutig feststellen. Das Feuer hat einfach zu stark gewütet. Auch die Schadenshöhe steht noch nicht exakt fest. Klar ist jedoch: Sie wird im Bereich von 40 Millionen Euro liegen. Allein der Schadenskatalog für die vom Feuer zerstörten Maschinen ist 500 Seiten dick.

Klar ist inzwischen, dass das Feuer nicht wie bisher angenommen im Altbau ausbrach, sondern im Neubau, in dem noch gar nicht produziert wurde und in dem noch keine Brandmeldeanlage in Betrieb war, weil Handwerker letzte Arbeiten verrichteten – auch am Brandtag.

Laut Gutachten hatte sich in der Zwischendecke Rauchgas angesammelt. Um 21.50 Uhr ist es dann explodiert. Überwachungskameras an der Außenfassade dokumentieren dies. Schnell griff das Feuer auf das angrenzende Produktionsgebäude aus dem Jahr 2009 über. Als die dortige Brandmeldeanlage Alarm gab, öffneten sich die Brandschutzklappen an der Außenfassade und die Rauchabzugsklappen im Dach.

Diese Konstruktion, die eigentlich dazu da war, im Brandfall für Frischluft zu sorgen, damit die Mitarbeiter die Chance zur Flucht haben, wirkte wie ein Brandbeschleuniger. Die vielen Kunststoffwände im Gebäude, für die man sich aus hygienischen Gründen beim Bau entschieden hatte, brannten schnell lichterloh. Zu allem Übel gab es in dieser Nacht auch noch Ostwind, der das Feuer Richtung Altbau blies. "Ich bin heilfroh, dass es nicht in der Nacht zuvor gebrannt hat, als die Spätschicht bei der Arbeit war. Das hätte Menschenleben gekostet", sagt Dirk Brünz, der sich inzwischen wieder gefasst hat und nun, da das Gutachten vorliegt, seinen Blick wieder in die Zukunft richten kann.

Nach Rücksprache mit seinem Vater, Firmengründer Rudolf Brünz, entschied er sich zum Neustart. Weil das ohne ein engagiertes Mitarbeiterteam nicht möglich ist, rief er alle für Montagmorgen in der noch intakten Kantine zusammen. Nachdem Dirk Brünz verkündet hatte, dass es mit Pfalzgraf in Pfalzgrafenweiler weitergehen wird, erntete er spontan Applaus.

Allerdings, räumte Brünz ein, werde er am Anfang keine 250 Mitarbeiter beschäftigen können. Ein Teil von ihnen soll nach einem Sozialplan entlassen werden. "Alle bekommen eine Abfindung – auch diejenigen, die freiwillig gehen", verspricht Brünz, der gemeinsam mit dem Betriebsrat in den nächsten Tagen für Gespräche bereit steht. Wer bleiben kann und möchte bekommt laut Brünz von der Versicherung sein Gehalt weiter bezahlt, bis die Produktion wieder anläuft.

Pläne für einen Neubau braucht der Geschäftsführer nicht zu machen. Er nimmt einfach die alten. Denn für die gelten sämtliche Genehmigungen noch. Und auch was die Baufirmen angeht, kann er nahezu auf alle zurückgreifen, die beim Neubau bereits am Werk waren. Pläne braucht es lediglich für das Innenleben des Neubaus, denn in ihm müssen nun sämtliche Produktionsabläufe untergebracht werden.

Sechs bis acht Wochen werden die Abrissarbeiten, mit denen eine Spezialfirma beauftragt ist, voraussichtlich dauern. Danach soll der Wiederaufbau zügig vorangehen – notfalls auch mit Doppelschichten. Mit 50 von bislang 150 Sorten Kuchen und Torten möchte Dirk Brünz in etwas mehr als einem Jahr wieder dort anknüpfen, wo der Brand die Entwicklung des Unternehmens gestoppt hat. Mit einem Marktanteil von 35 Prozent war Pfalzgraf Marktführer.

"Da will ich wieder hinkommen", sagt Dirk Brünz, der die letzten acht Wochen als "eine Achterbahnfahrt der Gefühle" beschreibt. Zwischen 12.000 und 25.000 Kuchen und Torten soll die Firma Pfalzgraf so schnell wie möglich in Pfalzgrafenweiler produzieren. Dafür könnte eine Umstellung vom Zwei- auf Dreischichtbetrieb notwendig werden. Doch bis es soweit ist, dürfe die Marke nicht vom Markt verschwinden, erklärt Brünz, der in den vergangenen Wochen auch auf diesem Gebiet nicht untätig war und nach Partnerfirmen Ausschau gehalten hat, die Produkte für Pfalzgraf herstellen können.

Vier Firmen sind es momentan – eine in Polen und drei in Deutschland, darunter das Konkurrenzunternehmen Nestle. Nach acht anstrengenden Wochen ist Dirk Brünz erst einmal erleichtert: Die ersten Pläne für den Neuanfang liegen bereits auf dem Tisch. Dass es nicht gelingen wird, alles in zwei oder drei Jahren wieder aufzubauen, ist dem Geschäftsführer klar. Aber ein Anfang ist gemacht.