Gaben ihre Stellungnahmen zur Außenwahrnehmung der Gemeinde ab (von links): Bürgermeister Dieter Bischoff, Ortsvorsteherin Sieglinde Rohrer, Bauunternehmer Volker Nübel und Vereinsvertreter Axel Genkinger, interviewt von Moderatorin Ursula Wagner. Fotos: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeindeforum: Evangelische Kirchengemeinde Pfalzgrafenweiler in der Innen- und Außenwahrnehmung

Vielfältig, bunt und überaus lebendig präsentierte sich die evangelische Kirchengemeinde Pfalzgrafenweiler beim Gemeindeforum im Gemeindehaus.

Pfalzgrafenweiler. Der Anlass des Gemeindeforums war der Start der Visitation, die Dekan Werner Trick und Schuldekan Hans Jörg Dieter in den kommenden Monaten in der Kirchengemeinde Pfalzgrafenweiler gemeinsam vornehmen. Das Gemeindeforum dient dazu, sich einen Überblick über die Kirchengemeinde zu verschaffen, sowohl was die Innen- als auch was die Außenwahrnehmung betrifft.

Etwa alle acht bis zehn Jahre wird jede evangelische Kirchengemeinde visitiert. Die Visitationsordnung der württembergischen Landeskirche beschreibt dieses Verfahren als "brüderlichen Besuchsdienst und kirchenamtliche Aufsicht" zugleich. Ziele sind, einander wahrzunehmen und zu unterstützen, aber auch zu fördern und zu fordern.

Das Gemeindeforum ermöglichte es den zahlreichen Besuchern in professioneller, ernsthafter und zugleich unterhaltsamer Weise, ihre Kirchengemeinde in allen Facetten wahrzunehmen. In dem rund dreistündigen Programm, aufgelockert durch Darbietungen des Kirchenchors, des Shalomchors und der Posaunenbläser, wurde ein Einblick in die aktuellen Aufgaben, Fragestellungen und Visionen der evangelischen Kirchengemeinde Pfalzgrafenweiler gegeben.

Die Themen, mit denen sich die Kirchengemeinde derzeit beschäftigt, sind vielfältig und vielschichtig. Dabei geht es um die verschiedenen Ausgangsbedingungen, die Potenziale und die Integration der sechs Pfarrbezirke, um die Begegnung mit unterschiedlichen Glaubensstilen, um den Umgang mit unterschiedlichen Musikrichtungen, um das Aufgreifen unterschiedlichster Vorlieben in Bezug auf Gottesdienstformen und vor allem auch darum, Menschen unterschiedlichen Alters in die Gemeinde einzubeziehen und einzubinden.

Alle Überlegungen dazu wurden unter der vom Kirchengemeinderat formulierten Ausgangsfrage zur Gemeindeentwicklung in Pfalzgrafenweiler angestellt: "Wie gestalten wir die Einheit der Kirchengemeinde in der vorhandenen Vielfalt?"

Wie vielfältig die Angebote der Kirchengemeinde sind zeigte der mit viel Kreativität, Motivation und Aufwand organisierte Marktplatz der kirchlichen Angebote. Gleichsam als eine lebendige Analyse des Ist-Zustands aller Angebote der Kirchengemeinde hatten im gesamten Gemeindehaus und im angrenzenden Kindergarten 40 verschiedenen kirchlichen Gruppen und Kreise ihre Informationsstände aufgebaut. Über ihre Frauenarbeit informierten die Frauenkreise Edelweiler, Herzogsweiler, Neu-Nuifra und Pfalzgrafenweiler, zudem der Frauentreff Herzogsweiler und die Frauengruppen, die für das Frauenfrühstück, Tanz und Bewegung und den Gemeindedienst zuständig sind.

In einem anderen Raum präsentierten sich die verschiedenen Pfalzgrafenweiler Chöre und das Team des Gemeindemittagessens. Die Verantwortlichen der Kinder- und Jugendarbeit stellten gleichfalls ihre Angebote vor.

