Mit Hilfe der Flurbereinigung entstand in der Ortsmitte auf dem "Hirschplatz" ein attraktiver Dorf- und Spielplatz. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Edelweiler wurde vor 290 Jahren auf einer Rodungsfläche im Weiler Wald gegründet

Von Doris Sannert

Pfalzgrafenweiler-Edelweiler. Edelweiler, im Volksmund auch "Edelfeld" genannt, wurde 1724 und damit vor genau 290 Jahren auf einer Rodungsfläche im Weiler Wald gegründet. Einst gehörte es zum Oberamt Altensteig – heute zählt der Teilort von Pfalzgrafenweiler 222 Einwohner.

Anfang des 18. Jahrhunderts war das Leben im Weiler Wald hart und die Kindersterblichkeit hoch. Die Bauernfamilien lebten in kargen, hölzernen Behausungen und versorgten sich selbst durch Viehzucht und Ackerbau. Die Männer mussten als Schneider, Weber, Schuhmacher, Schmied oder Wagner in den Dörfern oder als Holzhauer, Pottaschesieder, Harzer, Köhler oder Flößer im Wald etwas dazu verdienen, um ihre Familien zu ernähren. In dieser Zeit war das Erben des Besitzes straff geregelt. Alle Söhne erhielten einen gleichgroßen Anteil des Hofs.

Doch bereits nach drei oder vier Generationen waren die Wiesen- und Ackerflächen so klein, dass der Hof die Familie nicht mehr ernähren konnte. Einigen Bauernsöhnen aus Garrweiler, Grömbach und Pfalzgrafenweiler kam der Brand eines Waldstücks im Edlen Feld im Jahr 1722 gerade Recht.

Am 8. Juli 1723 verfassten "sechs arme Unterthanen mit fußfälligem Gemüt" ein Schreiben an Herzog Eberhard Ludwig. Sie baten darum, auf dem abgebrannten Stück Wald im "Edelföld" siedeln zu dürfen, "weillen wir keine eigene Herberg haben, auch keinen Schuhbreit, etwas zu bauen, damit Weib und Kinder zu nähren". Am 16. Oktober 1724 folgte der "Fundationsbefehl". Auf Wunsch des Herzogs sollte die neue Kolonie im Altensteiger Forst "Edelweyler" heißen.

Zunächst gestattete der Landesherr den Bau von sechs Haushaltungen. Bald darauf meldeten vier weitere Familien Ansprüche an. Als herzogliches Kammergut im herrschaftlichen Weiler Wald war Edelweiler selbstständig. In juristischen Angelegenheiten hatten sich die Kolonisten an das Vogtamt Altensteig zu wenden. Die Kirche besuchten sie im "Pfalzgrafenweilerschen Pfarrweiler". Um die Siedler zu entlasten, wurden sie sechs Jahre lang von Steuern und Abgaben befreit. Von der Obrigkeit bekamen sie ein Gebiet für den "Waydgang" für ihr eigenes Vieh zugesprochen, was sie nicht daran hinderte, auch noch Pensionsvieh aufzunehmen. So reichte den Bewohnern Edelweylers das ihnen zugewiesene Land von Anfang an nicht aus. Die ständige Landnot hatte Auseinandersetzungen mit den Nachbarorten Grömbach, Wörnersberg und Durrweiler zur Folge.

1729 brach eine regelrechte Antragsflut über die zuständigen Amtsstellen herein. Die Altensteiger Forstbehörde lehnte sämtliche Anträge ab und verwarnte die aufdringlichen Bittsteller sogar wegen "lamentieren" und "wehklagen" und beschimpfte sie am Ende gar als "anmäßige Querulanten".

Einwohner haben Marksteine heimlich versetzt

Die Einwohner von Edelweiler ließen sich davon nicht beeindrucken. Schließlich hatten sie 1740 schon einmal die Marksteine heimlich versetzt. Obwohl den Kolonisten schon früh jeglicher weiterer Hausbau verwehrt wurde, stellen sie Antrag um Antrag und bauten auch ohne Genehmigung eifrig weiter.

1752 wohnten statt der erlaubten zehn bereits 20 Familien in Edelweiler. Bald hatte sich die Zahl der Häuser verdoppelt. 1817 zählte der Ort 214 Einwohner. Auch die Feldfläche war seit der Gründung durch Rodung von 153 auf 312 Morgen um mehr als das Doppelte angewachsen. Das Oberamt Freudenstadt, zu dem Edelweiler nach der Auflösung des Oberamts Altensteig im Jahr 1810 gehörte, beschreibt den Ort 1858 wie folgt: "Kleines Dorf, mit 300 Einw.-Filial von Pfalzgrafenweiler. Über den südlichen Gehängen des Zinsbach-Thales, an der Vicinalstraße von Pfalzgrafenweiler nach Wörnersberg, liegt ½ Stunde nordöstlich vom ersteren der in die Länge weitläufig gebaut, nur eine Straße bildenden Ort, dessen meist kleine, jedoch mit Ziegeln gedeckte Wohnungen auf den ersten Anblick die Armuth der Einwohner verrathen. Der Ort ist ganz mit Obstbäumen umgeben, die hier wegen der gegen rauhe Winde geschützten, südlichen Lage gut gedeihen und nicht selten einen erheblichen Ertrag liefern…".

Das Bild des Orts hat sich vor allem in den vergangenen 15 Jahren maßgeblich verändert – nicht nur durch den Ausbau der Ortsdurchfahrt (Kreisstraße 4726) im Jahr 2000 und der Östlichen Edelhalde in den Jahren danach. Dank der Flurbereinigung verfügt es auch über ein großzügig ausgebautes Feldwegenetz, das von Wanderern und Spaziergängern aus der Region gerne genutzt wird. In diesem Zusammenhang wurde auch, der nach dem Kreisstraßenausbau brach liegende "Hirschplatz" mitten im Ort, in einen attraktiven Dorf- und Spielplatz, und damit zu einem Treffpunkt für Einheimische und Gäste, umgebaut.