Mit alten DKW-Motorrädern auf Alpentour / Mit zunehmender Höhe werden die Zweitakter langsamer

Von Bärbel Altendorf-Jehle

Nordschwarzwald. Sie haben es geschafft, die alten DKW. Langsam aber beständig haben sie die Alpentour mit ihren "Herrchen" gemeistert. Ganz nach dem Motto: "Wir sind alt, aber noch topfit".

Ein Fotobuch lag unter dem Weihnachtsbaum von Ulrich Brezing. Er hat es von seinem Freund Klaus Schmid-Krimmer (beide aus Pfalzgrafenweiler) erhalten, und es erinnert an ihre gemeinsame Alpentour. Das wäre jetzt nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches. Ungewöhnlich wird es durch den fahrbaren Untersatz, denn dabei handelt es sich um zwei alte Motorräder, die bei jedem Liebhaber die Herzen höher schlagen lassen.

1626 Kilometer auf- und abwärts haben die beiden Motorradfans bei dieser Tour mit ihren Maschinen geschafft und sich damit einen Traum, eben einen "Männertraum" erfüllt. Die Maschine von Ulrich Brezing, eine RT 125, stammt von seinem Vater, der sie 1950 gekauft hatte. Sie war vollkommen zerlegt. In mühsamer Kleinarbeit hat Brezing sie wieder zusammengeflickt und sie zum Laufen gebracht

. Sein Freund Klaus Schmid-Krimmer hat eine RT 200, die er sich vor 20 Jahren gekauft hat. Der Traum, mit diesen beiden Maschinen einen Alpenrundfahrt zu unternehmen, schlummerte schon lange in den beiden Männern. Im vergangenen Jahr haben sie ihren Traum verwirklicht.

Wer sein Motorrad liebt, der schiebt

Es handelt sich bei den alten Motorrädern um Zweitakter. Das bedeutet, dass die beiden Maschinen in zunehmender Höhe an Leistung verlieren. Aus diesem Grund wurden die Motorräder immer langsamer und schafften im ersten Gang kaum 20 Stundenkilometer, manchmal sogar nur zehn. "Nur die Fahrräder waren an den Steilhängen noch langsamer", lacht Schmid-Krimmer.

Während die kleine 125erMaschine den Gaviapass noch schaffte, musste sich Klaus Schmid-Krimmer von seiner "großen" Maschine aus dem Sattel schwingen und die letzte Rampe im Schweinsgalopp nebenher rennen, ganz nach dem Motto: "Wer sein Motorrad liebt, der schiebt".

250 Kilometer wurden pro Tag gefahren, zwei Tage durften sich Männer und Maschinen am Gardasee ausruhen. Insgesamt eineinhalb Wochen waren sie unterwegs. Übernachtet wurde in Hotels. Klaus Schmid-Krimmer, Schulleiter der Forchenkopfschule in Wittlensweiler, schmunzelt: "Nun ja, die Zeiten mit Zelt oder gar unter freien Himmel sind definitiv vorbei. Wir haben beide ein bequemes Hotelbett vorgezogen".

Das heimatliche Pfalzgrafenweiler war Start und Ziel der Alpentour. Es ging vorbei an Konstanz über die Schwägalp, den Flüelapass und den Ofenpass, Müstair, Umbrailpass, Stilfser Joch, Bormio, Gaviapass, Tonale-Pass an den Gardasee. Zurück führte die Tour über die Südtiroler Weinstraße, den Brenner- und den Fernpass über Isny, Kempten und Wolfegg nach Pfalzgrafenweiler. Und stets schnurrten die DKW mit zusammen 15 Pferdestärken wie gut geschmierte Nähmaschinchen.