Breitbandversorgung: Pfalzgrafenweiler übernimmt Erschließung

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler. Wann die Gemeinde Pfalzgrafenweiler in der digitalen Gegenwart ankommt, ist noch nicht ganz gewiss. Fest steht: Auf den Sankt-Nimmerleinstag will man nicht mehr warten. Der Gemeinderat beschloss, selbst aktiv zu werden.

Mühsam nährt sich das Eichhörnchen, sagt der Volksmund, und in Sachen Breitbandversorgung mag man dem in Pfalzgrafenweiler vermutlich zustimmen. Im Gewerbegebiet Schornzhardt und vielen Teilorten herrscht digitale Dürre. Die Telekom hingegen lässt Verwaltung wie Bürger am langen Arm verhungern und tröstet häppchenweise mit dünnen Ausbauversprechungen. Verwaltung und Gemeinderat haben davon nun genug. Wo es die eigentlich Zuständigen nicht auf die Reihe bekommen wollen, muss man sich eben selbst behelfen, meinen sie.

"Breitband ist grundsätzlich nicht die Aufgabe der Gemeinde", betonte Hauptamtsleiter Bernhard Traub, der in der jüngsten Vergangenheit den Kampf zwischen Telekom, Gemeinde und erbosten Bürgern geführt hatte, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Der Bereich Breitband sei eigentlich der Privatwirtschaft zugeordnet. Aber, so Traub: "Wichtig ist, dass wir mal ausschreiben und mal vorwärtskommen."

Und die zukunftsfähigste Lösung sieht für Pfalzgrafenweiler offenbar so aus, dass die Gemeinde selbst den Ausbau der Infrastruktur – konkret: des Glasfasernetzes – übernimmt und anschließend einen Betreiber sucht. Ein Prozedere, das in Freudenstadt und Altensteig bereits erfolgreich umgesetzt wurde.

In der letzten Debattierrunde zu dem Thema im vergangenen Herbst hatte der Gemeinderat außerdem einen Grundsatzbeschluss gefasst: "Die Gemeinde strebt eine gleichberechtigte Breitbandversorgung der Gemeinde an." Mit den Ankündigungen der Telekom, bestehende Kabelverzweiger weiter auszubauen, was bestensfalls bis 2017 zur Umsetzung kommt, werden allerdings nur bereits versorgte Gebiete noch besser versorgt. Die Gemeinde will deshalb in einem ersten Bauabschritt die datentechnisch prekärsten Bereiche der Gewerbegebiete selbst mit Glasfaser erschließen – allen voran im "Schornzhardt". Im Rahmen eines interkommunalen Projekts sollen außerdem Wörnersberg und Neu-Nuifra mit ans Netz genommen werden. Geplanter Baubeginn: im Frühjahr, sofern das Land die Bewilligung erteilt. Ein zweiter Bauabschnitt soll spätestens bis 2017 abgeschlossen sein: die Erschließung der Teilorte, in denen die Telekom keine eigenen Ausbauabsichten angekündigt hat.

In anderen Bereichen – Teilen von Herzogsweiler, Bösingen und Durrweiler – bleibt man vom Privatanbieter abhängig. Dort will die Telekom selbst aktiv werden, der Gemeinde ist in Folge keine Eigeninitiative mehr gestattet.

Während Bürgermeister Dieter Bischoff hofft, dass Pfalzgrafenweiler mit der Glasfaserlösung "auf längere Zeit versorgt ist", ist schon jetzt klar, dass die technische Aufrüstung der Telekom nur für die nächsten fünf bis acht Jahre reichen wird. "Und dann?", fragte Karin Vischer (CDU). "Müsste man eine Glaskugel haben", war alles, was Bischoff dazu sagte.

Adolf Gärtner (FWV) gab sich dennoch kampfeslustig und bat die Gemeinde, die Telekom etwas zu befeuern, um eine zeitnähere und verbindliche Ausbaubestätigung zu erhalten. "Denn wenn die Telekom 2017 ankündigt, passiert da vorher nichts." Und sollte überhaupt nichts passieren, so Gärtners Antrag, müsste man in der Gemeinde eben auch in diesen Bereichen selbst aktiv werden. Die Verwaltung nahm die Forderung auf.

Der Gemeinderat stimmte den Plänen geschlossen zu. Damit man erschließungs- und versorgungstechnisch künftig nicht mehr im Nebel stochert, wurde außerdem das Ingenieurbüro Geodata aus dem Ostalbkreis damit beauftragt, einen Breitbandnetzplan aufzustellen.