Die drei Vorstände der Weiler Wärme eG (von links): Thomas Kindermann, der die Nachfolge des verstorbenen Heinz Weiß angetreten hat, Siegfried Neub und Klaus Gall Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Weiler Wärme: Genossenschaft schüttet keine Dividende aus

Von Doris Sannert

Pfalzgrafenweiler. Mit einem Leitungsnetz von 26 Kilometern Länge ist die Weiler Wärme eG die größte Genossenschaft in Baden-Württemberg. Wegen der hohen Investitionen wurde 2014 kein Gewinn erzielt, und so gab es bei der Generalversammlung auch keine Dividendenausschüttung.

Frank Nitschke vom Aufsichtsrat blickte auf "das ereignisreichste Jahr der Weiler Wärme" zurück und machte den vielen Genossenschaftsmitgliedern, die zur Generalversammlung in die Festhalle gekommen waren deutlich: "Dass wir dieses Tempo auf Dauer nicht weiter gehen können, war allen klar!" 2015 habe deshalb lediglich die Weiterführung der begonnenen Projekte im Fokus gestanden.

Zählte die Weiler Wärme eG 2013 noch 566 Mitglieder mit 1504 Geschäftsanteilen und einem Geschäftsguthaben von 752 000 Euro, so waren es im vergangenen Jahr bereits 609 Mitglieder (acht Prozent mehr) mit 1675 Geschäftsanteilen. Das Guthaben stieg um elf Prozent auf 837 000 Euro an, gab Vorstand Klaus Gall bekannt. Aktuell zählt die Genossenschaft 666 Mitglieder. Seit 2008 wurde ein Leitungsnetz mit insgesamt 26 140 Metern Länge (15 942 Meter Hauptleitungen, der Rest Hausanschlüsse) verlegt. 414 Gebäude waren Ende 2014 an die Nahwärmeversorgung angeschlossen. Ihre Zahl ist mittlerweile auf 465 angewachsen. Dennoch habe der Absatz stagniert, bemerkte Gall. Der Grund: "2014 war das wärmste gemessene Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen."

Zurzeit ist genugHolz am Markt

Gall informierte auch über die Fotovoltaikanlagen auf der Erddeponie Schollenrain und auf dem Dach des Schulzentrums, die beide 2014 in Betrieb genommen wurden. "Wir können ganz Pfalzgrafenweiler jetzt bequem mit Wärme versorgen", freute sich sein Vorstandskollege Siegfried Neub, der sich im vergangenen Jahr hauptsächlich mit dem Abbau einer stillgelegten Anlage und ihrem Wiederaufbau im Werk II im ehemaligen Betonwerk Rath beschäftigt hat. Allein der Transport und der Einbau der 35 Tonnen schweren Turbine sei eine logistische Meisterleistung gewesen, blickte er zurück.

Neub sprach über die Situation am Holzmarkt. "Aktuell ist genügend Holz am Markt", sagte Neub, der vor allem beim Hecken- und Strauchschnitt und bei der Verwendung von Baumrinde auch künftig keine Probleme sieht. Lediglich beim Waldrestholz stelle sich die Situation etwas schwieriger dar. In diesem Zusammenhang zeigte der Vorstand auch gleich eine Gegenüberstellung der Kosten von Nahwärme und Öl. Seine Bilanz fiel trotz niedrigen Heizölpreises positiv aus. "Wenn man die Gesamtkosten sieht, brauchen wir uns nicht verstecken", sagte Neub mit Blick auf Anschaffungs- und Wartungskosten. Dazu komme, dass Holz CO2-neutral verbrenne und die Weiler Wärme eG mit ihrer Nahwärmeversorgung einen Beitrag dazu leiste, die Klimaerwärmung zu reduzieren.

"Wir nehmenetwas Dampf raus"

Die E-Mobilität mit zehn Autos und zehn E-Bikes, mit denen die Nutzer mehr als 225 000 Kilometer zurückgelegt haben und damit knapp 14 000 Liter Benzin und 29 Tonnen an CO2 eingespart haben, steigere die positive Energiebilanz ebenfalls, ergänzte Klaus Gall. Die Mitglieder belohnten dies mit spontanem Applaus und hatten auch kein Problem damit, der Nullrunde in Sachen Dividendenausschüttung geschlossen zuzustimmen.

Doch zuvor erhielten sie vom neuen Vorstandsmitglied Thomas Kindermann noch die Zahlen des aktuellen Jahresabschlusses. Demnach hat sich das Anlagevermögen der Weiler Wärme von knapp 6,86 auf 8,6 Millionen Euro gesteigert. Grund dafür waren hohe Investitionen in den Leitungsbau, in die beiden PV-Anlagen sowie in Heizanlagen. Gestiegen sind auch die Verbindlichkeiten – von rund 1,68 auf 2,52 Millionen Euro. Unterm Strich ergab sich damit ein Bilanzverlust in Höhe von 13 815 Euro. Deswegen und weil aufgrund des milden Winters 130 000 Euro an die Wärmenutzer zurückbezahlt werden mussten, schlug Frank Nitschke vor, auf eine Dividendenausschüttung zu verzichten. Nach seinem Bericht über die Arbeit des Aufsichtsrats und nach dem Prüfungsbericht von Johannes Göbel vom Genossenschaftsverband Baden-Württemberg stimmten die Mitglieder auch der Einstellung von 8230 Euro in die Rücklagen zu.

"Wir werden nicht die Hände in den Schoß legen, aber wir nehmen etwas Dampf raus", blickte Siegfried Neub in die Zukunft. Er berichtete von einer Umfrage zum weiteren Ausbau des Nahwärmenetzes in Pfalzgrafenweiler in den Baugebieten Steinach-Ost und Bühl sowie in der Belling- und Schulstraße, und kündigte Konzepte für die Ortsteile an. Während in Neu-Nuifra und Edelweiler bereits über Insellösungen nachgedacht werde, könnten Durrweiler und Bösingen von Pfalzgrafenweiler aus mitversorgt werden.

Klaus Gall informierte über die Gründung einer GbR zur Versorgung der Wärmekunden mit Strom über das eigene Netz. Für alle anderen bestehe nun die Möglichkeit, den "Weiler Strom" über die Bürgerwerke eG zu beziehen.