Überall, wo möglich: Das Zukunftsthema im Weiler Forst lautet Dauerwald / Artendurchmischung dauert noch

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler. Dauerwald heißt der Weg der Zukunft in Pfalzgrafenweiler. Beim alljährlichen Waldbegang machte sich der Gemeinderat ein Bild von der Entwicklung. Und die ist mittlerweile auf einem soliden Weg.

Im Distrikt Schlosswald stellten Forstrevierleiter Stefan Krämer und Gebietsleiter Harald Langeneck den Gemeinderäten den Entwicklungsstand in Sachen Dauerwald vor. In der von hoher Heterogenität gekennzeichneten Bewirtschaftungsform wachsen die Bäume alters- und artenmäßig durchmischt. Für den Laien bietet der Dauerwald eine Bilderbuchansicht des Walds: Groß neben Klein, Tannen neben Fichten, dazwischen Buchen, und am Boden reichlich Biomasse – denn der vorgartenähnlich aufgeräumte Boden ist in diesem Konzept passé.

Für Forst und Gemeinde freilich spielen andere Parameter eine Rolle: Der Dauerwald bietet ein gutes Maß an finanzieller Sicherheit und eine hohe Stabilität in den Beständen. Denn im Gegensatz zur Waldkultur wird hier nicht alles auf einmal im Zuchtverfahren hochgezogen und anschließend abgeholzt. Vielmehr ist der Dauerwald eine forstwirtschaftliche Kapitalanlage, die maßvoll, aber kontinuierlich Erträge bringt.

"Es ist eine Empfehlung von uns", meinte Gebietsleiter Harald Langeneck, als er die Gemeinderäte gemeinsam mit Stefan Krämer ein Stück in den Dauerwald im Schlosswald führte. Und den Gemeinderäten sagte die Philosophie zu: "Wie ein gut gefülltes Bankkonto, wo man nur den Zins abholen muss", scherzte Andreas Ziefle (CDU). Zumal der Dauerwald bei umsichtiger Bewirtschaftung moderate Unterhaltungskosten mit sich bringt. "Die Natur reguliert sich selbst", erklärte Stefan Krämer. Kulturkosten wie bei anderen Bewirtschaftungsformen fallen nicht an, das Wachstum wird per Lichtsteuerung reguliert. In dunkler Atmosphäre gedeihen Tannen, in heller Fichten. Wird ein großer Baum gefällt, gelangt mehr Licht in den Wald. Bei der Holzernte bedienen die Fachleute also quasi gleichzeitig den forstwirtschaftlichen Lichtschalter.

Doch: "Dauerwald ist anspruchsvoller in der Bewirtschaftung", erklärte Stefan Krämer. In der großen Kulturpflanzung zur Erntezeit einmal alles umhauen – "das kann jeder". Die Entwicklung des Dauerwalds muss kontinuierlich beobachtet werden. Bei der Holzernte müssen die Bäume einzeln ausgewählt und mit handwerklichem Können präzise zwischen die übrigen Bäume geworfen werden, von denen dabei natürlich keiner Schaden nehmen soll.

Oliver Döttling (Freie Wähler) interessierte dabei vor allem ein nachgelagerter Punkt: "Lässt sich das Holz nachher gut verkaufen?" Denn gewinnbringend sind Bäume, die durch die sogenannte Wertästung einen langen und glatten Stamm erhalten. Die Wertästung wird auch im Dauerwald praktiziert – erfordert aber ebenfalls mehr fachmännisches Können. Denn auch hier müssten die Kandidaten einzeln ausgewählt werden, erklärte Stefan Krämer.

Dauerwald ist für Krämer und die Gemeinde dennoch das große Zukunftsthema. "Überall, wo möglich", fasste Krämer den langfristigen Umsetzungsplan zusammen. Das Bewirtschaftungsprinzip soll daher auch in der kommenden Forsteinrichtung eine Rolle spielen. Noch ist die Artendurchmischung in Pfalzgrafenweiler lange nicht vollendet. Buchen beispielswei-se werden noch einige Jahrzehnte brauchen, bis sie sich ihren Platz zurückerobert haben.

Und dann gibt es doch noch etwas, was das stabile Ökosystem Dauerwald etwas aus der Balance bringen kann: allzu zahlreiches und verfressenes Wild. "Wenn gut gejagt wird, gibt es kaum Schutzkosten", erklärte Stefan Krämer das Prinzip. Wenn nicht, kann Ärger drohen. Die Tannen, die im Dauerwald wieder auf den Vormarsch geschickt werden sollen, sind nämlich Leckerbissen. "Ein Rostbrätle fürs Wild", meinte Bürgermeister Dieter Bischoff augenzwinkernd. Mit der nachhaltigen forstwirtschaftlichen Kapitalsicherung bleibt folglich auch die Arbeit für Forst und Jäger auf lange Sicht beständig.