Auch nach den Unterrichtszeiten sollen die Schüler am Schulzentrum in Zukunft betreut werden. Der Gemeinderat beschloss die Einrichtung eines Horts. Foto: Eberhardt

Schulentwicklung: Rektor Lars Waffenschmidt landet Coup im Gemeinderat. Betreuungszeiten unzureichend.

Pfalzgrafenweiler - Was die außerschulische Betreuungszeit angeht, sei Pfalzgrafenweiler eine Insel, meint Lars Waffenschmidt: "Wir haben keine." Das hat der Leiter der Grund- und Werkrealschule in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats souverän geändert. Pfalzgrafenweiler bekommt einen Hort.

Von der mündlich vorgetragenen Idee zum Gemeinderatsbeschluss in knapp anderthalb Stunden – dieser Coup ist nicht alltäglich. Eigentlich war Lars Waffenschmidt mit Realschulleiterin Angela Zepf für den jährlichen Schulentwicklungsbericht in den Gemeinderat geladen worden. Doch Unterrichtskonzepte und Schulaktivitäten traten bald in den Hintergrund, als Waffenschmidt das große Geschütz der Standortsicherheit für Pfalzgrafenweilers Grund- und Werkrealschule auspackte.

Diese ist vielen internen wie externen Herausforderungen ausgesetzt: nicht zuletzt der Konkurrenz Gemeinschaftsschule und Realschule plus, die Schüler abschöpfen. Doch die noch größere Gefahr, so die Erfahrung von Schulleiter und Lehrerkollegium, liegt in den unzureichenden Betreuungszeiten an der Schule. Denn während die Kindertagesstätte eine durchgehende Versorgung des Nachwuchses anbietet, bricht dieses Angebot mit der Einschulung weg.

26 Kinder besuchen Schule in Schopfloch

26 Schüler aus Pfalzgrafenweiler besuchen inzwischen die Gemeinschaftsschule Schopfloch. Waffenschmidt hatte nach den Ursachen geforscht. Seine Erkenntnis: Nicht die Gemeinschaftsschule als solche hat zur Abwanderung geführt, sondern das darin beinhaltete Ganztagsbetreuungsangebot. Aus der Gesamtlehrerkonferenz war deshalb der Antrag an den Gemeinderat gerichtet worden, zum Schuljahr 2016/ 2017 einen Hort am Schulzentrum einzurichten. "Wir müssen aufpassen", warnte Waffenschmidt. Inzwischen laufe man Gefahr, dass manche Familien ihre Kinder nicht mehr nach Pfalzgrafenweiler zur Schule schicken könnten, weil die Betreuungszeiten unzureichend sind.

Das Prinzip des Horts wurde vom Gemeinderat zweifelsfrei als Optimallösung anerkannt: Die Betreuung ist wochentags auch in den Ferien verlässlich bis 17 Uhr gesichert und erfolgt durch Fachkräfte – aber vor allem ist das Angebot freiwillig. Denn spätestens seit der Diskussion um die Schulanfangszeiten ist in der Gemeinde klar: Das Thema verbindliche Ganztagsschule ist ein hochsensibler und kaum vermittelbarer Punkt in Pfalzgrafenweiler.

Einig in der Lösung – aber nicht im Zeitplan

Einig war man sich zwischen Gemeinderat und Schule in der Lösung – allerdings nicht beim Zeitplan. Um eine Genehmigung zu erhalten, braucht es ein Konzept, in dessen Entwicklung ist das betreuende Fachpersonal einzubinden, dieses muss aber erst eingestellt werden – und obendrein ist das fertige Konzept spätestens drei Monate vor der geplanten Hort-Eröffnung bei der zuständigen Behörde einzureichen. Eine voluminöse Baustelle – die bis September bewältigt sein soll?

Nicht nur Bürgermeister Dieter Bischoff schien bei diesem Gedanken etwas blass um die Nase zu werden. Im Gemeinderat zauderte man sich die Köpfe heiß, unterbrach die Sitzung gar für eine fraktionsinterne Beratungspause. Lars Waffenschmidt, der sehr ruhig, aber mit stählerner Festigkeit vor dem Gremium ausharrte, war überzeugt, dass die Herausforderung bei entsprechendem Willen und Einsatz zu meistern sei.

Schützenhilfe bekam er von Doris Sannert (Freie Wähler). Diese machte dem Hin und Her mit einem Antrag ein Ende: Der Gemeinderat befürwortet die Einrichtung eines Horts, die Verwaltung wird beauftragt, die nötigen Personalstellen schnellstmöglich auszuschreiben. Nicht jeder war mit diesem Tempo glücklich. Karin Vischer (CDU) erklärte, sie fühle sich gedrängt, auch ihr Kollege Andreas Ziefle sah die Gemeinde mit dem Zeitplan etwas überfordert. Doris Sannert dagegen erklärte, sie sehe keinen Zugewinn, wenn man die Entscheidung "nochmals vier Wochen überschläft". Überdies drängt die Zeit: Im März stehen die Anmeldungen für die weiterführenden Schulen an – dann könnte Pfalzgrafenweiler mangels Betreuung erneut Schüler verlieren.

Am Ende stand der Sieg – der Schule für ihr Konzept und des Gemeinderats über die Angst vor der eigenen Courage: Einstimmig wurde der Antrag von Doris Sannert beschlossen. Wird das Hort-Angebot Realität, steht es künftig allen Schülern am Schulzentrum in Pfalzgrafenweiler offen.