Die Christophorus-Kantorei Altensteig zählt zu den besten Chören im Land. Mit einem Auftritt im Nachbarort Pfalzgrafenweiler sorgten die jungen Sänger einmal mehr auch für Begeisterung in der Heimat. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Chormusik der Extraklasse: Christophorus-Kantorei gratuliert Liederkranz Pfalzgrafenweiler zum Geburtstag

Von Tina Eberhardt

Pfalzgrafenweiler. Mit einem Konzert der Christophorus-Kantorei Altensteig hat der Liederkranz Pfalzgrafenweiler einen Höhepunkt im Jahr seines 150. Geburtstags gefeiert. Die jungen Sänger boten in der Festhalle A-cappella-Chormusik der Extraklasse.

Als höchst harmonische Symbiose von Anspruch und Freude, Professionalität und Unverbrauchtheit, Perfektion und Leichtigkeit lässt sich das Konzert in der Festhalle Pfalzgrafenweilers beschreiben. Die Plätze in den dichten Stuhlreihen waren nahezu voll besetzt, die Sänger fanden auf der Bühne schon gar keinen Raum mehr. In breiter Aufstellung, die sich stellenweise von Hallenwand zu Hallenwand erstreckte, positionierte sich der beeindruckend große Chor kurzerhand vor der Bühne. Ein fließender Übergang zwischen Publikum und Künstlern, der die fesselnde musikalische Intensität des Konzerts räumlich vollendete.

Chormusik – das klingt nach hoher Musikalität, in der Spitzenklasse aber oft auch nach einem Kollektiv, in dem junge Menschen von der Unbeschwertheit in Ernsthaftigkeit geführt werden. Der humorvolle Konzert-Titel "Insalata Vocale" machte hingegen neugierig auf Unerwartetes – und diese Neugier wurde durchaus bedient. Die deutschen Volkslieder und internationalen Folksongs im zweiten Teil boten eine prächtige Spielwiese für die künstlerische Kreativität, den Einfallsreichtum, aber auch den Spaß, der offenbar zwischen Dirigent Michael Nonnenmann und seinen jungen Sängern pulsiert. In einem schwäbischen Quodlibet wurden acht Volkslieder nicht nur inhaltlich, sondern auch harmonisch ineinander, übereinander und zwischeneinander gelegt.

Das komplexe, anspruchsvolle Arrangement wurde mit bestechender Leichtigkeit präsentiert und mündete am Ende beiläufig und mühelos in die tonale Auflösung, während das Publikum staunend zuhörte. Derbe bayerische Volkslieder und irische Balladen, Tanz und Schauspiel – an verfügbaren Möglichkeiten schien alles ausgeschöpft. Mit feinen, aber wirkungsvollen Akzenten in der Agogik und interessanten harmonischen Wendungen verliehen Sänger und Dirigent vielgehörten Werken neue Finesse.

Dass ein international ausgezeichneter Chor mit hochmelodischen Choralwerken überwältigen kann, schien daneben ohnehin selbstverständlich. "Ach, ist das schön", platzte einer entzückten Zuhörerin zur Freude von Publikum und Chor in den stillen Sekunden nach einem Schlusston heraus.

Das künstlerische Niveau hatte die Kantorei ohnehin schon vor der Pause zementiert. Geistliche und klassische Chorwerke prägten vor der Volksmusik den ersten, anspruchsvollen Programmteil. Hier schöpften Sänger und Dirigent aus dem Vollen. Erhabenes und ernsthaftes Liedgut – etwa von Felix Mendelssohn Bartholdy oder Heinrich Schütz – gehörte dazu. Bei Hans Leo Hasslers "Ach weh des Leiden" zogen sich irgendwann auffallend viele Schnäuzer durch die Publikumsreihen. Ein Glanzstück aber boten die Sänger mit der zeitgenössischen Komposition "Epitaph for Moonlight", in der Chor und Dirigent mit experimenteller Freude Gesangslinien gegen akustische Klangeffekte austauschten. Greifbar mutete ein flirrendes Glissando an, das in einer nahezu physischen Wolke von links nach rechts durch den Chor und wieder zurück schwebte – sehr einfühlsam, wie übrigens im gesamten Konzert, gesteuert von Dirigent Michael Nonnenmann. Glockenklar standen anschließend wieder Solo-Partien dazwischen. Überhaupt die Soli: Sie waren zurückhaltend dosiert im Programm des Konzertchors. Mehr waren auch nicht nötig – hatte man doch über viele Strecken den Eindruck, einer vollendet harmonischen Vereinigung von höchst patenten Einzelsängern zuzuhören.

22 Werke hatte die Christophorus Kantorei auf dem Programmzettel, der im ersten Moment nach Hörmarathon aussah und sich am Ende als verblüffend kurzweilig entpuppte. Der Applaus, der vom ersten Stück an durch die Publikumsreihen brandete, schien nur selbstverständlich.