Sie ist endlich fertig – und wird hoffentlich lange nicht gebraucht: die Aussegnungshalle auf dem Friedhof in Edelweiler. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Aussegnungshalle auf dem Friedhof von Edelweiler 15 Jahre nach den ersten Planungen fertiggestellt

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler-Edelweiler. Edelweiler hat eine Aussegnungshalle. Mehr als 15 Jahre mussten vergehen, bis der Satz ausgesprochen werden konnte. Dafür ist das Ergebnis beachtlich – denn die Bürger haben selbst gebaut.

Rund 25 Personen haben insgesamt 1100 Arbeitsstunden in die lang ersehnte Aussegnungshalle auf dem Friedhof gesteckt. Vereine spendeten Festerlöse, die Ortschaftsräte Sitzungsgelder, viele Firmen stellten Material und Arbeitsgerät zur Verfügung. Heraus kam eine Bilanz, auf die der Ort stolz sein kann: 60 000 Euro kostete die Maßnahme insgesamt, 20 000 Euro davon steuerten die Bürger durch Arbeitseinsätze bei, 20 000 Euro deckten die zahlreichen Spenden, und nur das letzte Drittel wurde von der Verwaltung übernommen. "Beispielhaft" und "sehr schön", beschrieb Bürgermeister Dieter Bischoff das Ergebnis.

Eine Einweihungsfeier wäre angesichts des Orts und Zwecks des Gebäudes etwas unpassend gewesen – dafür hatte man sich ein kleines Helferfest im Museumsstüble vorbehalten. Doch heitere Rückblicke fehlten auch bei der offiziellen Übergabe nicht, zu welcher der harte Kern der Baumannschaft in dem neuen, von Architekt Roland Mäder geplanten Gebäude zusammengekommen war.

Mit Humor erinnerte Bernd Fuchs, Sprecher des Bauausschusses, an Höhen und Tiefen des Projekts. Nur wenige Gewerke waren zum Stolz von Gemeinde und Bautruppe an Handwerker vergeben worden. Beim Rest wuchsen die Arbeiter oft mit den Aufgaben. Die schönen Biberschwanzziegel bereiteten in der Praxis ordentlich Kopfzerbrechen, und der stolze Wetterhahn musste aus Budgetgründen zu einem "kleinen mickrigen Holzkreuzle" abspecken.

Dann kam die Winterpause, aus der man etwas schwer wieder herausfand. Doch am Ende wurde alles gut.

"Eine ganz tolle Leistung", lobte Dieter Bischoff, und Bernd Fuchs, der gemeinsam mit seinen Mitstreitern unverdrossen am Projekt festhielt, ist vor allem dankbar: "Es gab keine großen Unfälle oder Verletzungen." Angesichts der Vorgeschichte der Aussegnungshalle war der Bautrupp ohnehin ziemlich fix unterwegs. Die ersten Planungen für das Bauwerk, erinnerte sich Bischoff, waren nämlich schon Thema, als er Ende der 90er-Jahre erstmals für das Amt des Bürgermeisters in Pfalzgrafenweiler kandidierte.

Amüsiert erinnert sich einer der Teilnehmer an enthusiastische Besichtigungstouren zu anderen Aussegnungshallen – bis mit dem ersten Kostenvoranschlag der große Schock kam. Die folgenden 15 Jahre wurde geplant, über Kosten, Größe und Ausstattung der Aussegnungshalle diskutiert. Als 2010 der Entschluss für die Planvergabe getroffen wurde, war die aus dem Jahr 2003 stammende Baugenehmigung natürlich längst abgelaufen. Im Ortschaftsrat trieb man das Projekt aber zügig voran, und so lag zwischen erneuerter Baugenehmigung und Fertigstellung nur wenig mehr als ein Jahr.

Mit der Zeit hatte die Bautruppe letztlich gut kalkuliert. Die Farbe an den Wänden war pünktlich zur Einweihung noch trocken geworden. Am Tag zuvor hatte das Bauamt die Abnahme vorgenommen. Dass sich letztlich nur zehn Prozent der Einwohner am Bau beteiligt hatten, hält Bernd Fuchs für optimierbar. Mancher, der keine Arbeitszeit spenden konnte, stiftete der Mannschaft aber dafür das Vesper. Und: "Wenn man jemanden gebraucht hat, hat man auch jemanden gefunden." Außerdem beteiligten sich mehrere junge Bürger am Bau. Sie sind, wie Bernd Fuchs augenzwinkernd sagte, ohnehin die eigentlichen Nutznießer der Aussegnungshalle: "Sie müssen dann bei den Trauerfeiern nicht im Regen stehen."

Zunächst wird die Aussegnungshalle aber hoffentlich lange und ungenutzt auf der idyllischen Friedhofsanlage stehen. Denn in der Natur dieses Bauwerks liegt auch ein Kuriosum: Alle freuen sich, dass es endlich da ist. Aber den ersten Nutzungsgrund stiften – das will natürlich keiner.