Gemeinderat und Schulvertreter wollen für Erhalt der Werkrealschule in Pfalzgrafenweiler kämpfen

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler. Die Realschule wird erweitert, steht damit die Werkrealschule vor dem Aus? Nein, heißt es aus dem Schulamt, und in Pfalzgrafenweiler würde man es gerne glauben. Wären da nicht viele Komponenten, die Zweifel aufkommen lassen.

"Informationen zur aktuellen Schulentwicklung" lautete der lapidare Titel der Gemeinderatssitzung, bei der schon angesichts der Zuhörerzahl klar war, dass es keine gewöhnliche sein wird. Das Kollegium und die Schulleiter des Schulzentrums reihten sich hinter dem Ratstisch, ebenso zahlreiche Eltern.

Sie und der Gemeinderat hatten die Augen auf Wolfgang Held, Schulamtsdirektor des Staatlichen Schulamts Rastatt, gerichtet, der in Pfalzgrafenweiler die Neukonzeption der Realschule und deren Folgen für die Gemeinde vorstellen sollte. Neben der mittleren Reife soll an Realschulen künftig auch der Hauptschulabschluss nach Klasse 9 möglich sein. Pläne, die keineswegs das Aus für die Werkrealschulen bedeuten sollen. Am Ende, so schien es in der Debatte, könnte es aber genau darauf hinauslaufen. Da konnte Held noch so oft betonen, dass er nicht das Totenglöckchen für die Werkrealschule läuten will.

Anmeldezahlen werden zeigen, ob Aussicht auf Erfolg besteht

Denn Zahlen und Erfahrungswerte zeigen ein anderes Bild. "Die Eltern haben keinen Grund mehr, ihre Kinder auf die Hauptschule zu schicken", erläuterte Angela Zepf, Schulleiterin der Realschule. "Sie haben das Gefühl, ihr Kind steht besser da, wenn es auf die Realschule geht. Das ist einfach so." Bürgermeister Dieter Bischoffs Fazit am Ende der mehrstündigen Versammlung war folglich deutlich: Er fürchtet einen ideologisch hinterlegten Versuch, die Gemeinschaftsschule durchzudrücken, koste es die Werkrealschule, was es wolle. "Man lässt Schulen keine Chance auf Bestand", so Bischoff. Mehr noch: Die Gemeinde hat gar keine Einflussmöglichkeiten. Für alles brauche es sonst Konzepte und Beschlüsse, aber die "Realschule light" würde einfach eingeführt. "Und das", so Bischoff, "ist, was mir stinkt."

Benjamin Finkbeiner (FWV), der als Gemeinderat und Lehrer eine wenig beneidenswerte Gratwanderung in der Diskussion bewältigen musste, schloss sich Bischoffs Meinung an. "Wir haben eine gute Werkrealschule", betonte Finkbeiner wiederholt. Auch scheint nicht die Einführung von neuen Lernformen das Problem zu sein, wie die von seinen Kollegen im Publikum mit Kopfnicken bedachten Ausführungen Finkbeiners zeigten. "Was uns stört ist, dass man uns keine Zeit lässt."

Obwohl Held seinen Vortrag mit großer Sachlichkeit hielt und Antworten, wo möglich, zu geben versuchte: Zur allgemeinen Beruhigung vermochte er wenig beizutragen. Insbesondere, da die Diskussion in vielen Bereichen einem Schattenboxen glich. Denn das, was da auf Pfalzgrafenweiler und alle anderen Schulstandorte zukommt, scheint zwar einerseits Fakt. Offiziell verabschiedet – und somit verbindlich und orientierungsstiftend – ist aber unterm Strich noch nichts.

Wenig vertrauenerweckend war zudem die Botschaft, die immer wieder zwischen den Zeilen durchklang. Offenbar sieht man in den Behörden die Verantwortung für Wohl und Wehe der Schullandschaft vorwiegend in den Händen der Eltern, die mit ihrem Anmeldeverhalten über den Fortbestand der Schularten entscheiden. Karin Vischer (CDU) hielt Wolfgang Held in einem erregten Wortbeitrag entgegen: "Sie glauben doch nicht, dass Eltern ihre Kinder noch an unsere Werkrealschule schicken, wenn sie auch auf die Realschule könnten."

Welche ungünstige Atmosphäre die schulpolitischen Dauerumbrüche für den Schulstandort schaffen, zeigte sich am Ende an Wortbeiträgen aus dem Publikum. 2013 hatte man sich in Pfalzgrafenweiler entschieden, die gesunde Werkrealschule weiterzuführen und keine Gemeinschaftsschule anzustreben. Ein Weg, der damals auch von Behördenseite gut geheißen wurde. Doch in der Sitzung fragten sich nun manche Eltern, ob an der Werkrealschule eingeschulte Kinder denn noch mit Sicherheit ihren Abschluss in Pfalzgrafenweiler machen könnten. "Ja", betonte Dieter Bischoff, um doch von Held ausgebremst zu werden. Wenn die Mindestklassenstärken nicht mehr gehalten werden können, so der Schulamtsdirektor, "wird es schwierig". Ob dieses Szenario droht, gilt es nun abzuwarten. Zugleich war der Tenor von Gemeinderat und Schulvertretern: Man will für die Werkrealschule in Pfalzgrafenweiler kämpfen. Und schon im Frühjahr wird sich zeigen, ob Aussicht auf Erfolg besteht. Dann, so Dieter Bischoff, stehen die nächsten Anmelderunden an, und die Gemeinde wird sehen: "Gibt’s noch mal eine Werkrealschul-Klasse oder stimmen die Leute mit den Füßen ab?"