Wie soll das Areal im Zentrum Pfalzgrafenweilers nach der Ortskernsanierung aussehen? Für eine Gruppe Bürger ist klar: Das alte Schulhaus soll den Plänen für die Zukunft nicht weichen. Foto: Eberhardt

Bürger machen sich für Erhalt des alten Schulhauses stark. Gebäude als Denkmal eingestuft.

Pfalzgrafenweiler - Das alte Schulhaus abreißen? Allein der Gedanke der Erwägung sorgt für Aufruhr unter einigen Bürgern. In der Gemeinderatssitzung suchten sie Gremium und Verwaltung von dem Vorhaben abzubringen – doch das hatte inzwischen bereits der Denkmalschutz erledigt.

Selten hat ein Thema so viel Publikum in die Gemeinderatssitzung gelockt. Die Neuplanung des Areals um das alte Schulhaus beziehungsweise Haus des Gastes und dem Quartier der Feuerwehr begleitet die Gemeinde schon seit geraumer Zeit. Im Rahmen des Sanierungsgebiets Ortskern IV soll diese große innerörtliche Fläche neu gestaltet werden.

Doch während Gemeinderat und Verwaltung in der Angelegenheit seit Jahren Zukunftsbilder im Auge haben, hat sich bei einigen Bürgern ein anderer Betrachtungswinkel eingestellt: Das alte Schulhaus, als Stück der Geschichte Pfalzgrafenweilers, soll nicht der neuen Entwicklung zum Opfer fallen. "Wir möchten Sie inständig bitten, dass Sie dieses Stück Heimat erhalten und dem Erhalt in der Planung oberste Priorität einräumen", erklärte die Sprecherin der Bürgergruppe, die sich in der Sitzung versammelt hatte. Das Haus sei ein wichtiges geschichtliches Bauwerk in Pfalzgrafenweiler, es präge das Gesicht des Marktplatzes – und sei für viele Pfalzgrafenweiler Bürger voller Erinnerungen. Bürgermeister Dieter Bischoff hatte etwas Mühe, die Dynamik, die sich vor ihm und seinem Gremium entfaltete, zu steuern. Dass eine Gemeinderatssitzung keine Plattform für Bürgerstatements, sondern eigentlich für Fragen ist, hielt die anwesenden Bürger nicht davon ab, ihrem Gremium ausführlich die Meinung in Sachen Umgang mit Kulturgütern zu sagen. Denn hier scheint es aus Sicht der Bürgergruppe ein wenig an Sensibilität zu fehlen. "Aber diese Dinge sind für uns auch wichtig", erklärte eine Bürgerin. "Es geht nicht nur um Infrastruktur. Vergesst nicht unsere Kultur." Die Abrissbirne ist indes noch lange nicht bestellt – und wird wohl in absehbarer Zeit auch nicht anrücken.

Dafür hat kurz vor der Sitzung das Landesamt für Denkmalpflege gesorgt. Denn während das Gebäude in der vorjährigen Konzeptstudie für das Sanierungsgebiet noch nicht als schützenswert eingestuft wurde, hat man bei der Behörde inzwischen die Meinung geändert, wie Bürgermeister Dieter Bischoff mitteilte: Das alte Schulhaus sei durchaus ein Denkmal. Beim Gemeinderat ging ein kurzes Raunen durch die Reihen.

Denn mit dieser Ankündigung werden auch die Planungen der Gemeinde zunächst über den Haufen geworfen. Diese bestanden bislang aus zwei optionalen Szenarien. Das eine beinhaltet einen Erhalt des Schulhauses, das andere dessen Abriss. "Beide Planungen verfolgen aber ein Ziel", betonte Dieter Bischoff, und dieses ist die Bebauung des rückwärtigen Areals für Wohnraum. Was jetzt passieren wird, dazu vermochte der Bürgermeister noch nichts Konkretes zu sagen. "Wir stehen noch sehr am Anfang."

Das resolut vorgetragene Anliegen der Bürger verfehlte seine Wirkung im Gemeinderat nicht. Obwohl etwas gegen das formelle Prozedere, verfolgten die Räte den Auftritt mit Wohlwollen und Verständnis.

Doch Denkmalpflege, so der Tenor, unterliegt bei allem guten Willen dem Gesetz der wirtschaftlichen Zumutbarkeit. Das Gremium nutzte in Folge geschickt die Gelegenheit, auch die Bürger zu Verantwortlichkeit aufzurufen. Praktischerweise wurde nämlich im nächsten Tagesordnungspunkt der Haushaltsplan mit dem umfangreichen Investitions- und Maßnahmenpaket des kommenden Jahres beraten (wir berichteten).

Benjamin Finkbeiner (FWV), welcher der Gruppe seinen Respekt für ihr Engagement zollte, lud die Bürgergruppe prompt mit pädagogischer Weitsicht ein, den Beratungen zuzuhören. "Damit Sie sehen, um wie viele Aufgaben sich die Gemeinde kümmern muss."