Ute Wendel mit ihrem Sohn Luciano im Nationalpark Feuerland. Foto: Privat

Ute Wendel aus Pfalzgrafenweiler fährt mit Sohn bis zum Beagle-Kanal in Feuerland.

Pfalzgrafenweiler - Bis ans "Ende der Welt", nach Feuerland, führte eine Tour Ute Wendel, die aus Pfalzgrafenweiler stammt, und ihren achtjährigen Sohn Luciano. Im Gegensatz zu anderen Abenteurern fuhr sie aber kein Allradfahrzeug, sondern ein ganz normales Auto.

Seit mehr als 20 Jahren ist Ute Wendel drei- bis viermal im Jahr in Südamerika unterwegs. Nun kam sie von einer ganz besonderen Tour zurück. Sie hatte ein ganz normales Auto durch Südamerika gefahren und erreichte damit den Beagle-Kanal, das "Ende der Welt".

Ohne Allrad und fast ganz allein

Den Wagen hatte Ute Wendel bereits 2015 von Hamburg nach Montevideo verschiffen lassen. Nach Feuerland seien Allradgefährte, Fahrrad- und Motorradfahrer unterwegs. Meist seien Paare oder auch zwei Männer in oder auf den Fahrzeugen.

Ein Mexikaner, der mit seiner spanischen Frau und drei Katzen schon zwei Jahre lang unterwegs war, sah Ute Wendels Auto und sagte, dass er noch nie jemandem mit "normalem" Auto nach Feuerland fahren sah, und schon gar nicht eine Frau allein mit Kind.

Da wurde ihr dies erste bewusst. Sie entgegnete auf die Frage, mit wem sie unterwegs wären, dass sie mit Gott reisen würden, also eh zu dritt seien – "viajamos con Dios", wie es dort heißt. Das Auto steht jetzt in El Calafate im argentinischen Gletscher-Nationalpark. Über Ostern steht dann die nächste Etappe von Süd- nach Nord-Patagonien ans.

Doch die Verschiffung des Wagens nach Südamerika war schon ein eigenes Abenteuer. Bereits 2014 hatte Ute Wendel ihren Seat, Modell Inca, nach Montevideo verschifft, mit der Idee, den "Inca" in Etappen ins "Reich der Inkas" zu fahren. Allerdings hatten Mutter und Sohn mit dem Inca einen Unfall in Brasilien. Der Wagen blieb in der Provinz Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens, und ihr Traum war zerplatzt.

Um das "Unfall-Trauma" zu bewältigen, beschloss sie, sich ein altes Auto zu kaufen, um dieses ein Jahr später wieder nach Montevideo zu verschiffen. Im Juni 2015 verließ ihr Wagen, den sie "Silberpfeil" nennt, mit demselben Kennzeichen den Hafen von Hamburg. Die Zoll-Prozedur von acht Stunden im Hafen von Montevideo war nun fast schon Routine, die beiden waren dort schon bekannt. Eine Frau alleinreisend mit Kind ist in Südamerika immer noch eine Sensation.

Zunächst ging es auf eine Art Schnitzeljagd, um die in Montevideo deponierten drei Inca-Reifen, die vergessene Kamera Lucianos in Santiago/RS und die 70 Kilogramm gesammelten Halbedelsteine in Rosario/Santa Fé aufzusammeln. Die Tour führte zu den Walen in der Bucht der Halbinsel Valdés, die dort von Juli bis November ihre Jungen gebären.

Zollpapiere bereiten Probleme

Im April 2016 ging es dann von Nord- nach Süd-Patagonien. Der Grenzübertritt nach Chile blieb den beiden aber verwehrt, weil der Grenzbeamte beim Übertritt aus Brasilien vergaß, ihnen das abgestempelte Papier für den "Silberpfeil" zu geben. Das Auto war also illegal in Argentinien, und die beiden wurden zum nächsten Zoll geschickt – nach El Calafate im Gletscher-Nationalpark.

Zum Glück hat Ute Wendel dort Kollegen, mit denen sie seit mehr als 20 Jahren zusammenarbeitet. Trotzdem war sie überrascht, dass der Zollamt-Chef extra in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr 2016/17 die Schicht am Grenzübergang nach Chile übernahm, damit er die beiden ohne Papiere durchwinken konnte bis zum chilenischen Zoll, von dem Ute Wendel dann automatisch wieder ein gültiges Papier für das Auto bekam.

So haben Mutter und Sohn dann am 28. Dezember nach 7420 Kilometern die Magellanstraße und an Silvester nach 8320 Kilometern den Beagle-Kanal erreicht. Und damit das Ende der Ruta 3 bei Kilometer 3076 an der Lapataia-Bucht im Nationalpark Feuerland.

Auf Feuerland hatten Mutter und Sohn noch ein weiteres, besonderes Erlebnis. Gerade am Schafschurtag kamen sie an einer "Estancia" vorbei. Dabei ist, je nach Anzahl der Schafe, eine Schafscherer-Kolonne ein bis drei Tage im Einsatz. Zu sechst werden an einem solchen Tag um die 1000 Schafe geschoren.

Mit an Bord des "Silberpfeils" hatte Ute Wendel übrigens auch ihr Akkordeon. Dieses spielt in ihrem Leben eine große Rolle. Ute Wendel war im Jahr 1976 Gründungsmitglied des Akkordeonspielrings Pfalzgrafenweiler.