Weiler Wärme verlegt bei Erschließungsarbeiten in Edelweiler und Neu-Nuifra auch gleich Versorgungsleitungen

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler. Von einfach zu kompliziert und dazwischen ordentlich verzettelt – dabei war die Frage im Gemeinderat Pfalzgrafenweiler einfach: Im Rahmen laufender Bauarbeiten möchte die Weiler Wärme-Genossenschaft Versorgungsleitungen verlegen – um nicht in ein paar Jahren schon wieder buddeln zu müssen.

Das Energiegeschäft der Weiler Wärme hat sich etabliert. Jetzt – so die Initiative – gelte es, Weichen für die Zukunft zu stellen. Konkret kann sich die Genossenschaft vorstellen, neben einem Wärme- langfristig auch ein eigenes kommunales Stromnetz zu etablieren. Bislang war dies Zukunftsmusik. Doch nun stehen Erschließungsarbeiten in Neu-Nuifra sowie Edelweiler und später auch in Bösingen an. Wenn schon die Straßen aufgerissen werden, so der Gedanke bei der Weiler Wärme, könnte man die Gelegenheit nutzen und Leitungen einlegen – für den Fall der Fälle und nicht nur für Wärme, sondern auch für Eigenstrom. "Damit wir in fünf Jahren nicht die Straßendecke wieder aufreißen müssen", erklärte Siegfried Neub.

"Wir sind zeitlich überrascht worden", hatte Bürgermeister Dieter Bischoff eingeräumt, als er den Tagesordnungspunkt eröffnet hatte. Wie die energetische Zukunft der Teilorte von Pfalzgrafenweiler genau aussieht, soll zu einem späteren Zeitpunkt in einer Klausurtagung behandelt werden. Dass das Nahwärmenetz ausgebaut werden soll, stand jedoch für niemanden in Frage. Doch das Thema Eigenstrom brachte die Gemüter in Wallung. Ehe sich Bürgermeister und Antragsteller versahen, hatte sich der Gemeinderat in einer Diskussion über das Ende der Maßnahme verstrickt, bevor überhaupt über den Anfang entschieden worden war – der eigentlich nur die technische Verlegung von Versorgungsrohren beinhaltet.

Adolf Gärtner (FWV) machte sich beim Stichwort Eigenstromnetz Sorgen, ob die Versorgungsqualität des Konzessionsnehmers EnBW ins Wanken geraten könnte, wenn diese einen Konkurrenten wittert. Es stellte sich jedoch heraus, dass EnBW und jeder andere Stromanbieter damit leben müssen, wie Dieter Bischoff erläuterte. Denn Konzessionsvertrag hin oder her: Wenn ein weiterer Anbieter Leitungen einlegen will, darf er dies rechtlich jederzeit tun. Peter Dieterle (FWV) ergänzte: "Die Konzession mit EnBW läuft bis 2026." Danach könne das Stromnetz betreiben, wer will.

Neu-Nuifras Bezirksbeiratsvorsitzender Hans-Peter Morlock und Doris Sannert (FWV) unterstützten das Vorhaben, die technischen Voraussetzungen für eine Energieversorgung jedweder Art zu schaffen. "Ich denke, dass wir die Leitungen jetzt einlegen sollten, später haben wir keine Möglichkeiten mehr", erklärte Hans-Peter Morlock.

Doch vor allem bei den Freien Wählern haderte mancher mit der Maßnahme und verhedderte sich ordentlich in Was-Wenn-Szenarien über Wahlfreiheit des Energieversorgers, Versorgungsqualität und dergleichen mehr, bis Horst Dieterle (FWV) seine Kollegen erdete: Es stehe heute doch nicht die energetische Zukunft Pfalzgrafenweilers zur Abstimmung, sondern es gehe nur um zwei kleine Baumaßnahmen. Auch auf der anderen Seite des Ratstischs wurde die Debatte zunehmend entgeistert verfolgt. Unterm Strich gehe es nur darum, ob die Weiler Wärme jetzt ein Kabel einlegt, oder nicht, vergewisserte sich Hein Gall (CDU), nachdem er den Wortwechsel verfolgt hatte. "Dann haben wir also die letzte halbe Stunde verbraten?"

Diese trockene Zusammenfassung führte immerhin dazu, dass Bürgermeister Bischoff seine Räte geistig wieder zur Beschlussfassung einfangen konnte. Siegfried Neub rückte aus Befangenheitsgründen vom Tisch ab. Zwei Gemeinderäte enthielten sich bei der Abstimmung. Das übrige Gremium stimmte geschlossen für die Leitungsverlegung im Rahmen der Erschließungsarbeiten in Edelweiler und Neu-Nuifra.