Interview: Stuntman Andy Haug erzählt von seinem Job /                             25-Jähriger träumt davon, Jake Gyllenhaal zu doublen

Vier Schülerinnen der Realschule Pfalzgrafenweiler hatten die Gelegenheit, dem Stuntman Andy Haug per E-Mail Fragen zu stellen, die sie interessierten.

Wie alt bist Du?

Ich bin 25 Jahre alt. Geboren wurde ich am 31. Juli 1990 in Freudenstadt.

Was machst Du beruflich?

Ich bin professioneller Parcour- und Freerunning-Athlet sowie Stuntman.

Wie bist Du zu diesem Beruf gekommen?

Schon als kleiner Bubi habe ich Sport gemacht. Als ich ungefähr sieben oder acht Jahre alt war, habe ich im TV "Karate Kid" und "Karate Tiger" gesehen. Sofort wusste ich, dass ich Kampfsport machen will. Als ich mit dem Skispringen aufgehört hatte, fing ich damit an. Mein damaliger Trainer hat viel Akrobatik gemacht, was mir echt gefallen hat. Als ich noch klein war, bin ich in Österreich von diversen Steinen gesprungen und habe mich abgerollt. Das waren meine ersten Parcour-Skills. Ich habe einfach immer Action-Filme geliebt und wusste sofort, dass ich später so etwas machen möchte.

Warum hast Du dein Hobby zum Beruf gemacht?

Parcour und Stuntman ist ein harter Beruf. Es schaffen nicht viele. Aber für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, und jeder Tag ist wie ein Samstag. Ich finde, jeder Mensch hat von Gott bestimmte Talente bekommen. Die sollte man nutzen und damit glücklich werden.

In wie vielen Filmen hast Du schon mitgewirkt?

Ich glaube das sind mittlerweile 15 bis 20 Stück. Insbesondere freue ich mich auf den neuen Kommissar Kluftinger Film, denn da war ich nicht nur als Stuntman tätig, sondern habe auch den Gangster in seinen jüngeren Jahren gespielt. Im Sommer bin ich bei RTL bei "Ninja Warrior" zu sehen.

Wie sieht ein Arbeitstag am Set für Dich aus?

Zum Glück habe ich meist keine Nachtdrehs. Sehr früh stehe ich auf und fahre ans Set. Dort richte ich, falls möglich, alles für meine Stunts her und gehe dann gemütlich frühstücken. Danach mache ich mich richtig warm und dehne mich gut durch, bevor es in die Maske geht. Nachdem ich mein Kostüm anhabe, bereite ich mich vor, und dann wird gedreht. Das dauert oft lange und ist ziemlich anstrengend. Nach einer kurzen Mittagspause geht es dann weiter, und abends fahre ich erschöpft heim oder ins Hotel.

Wie kamst Du auf die Idee, einen Parcourplatz und den Black-Forest-Parcour-Cup zu gründen?

In unserem Landkreis gibt es leider nicht viel für Jugendliche, aber Baiersbronn ist immer relativ offen für Neues, und die haben das Projekt zum Glück unterstützt. Ich wollte nicht nur einen tollen Park, sondern auch etwas damit anfangen. So entstand dann der Black-Forest-Cup, der ziemlich erfolgreich ist.

War das ein Traum von Dir?

Ja, absolut. Parcour ist Zukunft. Kopenhagen zum Beispiel hat 20 Parcour-Parks.

Hast Du noch besondere Ziele oder bestimmte Träume?

Ich würde gerne in "Prince of Persia 2 oder 3" Jake Gyllenhaal doublen und bei dem neuen James-Bond-Film mitwirken. Kontakte bestehen schon. Mal sehen, was daraus wird.

Was machst Du gerade in Mexiko?

Um ehrlich zu sein, ist Deutschland kein Sportler- oder Künstlerland. Gerade in einer extremen Sportart wie Parcour. In jedem anderen Land bekommt man viel mehr Anerkennung für seine sportlichen Leistungen. Ich habe schon eine ganze Weile in Bangkok gewohnt und fühlte einfach, es wurde Zeit für einen Umzug. Im April gehen dort Dreharbeiten für einen neuen Hollywood-Film los.

Ist es schwer, so weit weg von Deiner Familie zu sein?

Ja, absolut. Ich vermisse meine Familie und meine Freunde eigentlich jeden Tag. Aber das gehört wohl dazu.

Wer sponsert Dich?

AEE Action-Cams, Rockstar Energy, Kiku Apples und Take Flight.

Gibt es noch Herausforderungen für Dich?

Ja, zum Glück. Sonst wäre mir schnell langweilig. Ich bin zwar ein Chiller, aber ich brauch’ neue Herausforderungen.

Wie gefährlich sind Deine Stunts?

Ich kann mit Schmerzen gut umgehen und bin immer der Erste, der sich für richtig gefährliche Sachen meldet. Ich liebe diese Herausforderungen.

Hattest Du schon mal Angst vor einem Stunt?

Ja, ab und zu kommt das vor. Im Film "Die Zielfahnder" springe ich von einem Gefängnisdach aus vier bis fünf Metern Höhe. Es war total dunkel und ich war auf alles vorbereitet. Es ist aber nichts passiert.

Wie oft trainierst Du deine Stunts?

Parcour und Freerunning trainiere ich jeden Tag. Richtiges Stunt-Training kann man leider nicht oft machen.

Wo siehst Du dich in zehn Jahren?

In zehn Jahren wohne ich in Los Angeles, und jede Hollywood-Produktion läuft über mich und mein gut ausgewähltes Stunt-Team. Nein, ich bin gespannt, wo Gott mich braucht.

Die Fragen stellten Pia Schübel, Natalie Nedog, Ronja Lehnert und Theresa Rath

 Die Autorinnen besuchen die Klasse 8b der Realschule Pfalzgrafenweiler