Wiesen, Maisfelder, Obstbäume: Noch ist die Schwende eine unverbaute Kulturlandschaft. Foto: Schwenk

Bauern aus Pfalzgrafenweiler und Wörnersberg fordern Alternative zum geplanten Gewerbegebiet Schwende.

Pfalzgrafenweiler - Für die einen wäre es ein Meilenstein in der Entwicklung Pfalzgrafenweilers, für die anderen ein tief greifender Einschnitt: Die Rede ist von einem möglichen Gewerbegebiet Schwende.

Wer derzeit auf die Schwende blickt, sieht eine unverbaute Kulturlandschaft: Großflächige Wiesen wechseln sich mit kleineren Maisfeldern ab, dazwischen stehen Obstbäume. Für die Verwaltung wiegt ein anderer Aspekt jedoch schwerer: Die Schwende liegt direkt gegenüber des bestehenden Gewerbegebiets, der Sprung über die Bundesstraße 28 ermöglicht der Gemeinde eine Gewerbeentwicklung aus einem Guss. Im Juni stellte sich die Mehrheit des Gemeinderats nach längerer Diskussion hinter ein Gewerbegebiet Schwende. Entschieden ist damit noch nichts, das letzte Wort hat der Regionalverband.

Für die betroffenen Landwirte war der Ratsbeschluss der Beginn einer Hängepartie. Ortstermin auf dem Hof von Eberhard Braun. Dessen Frau Tanja sitzt für die CDU im Gemeinderat. Beim Tagesordnungspunkt "Schwende" hat sie sich von der Abstimmung befreien lassen. Sie habe einen anderen Wertbegriff von Fläche, das betreffe sie existenziell, hatte die Rätin damals argumentiert (wir berichteten).

Diesen anderen Wertbegriff von Fläche teilen auch Hans-Peter Schurr und Rudi Lan-denberger aus Pfalzgrafenweiler sowie Walter Kaltenbach und Karl Ziefle aus Wörnersberg. Ziefle und Braun sind Vollerwerbslandwirte, für den Rest ist der Hof ein Nebenerwerb. Was haupt- und nebenberufliche Landwirte eint, ist der Umstand, dass alle Flächen auf der Schwende gepachtet haben. Wird diese Gewerbegebiet, fallen ihre Wiesen und Felder weg.

Ersatzlos, sagen sie. Es gebe einfach keine anderen Flächen, die man noch pachten könne. Besonders hart träfe dies Eberhard Braun. Etwa 15 Prozent der von ihm bewirtschafteten Flächen liegen auf der Schwende, der Hof selbst ist nur einen Steinwurf entfernt. "Deswegen sind die Flächen dort für uns doppelt so viel wert. Durch die Nähe zum Hof sind sie sehr effizient zu bewirtschaften. Das sind die Sahnestücke unseres Betriebs", sagt Braun.

Von der Gemeindeverwaltung fühlen sich die Landwirte verschaukelt. Aus der Zeitung habe man von den Gewerbegebiet-Plänen erfahren, erzählen sie. Da sei der Beschluss bereits gefasst gewesen. Chancenlos sei man da, hilflos und ausgeliefert, sagen sie.

Zumal Eberhard Braun vermutet, dass es nicht bei der Gewerbegebiets-Ausweisung bleiben wird: "Die Gemeinde verspricht sich vom neuen Gewerbegebiet ja mehr Arbeitsplätze." Und mehr Arbeitsplätze zögen zwangsweise ein neues Wohngebiet nach sich. Die Wahl werde dann wohl auf eine Freifläche im Bereich Heuwasen fallen, befürchtet er. Dort hat Braun ebenfalls Wirtschaftsflächen.

"Uns reicht es wohl noch raus", meint der Landwirt. Ob der Hof aber in der nächsten Generation noch Zukunft hat, dahinter setzt Braun ein großes Fragezeichen. "Der Beruf des Landwirts hat in heutiger Zeit einfach keinen Stellenwert mehr. Da fehlt die gesellschaftliche Wertschätzung." Fürs Erste wird Familie Braun jedoch einen kleinen Neustart wagen: Der Betrieb wird um einen Hofladen erweitert. Die Direktvermarktung soll ein zweites Standbein werden.

Dass es Industrie und die damit verbundenen Arbeitsplätze braucht, steht für die Landwirte außer Frage. Aber diese Entwicklung dürfe nicht auf dem Rücken der Landwirtschaft ausgetragen werden, betonen sie. Sie fordern eine alternative Flächenausweisung und haben auch schon einen Favoriten im Auge: Die Waldgebiete Richtung Bösingen beziehungsweise Spielberg. Dort könne man das neue Gewerbegebiet ansiedeln, sagen sie. Die Flächen seien ohnehin größtenteils in Gemeindebesitz. Die bei einer Rodung notwendigen Ausgleichsmaßnahmen müsse die Gemeinde in Kauf nehmen.