Ein 18-Jähriger beschuldigt seine Eltern für einen Brand im Jahr 2008 verantwortlich gewesen zu sein. (Symbolfoto) Foto: Steffen

Dritter Verhandlungstag im Prozess um Hausbrand 2008 in Kälberbronn. Psychologin hält Sohn für glaubwürdig.

Pfalzgrafenweiler-Kälberbronn - Vor dem Amtsgericht in Freudenstadt ist der dritte Verhandlungstag um den Brand im Jahr 2008 in einem angemieteten Haus in Kälberbronn eingebrochen. Er brachte jeoch keine Klarheit in der Schuldfrage. Auf der Anklagebank saß einmal mehr das Ehepaar.

Der jetzt 18-jährige Sohn der Angeklagten und Stiefsohn des Angeklagten hatte vor drei Jahren Anzeige erstattet, nachdem die Versicherung den Schaden bereits beglichen hatte. Er beschuldigte die beiden der schweren vorsätzlichen Brandstiftung, des Versicherungsbetrugs, vorsätzlichen Betrugs und zudem der Körperverletzung.

Erneut wurde der Sohn als Kläger in den Zeugenstand berufen. Er berichtete von der Zeit im Jahr 2011, kurz bevor er nach drei Jahren des Stillschweigens Anzeige gegen seine Mutter und seinen Stiefvater erstattet hatte. Damals habe er sich per Facebook-Chat von seinen Freunden verabschiedet, um abzuhauen. Amtsgerichtsdirektor Axel Benz las die damaligen Mitteilungen an diverse Freunde auf dem Laptop vor. "Ich wünschte, ich hätte nicht so viel Scheiße gebaut, dass ich das jetzt nicht machen muss", stand da geschrieben.

Der Sohn gab sich selbst die Schuld an der ganzen Situation: Angst vor der Mutter, die ihn geschlagen und auch gewürgt haben soll, ein Stiefvater, der dabei nur zuschaute, eine konfliktreiche Familiensituation auch mit den Geschwistern und die Vorspiegelung einer heilen Welt, die es wohl nicht war.

Zwei weitere geladene Zeugen waren zum Prozess nicht erschienen, weshalb das Schöffengericht entschied, sich das umfangreiche Gutachten über den Sohn anzuhören, das eine Kinder- und Jugendpsychologin Anfang vergangenen Jahres erstellt hatte. Mehr als 150 Seiten umfasst das Gutachten, das das Amtsgericht im Juli 2013 in Auftrag gegeben hatte.

Prozess erneut verschoben

"Ich halte ihn für glaubwürdig" lautete die Kernaussage der Expertin. Zwei Untersuchungstermine, zuletzt im Januar 2014, ließen sie zu diesem Fazit kommen. Die Aussagen des jungen Mannes seien glaubhaft gewesen, sagte sie. Dass die Brandstiftung vorher abgesprochen gewesen sei, auch mit ihm, habe der Sohn glaubhaft versichert. Am Tattag habe sein Stiefvater demnach etwas Glut aus dem befeuerten Holzofen im Wohnzimmer vor den Ofen auf eine Gardine gelegt, die am Wäscheständer hing und auf der anderen Seite zum Sofa drapiert war. Als es anfing, leicht zu brennen, seien er und sein Stiefvater zu einem Spaziergang mit dem Hund aufgebrochen. Seine Mutter habe vorher schon das Haus verlassen gehabt.

Während der beiden Befragungen sei der Sohn strikt bei seiner Aussage geblieben, auch während der Verhandlung, so die Psychologin. "Eine Autosuggestion halte ich für wenig wahrscheinlich, alle seine Aussagen sprechen dagegen", fügte sie hinzu. Er sei sich der Schwere seiner Anschuldigungen bewusst gewesen und habe als Grund genannt, dass er Gerechtigkeit wolle – eine gerechte Strafe für seine Mutter und seinen Stiefvater.

Dies galt sowohl für die Brandstiftung als auch für einen weiteren Versicherungsbetrug bei einem Autoschaden und der Körperverletzung. Eine Fantasiehypothese schloss die Gutachterin aus. Es sei schwierig, eine Lüge über eine so lange Zeit offen zu halten. Die Aussagen des heute 18-Jährigen hätten immer übereingestimmt.

Allerdings sprach die Gutachterin von Wahrscheinlichkeiten, ausschließen könne sie gar nichts – ein Urteil zu fällen sei Sache des Gerichts. Richter Benz und seine beiden Schöffen zogen sich danach erst einmal zur Beratung zurück und kamen mit dem Beschluss in den Saal zurück, weitere Zeugen einzuberufen und den Prozess erneut zu verschieben. Die Verhandlung wird fortgesetzt.