Sie freuen sich über die gelungene Sanierung der Feldbahn-Diesellok: Lokführer Thomas Sannert mit dem stellvertretenden Museumsleiter in der Eisenbahn-Erlebniswelt in Horb, Christian Kellner, und Diplom-Ingenieur Horst Kaltenbach (von links) mit Gästen bei der Probefahrt. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Lok bereichert Angebot in der Eisenbahn-Erlebniswelt / Besucher dürfen am Sonntag erstmals mitfahren

Pfalzgrafenweiler-Edelweiler/Horb (ds). Einst zog sie im Ziegelwerk schwere mit Lehm beladene Loren. Heute steht die Feldbahn-Diesellok 260081 im Museum. Ab Morgen fährt sie erstmals in der Horber Eisenbahn-Erlebniswelt.Schmalspurbahnen sind die Leidenschaft von Thomas Sannert aus Edelweiler. Die Feldbahnlok der Baureihe NS 1 hat er im Jahr 2000 von einem Sammler im Saarland erworben und in den Schwarzwald gebracht. Gebaut wurde sie 1958 beim VEB-Lokomotivbau "Karl Marx" in Berlin-Babelsberg/ Potsdam, vormals Ohrenstein & Koppel. Diese Lokomotivfabrik erlangte durch den Bau vieler Schmalspur-Dampf- und Diesellokomotiven in Eisenbahnkreisen große Berühmtheit. Zwischen 1950 und 1960 entstanden hier verschiedene Fahrzeugtypen in der NS-Klasse in einer Gesamtstückzahl von 2300.

Feldbahnen sind "schmalspurige Bahnen des nichtöffentlichen Verkehrs". Sie wurden im Ersten und Zweiten Weltkrieg auf den Schlachtfeldern und als Trümmerbahn in den zerstörten Städten eingesetzt und werden auch heute noch als Waldbahnen, in Steinbrüchen, vor allem aber in Moor- und Torfwerken und im Tunnelbau als Transportmittel genutzt.

Die NS 1/260081 verrichtete bis 1991 ihren Dienst zuverlässig im Ziegelwerk Lübschütz, bevor sie von einem Sammler aus Bremen aufgekauft wurde. Nach dessen Tod gelangte sie in den Besitz eines Feldbahn-Freundes im Saarland.

Seit Frühjahr 2012 ist die Drei-Tonnen-Lok in der Horber Eisenbahn-Erlebniswelt zu bewundern. Diplom-Ingenieur Horst Kaltenbach aus Grüntal hat sie dort gemeinsam mit Thomas Sannert aufwändig saniert und technisch überholt. Dabei wurde die Lok komplett neu grundiert und lackiert und erstrahlt nun anstatt in einem lehmigen Braunton in einem leuchtenden Enzianblau mit verkehrsrotem Rahmen. Laut Thomas Sannert hat "die alte Dame in ihrem Leben hart genug arbeiten müssen, so dass sie sich im Ruhestand ein schönes, farbenfrohes Kleid verdient hat".

Damit auch die Museumsbesucher auf der im Bau befindlichen 600-Millimeter-Schmalspurstrecke im Horber Eisenbahnmuseum mitfahren können, haben Horst Kaltenbach und Thomas Sannert noch eine Lore angehängt. Diese ist mit ihren über 100 Jahren doppelt so alt wie die Lok selbst und wurde von der Firma Alfred Krupp in Essen noch im 19. Jahrhundert gebaut. In dieser Lore sind sämtliche Gewinde und Schrauben noch nach englischer Zollnorm verbaut, was die Sanierungsarbeiten nicht gerade erleichterte.

Nachdem die alte Kippmulde der Lore entfernt war, machten sich die beiden Eisenbahnfreunde an einen neuen Aufbau. Doch zuvor musste der alte Rost entfernt, der Rahmen gerichtet, grundiert und lackiert werden. Da die Spurkränze der Räder beschädigt waren, wurde an ihnen auch noch geschweißt und geschliffen. Eine besondere Herausforderung stellten die nicht mehr vorhandenen Feldbahn-Kupplungen dar. Statt diese bei einem Feldbahn-Händler in Hamburg neu zu kaufen, entschied sich Horst Kaltenbach, diese aus einer alten Maschinenwelle selbst herzustellen. Um das Schmiedefeuer auf die erforderliche Hitze zu bringen, baute er sich eine eigene Feldschmiede. Schließlich wurden auch noch die Rahmen der Sitzbänke aus kaltgebogenem Metall hergestellt, mit Holz beplankt und auf der Lore montiert.

Am Sonntag, 19. August, dürfen ab 11 Uhr die ersten Museumsbesucher auf dem Zug Platz nehmen und auf Jungfernfahrt gehen. Horst Kaltenbach und Thomas Sannert werden sie über das Gelände fahren und ihnen Fragen zu Technik und Sanierung beantworten. Nächster Fahrtag ist am Sonntag, 9. September.