Ergänzen sich prächtig: der Frauenchor Cantiamo und seine männlichen "Friends" beim Konzert in der Jakobskirche in Pfalzgrafenweiler. Foto: Anthony Foto: Schwarzwälder-Bote

Hörgenuss: "Cantiamo & Friends" bieten hochwertiges Konzert in der Jakobskirche / Requiem als Höhepunkt

Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt: "Cantiamo & Friends" nahmen ihr Publikum in der gut besuchten Jakobskirche mit auf eine Achterbahnfahrt täglichen Erlebens zwischen Sorge, Freude, Verzweiflung und Hoffnung.

Pfalzgrafenweiler. Seit 20 Jahren dirigiert der ausgebildete Opernsänger, Gesangspädagoge und Dirigent Wolfgang Meusel, Gründer des ausschließlich mit Frauen besetzten Chors Cantiamo, seine jeweils acht Sopranistinnen und Altistinnen. Das harmonische Stimmgefüge und reibungslose Zusammenspiel – auch in den Soli von erstem und zweitem Sopran sowie den jeweiligen Nuancen der Altistinnen – bewirkt fast schon eine Perfektion, die Gefahr läuft, kühl und distanziert zu wirken.

Vor lauter Ehrfurcht, angesichts der glockenhellen Stimmen, wagte das Publikum in der Jakobskirche anfangs nicht, seine Zustimmung in Beifall auszudrücken. Dank einer umfassenden Programmbroschüre konnten die durchweg in englischer und lateinischer Sprache dargebotenen Kompositionen nachgelesen werden, was zum Verständnis dieses hochwertigen Konzerts beitrug.

Gefühlvoll mit dezenter Begleitung am Klavier durch Thomas Früchtl, eröffnete Cantiamo mit "A Gaelic Blessing" das Konzert. Die Altistinnen, ein wenig schüchtern zu Beginn, bewiesen ihre farblichen Nuancen in "The Peace of God", um in der folgenden Komposition "A Clare Benediction" gemeinsam mit den hell erstrahlenden Sopranstimmen in mächtiger Klangfülle zu brillieren. Sie waren es auch, die den Höhenflügen des ersten Soprans die tonmäßige Erdung gaben: ein harmonisches Stimmengefüge, dem Wolfgang Meusel behutsam und mit dezenten Gesten sichere Struktur gab. Das himmlische Flugzeug "The heavenly Aeroplane", begleitet von Klavier und Schlagzeug, zeigte sich jazzig-rockig. Verdienter Applaus beendete den Soloauftritt von "Cantiamo".

Mit den "Friends", guten Freunden – jeweils acht Herren in den Stimmlagen Tenor und Bass – erfuhr Cantiamo hervorragende Ergänzung, die zu voluminöser, keineswegs aufdringlicher Klangfülle beitrug. Mit "I will sing with the Spirit" und "The Lord bless you und keep you" hatte sich der Chor frei gesungen. Dankbar nahmen die Zuhörer das Freude versprühende "Look at the World" auf. Die Aufforderung, die Spielregeln der Schöpfung bewusst wahrzunehmen, den eigenen Lebenszyklus mit den Jahreszeiten in Verbindung zu setzen, wurde vom Publikum – in manchem Augenpaar schimmerten Tränen – intensiv aufgenommen.

Ein Durchatmen ermöglichten mit der "Suite Antique" Nadine Thomann (Querflöte) und Thomas Früchtl (Klavier). Durch das fünfte brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach inspiriert, komponierte John Rutter dieses Musikstück "im alten Stil" für Klavier und Querflöte. Teils elegisch, teils ernst, aufrufend und herausfordernd begleitete Früchtl das hervorragende Querflötenspiel Thomanns. Gut aufeinander eingespielt zeigten beide diverse Klangfarben ihrer Instrumente. Thomann entlockte ihrer Querflöte atemberaubende Tonabfolgen bis in höchste Tonlagen, die heitere Leichtigkeit verströmten. Das Publikum zollte dem virtuosen Zusammenspiel lang anhaltenden Applaus.

Tomasz Flammer zaubert Atmosphäre ins Requiem

Mit dem gemeinsam mit dem Instrumentalensemble einstudierten Requiem von John Rutter steuerte der Abend seinem Höhepunkt entgegen. Seinen Leitspruch, dass man mit Singen seine Befindlichkeiten ausdrücken könne und würde, setzten Chor und Instrumentalensemble sicher um.

Zarte Harfenklänge entlockte Petra Kruse ihrem Instrument. Ein schöner Kontrast zur Pauke, gespielt von Tomasz Flammer. Dass Schlaginstrumente keineswegs auf ein "bum bum" reduziert sind, bewies Flammer eindrucksvoll. Mal düster mahnend oder behäbig, dann wieder kraftvoll aufmunternd paukend oder mit Xylofon luftig leicht und ermutigend fröhlich – Flammer zauberte Atmosphäre ins Requiem. Auch das teils wehmütige Spiel des Cellisten Jonathan Nestler, immer wieder von Heiterkeit versprühendem hellen Sopran unterbrochen, verdeutlichte die gefühlsmäßige Achterbahnfahrt täglichen Erlebens, zentrales Anliegen des Rutterschen Requiems.

Zum Ausklang des Requiems, mit "The Lord is my Shepherd" und "Lux aeterna" mit kraftvollem Orgelspiel von Thomas Früchtl, gefühlvoll sanftem Oboenspiel von Ulf Kühner, eindringlich intonierenden Tenören und Bässen und dem fast elfenhaften Gesang von Cantiamo, waren die Zuhörer derart entzückt, dass der Applaus erst zaghaft, dann um so heftiger – eben wie die Achterbahn täglicher Gefühlswelten – einsetzte.