Um ihr Engagement im Gemeinwesen ging es bei den Gruppen "proteen", Familienzentrum, Kindertagesstätte am Pfarrweg und Freundeskreis Asyl Pfalzgrafenweiler. Andere Stände informierten über verschiedene Gottesdienstformen und das geistliche Leben in der Gemeinde. Streckenweise glich der Gang über den Marktplatz auch einer kulinarischen Entdeckungsreise. Und ermöglichte auch einige geradezu rührende und erfrischende Begegnungen. Dazu gehörte der Bericht des irakischen Asylbewerbers Abdul Albakat am Stand des Freundeskreises Asyl Pfalzgrafenweiler über seine Situation.

Interesse erregte auch der Infostand des Projekts "Pfalzgrafenweilemer Bibel". Aus Anlass des Reformationsjubiläums möchte es Kirchenpflegerin Sylvia Buske schaffen, dass bis Oktober die gesamte Bibel von Hand abgeschrieben vorliegt: "Uns fehlen noch 854 Kapitel, auch Bürgermeister Bischoff schreibt mit", rührte sie eifrig die Werbetrommel. Mit Erfolg: "Ich schreibe Ihnen auch ein Kapitel ab", erklärte sich spontan Dekan Werner Trick bereit. Beim Informationsstand der Kimis – Kirche mit Kids – begrüßte Rainer Braun alias Martin Luther die Besucher.

Entwicklungspotenzial und Grenzen im Blick

Der zweite Teil des Nachmittags war der Außenwahrnehmung gewidmet. Hierzu befragte die eigens engagierte Moderatorin, Gemeindeberaterin Ursula Wagner, fünf Vertreter des öffentlichen Lebens über ihrer Sicht auf die Kirchengemeinde: Für Bürgermeister Dieter Bischoff sind drei Einrichtungen im Dorf wichtig: ein Wirtshaus für das leibliche Wohl und das Rathaus für das allgemeine Wohl und die nötige Infrastruktur. Für das seelische Wohl der Gemeindemitglieder sei aber die Kirche notwendig.

Die Ortsvorsteherin von Herzogsweiler, Sieglinde Rohrer, äußerte sich zufrieden über die verschiedenen ökumenischen Aktivitäten und wünschte der Kirchengemeinde viele Besucher und aktive Mitarbeiter. Diesen Wünschen schloss sich auch der eingeladene Vertreter der örtlichen Betriebe an: Bauunternehmer Volker Nübel nimmt gerne am Gemeindeleben teil, besucht die Gottesdienste und Konzerte und erlebt die Kirchengemeinde als offen und hilfreich.

Als Vorsitzender des Turnvereins war Axel Genkinger aufs Podium geladen. Er beleuchtete die Synergieeffekte zwischen Verein und Kirche. Auch Schulleiter Lars Waffenschmidt – infolge seiner Erkrankung wurde sein Statement aufgezeichnet und per Video übertragen – erlebt die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Schule als positiv und konstruktiv.

Abgerundet wurde der Nachmittag durch eine Kartenabfrage in Kleingruppen. Wo sehen Sie die Stärken, Grenzen und das Entwicklungspotenzial unserer Gemeinde? Welche Erwartungen haben Sie an unsere Gemeinde?, so lauteten die Fragen. Die Auswertung erfolgt in einer Klausurtagung des Kirchengemeinderats und fließt in die Visitationswoche im Juli sowie den Abschlussbericht mit ein.

Die evangelische Kirchengemeinde Pfalzgrafenweiler hat mehr als 3000 Gemeindemitglieder. Innerhalb der Kirchengemeinde Pfalzgrafenweiler gibt es sechs Pfarrbezirke, die sogenannten Parochien Durrweiler, Edelweiler, Herzogsweiler, Kälberbronn, Neu-Nuifra und Pfalzgrafenweiler. Die evangelische Kirchengemeinde Pfalzgrafenweiler hat sechs Kirchen und damit sechs verschiedene Predigtstellen, in denen durch Pfarrer Frank Ritthaler und Pfarrer Ralf Keimig fast 400 Gottesdienste pro Jahr gehalten werden. Über 300 ehrenamtliche und angestellte Mitarbeiter arbeiten in der Kirchengemeinde mit.