Ihren Humor hat Marta Reinhardt nie verloren. Morgen feiert sie ihren 90. Geburtstag mit ihren Töchtern Brigitte Pfaff (links) und Dorothea Schwab und der ganzen Familie. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Marta Reinhardt feiert am morgigen Sonntag mit der Familie ihren Geburtstag

Von Doris Sannert

Pfalzgrafenweiler. Dass Marta Reinhardt, geborene Maulbetsch, einmal ihren 90. Geburtstag feiern würde, das hätte kurz nach ihrer Geburt im elterlichen Haus in der Bäderstraße in Pfalzgrafenweiler kaum einer für möglich gehalten. Die kleine Marta war ein Zwillingskind. Die Geburt war schwer. Nur wenige Tage später wurde sie auf Anraten der Hebamme und der Ärztin notgetauft. Am Ende überlebte sie doch. Dafür starb ihr Zwillingsbruder Christian, gerade einmal zwei Wochen alt.

Der Überlebenskampf zog sich fortan wie ein roter Faden durch das Leben von Marta Reinhardt, die mit zwei Schwestern und einem Bruder in Pfalzgrafenweiler aufwuchs. In der elterlichen Landwirtschaft mussten alle Kinder mithelfen. "Lasset Euch niemand das Ziel verrücken", lautete ihr Konfirmationsspruch, der die Frau aus Pfalzgrafenweiler durch ihr ganzes Leben begleitete. Im Alter von 18 Jahren zog sie nach Stuttgart. Während ihrer dreijährigen Schneiderlehre brach der Zweite Weltkrieg aus. An das Jahr 1944 erinnert sie sich noch ganz genau. Da war sie, wie die anderen Stuttgarter auch, immer wieder Bombenangriffen ausgesetzt.

Nach ihrem Pflichtjahr, das sie in der Familie eines Dekans und eines Baurats absolvieren musste, um sich dort um bis zu acht Kinder zu kümmern, kam sie in ihren Heimatort zurück. 1949 heiratete sie ihren einstigen Schulkameraden und Freund ihres Bruders, Hermann Reinhardt. Der Schreiner und die Damenschneiderin wohnten fortan in der Lange Straße. Anfangs ging die junge Frau noch ihrer Arbeit nach. Doch nach der Geburt der beiden Töchter kümmerte sie sich hauptsächlich um die Familie und um die Landwirtschaft und arbeitete nur noch stundenweise in einem Unternehmen in Pfalzgrafenweiler.

Langeweile kennt sie nicht. 40 Jahre lang sang Marta Reinhardt im Kirchen- und im Beerdigungschor und besuchte nebenbei noch für die Kirchengemeinde ältere und kranke Menschen. Ihre Kreativität lebte sie beim Puppen- und Puppenkleidernähen und mit Bauernmalerei aus.

Vor einem Jahr zog sie ins Seniorenstift am Kurgarten um. Dort nimmt sie, sofern es ihre Gesundheit zulässt, an allen Aktivitäten – von Gymnastik bis zum Gesang – teil. Nur das Sockenstricken musste sie inzwischen aufgeben. Sozial engagiert ist die Seniorin auch heute noch. Sie betet gemeinsam mit Kranken und Sterbenden, wenn sie es denn wünschen, und besucht regelmäßig die Kindergartenkinder gleich nebenan und betätigt sich als Kindergarten-Oma. Die Kinder freuen sich jedes Mal, wenn Marta Reinhardt auf der Mundharmonika etwas vorspielt und ihnen aus einem Buch vorliest.

Ihren 90. Geburtstag feiert die Seniorin am morgigen Sonntag mit ihren beiden Töchtern und deren Familien, darunter sechs Enkel und acht Urenkel, sowie mit Bruder und Nichten.