Wasserhäuslefest lockt zum Bösinger Tag des offenen Denkmals zahlreiche Besucher an die Waldach / Bürger vielfältig engagiert

Pfalzgrafenweiler-Bösingen. Mit ihrer 120 Jahre alten Pumpstation, einem bunten Kinderprogramm und sogar einer Taufe beim Gottesdienst im Grünen lockten die Bösinger zum Tag des offenen Denkmals wieder viele Besucher zu ihrem Wasserhäusle.

Nach tagelanger Wetterunsicherheit hatten die Veranstalter Glück. So kamen letztlich viele Festbesucher zu Fuß, mit dem Rad oder im erstmals eingesetzten Planwagen ins Waldachtal und genossen die idyllische Atmosphäre beim vierten Wasserhäuslefest.

Ein Fest am Wasserhäusle solle etwas Besonderes bleiben, erklärte Ortsvorsteher Adolf Gärtner, und werde deshalb nur im Abstand von in der Regel fünf Jahren veranstaltet. Es sei nicht nur ein Kraftakt für das Helferteam, sondern erfordere jedes Mal auch Hunderte von Arbeitsstunden, um die historische Anlage mit Stauwehr, Triebwerkskanal, Pumpe und Betriebsgebäude wieder funktionsfähig auf Vordermann zu bringen. Der Zahn der Zeit nage ständig an Material und Maschine. Mit der Beteiligung am Tag des offenen Denkmals wolle man einerseits die im weiten Umkreis einzigartige Anlage präsentieren, vor allem aber auch die ehrenamtliche Arbeit des Bösinger Wasserhäusle-Teams würdigen und gleichzeitig ein Wasserbewusstsein in der Bevölkerung entwickeln. Allzeit und überall frisches Wasser aus dem Wasserhahn zu haben, sei heutzutage selbstverständlich. Jahrhundertelang seien Bösingen und viele andere Orte auf den Hochebenen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb aber durch Wasserarmut geplagt gewesen.

In seiner Predigt ging Pfarrer Christian Günther darauf ein, dass die Taufe in ihrer ursprünglichen Form auch an fließenden Gewässern stattgefunden habe. Der Bösinger Posaunenchor und der Gesangverein umrahmten den Taufgottesdienst. Nachmittags unterhielten die Alphornbläser, und die Bratz-Musikanten sorgten für Stimmung am Bach.

Arbeit im Team hat sich bewährt

Bereits zum zweiten Mal wurde das Wasserhäuslefest Hand in Hand vom Bösinger Ortschaftsrat und der evangelischen Kirchengemeinde veranstaltet. Diese Teamarbeit habe sich bewährt, so der Ortsvorsteher. Der Erlös diene zur Hälfte der Arbeit der rührigen Kirchengemeinde und zur anderen Hälfte zur Erhaltung dieser heimatgeschichtlichen Anlage. Das Wasserhäusle als Denkmal und Attraktion am Vier-Burgen-Weg und das hohe bürgerschaftliche Engagement des Wasserhäusle-Teams sind auch Bürgermeister Dieter Bischoff wichtig, der als Helfer am Fest mitwirkte.

Kreativ umgesetzt wurde auch das Motto des diesjährigen Denkmaltags, "Farbe": Beim spannenden Entenwettschwimmen unter der Regie von Michael Franke säumten viele kleine gelbe Enten die Waldach, beim Probelöschen der Jugendfeuerwehr war "Rot" angesagt, Technikinteressierte konnten das blau gestrichene Pumpwerk besichtigen, die tannengrünen Fensterläden glänzten am späten Nachmittag im Sonnenlicht, und Naturfreunde bewunderten die herbstlich bunt dekorierten Blumenkörbe. Die gesamte Farbpalette gab es bei der Aktion "bunte Kinderhände" – eine Idee von Xenia Kübler: Farbe auswählen, Schutz-T-Shirt überstülpen, Hand anpinseln, mit gespreizten Fingern auf eine frisch gesägte Holzscheibe drücken, Finger säubern, Scheibe trocknen – und fertig war das kostenlose Souvenir vom Denkmaltag.

Ortsvorsteher-Stellvertreter Rudi Kaiser hatte eine Brennholzverlosung initiiert. Bei den Führungen des Wasserhäusle-Teams mit dem aktuellen "Teamchef" Friedhard Walz, dem heimatgeschichtlichen Film von Werner Kübler "100 Jahre Bösinger Wasserversorgung" im Wasserwärter-Stüble und der umfangreichen Fotoausstellung des Ortsvorstehers erfuhren die Besucher viele interessante Daten, Fakten und Hintergrunddetails über das Bösinger Denkmal. Als besondere Lokalität für Hochzeitsfotos hat sich das Wasserhäusle schon herumgesprochen. Reizvoll wäre nach wie vor, so der Bösinger Ortsvorsteher, die Anlage zur Stromgewinnung zu nutzen. Aufgrund der vergleichsweise geringen Einspeisevergütung für Wasserkraftanlagen sei diese Idee bisher aber "wirtschaftlich nicht darstellbar".