Im neuen "Füreinander-Miteinander-Bistro" trafen sich Menschen mit unterschiedlichstem Lebenshintergrund. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Im "Füreinander-Miteinander-Bistro" lernen sich Ostelsheimer und Asylsuchende besser kennen

Von Bettina Bausch

Ostelsheim. Ob soziale Hilfe oder handwerkliche Unterstützung – in Sachen Flüchtlingshilfe zeigen Ostelsheimer Bürger jetzt verstärkt Flagge.

Mehr als 20 Einwohner und zwei asylsuchende Männer trafen sich am Dienstag erstmals auf Einladung eines Teams Gleichgesinnter und legten den Grundstein für das neue "Füreinander-Miteinander-Bistro" im Untergeschoss des evangelischen Gemeindehauses. "Es hat mich überrascht, wie viele Menschen auf Anhieb gekommen sind", freute sich Mitinitiator Martin Constien. Ziel sei es, eine Begegnungsmöglichkeit für Menschen in zwangloser Atmosphäre zu ermöglichen. Dabei stehe das gegenseitige Kennenlernen im Mittelpunkt der konfessionsübergreifenden Begegnungen. Zugleich solle das ökumenisch organisierte Bistro ein Angebot sowie eine Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme der Asylbewerber sein.

Vielversprechend war die entspannte Atmosphäre bei der ersten Veranstaltung dieser Art. Mitglieder des Organisationsteams hatten Fingerfood, selbst gebackenes Gebäck, belegte Brötchen und frisches Obst mitgebracht. Kostenlose Getränke standen ebenfalls bereit. Die Organisatoren und Gäste des Abends bildeten einen großen Stuhlkreis. Eine Vorstellungsrunde zeigte, dass sich in der 2400-Seelen-Gemeinde Ostelsheim längst noch nicht alle Bürger wirklich gut kennen. Die ausgebildete Sozialpädagogin Gisela Jung moderierte die Runde mit großer Umsicht.

Besonders aufmerksam wurde hingehört, als der 21-jährige Afghane Sharifi Zakir aus seinem bisherigen Leben und über seine derzeitigen Situation berichtete. "Ich hatte große Probleme mit den Taliban, deswegen habe ich meine Heimat verlassen", hob er hervor. Der junge Mann lebte zunächst über ein Jahr in einem Aufnahmelager und kam dann vor einigen Monaten nach Ostelsheim. Zakir spricht bereits gut Deutsch. Er ist jetzt mehr als zwei Jahre hier und besucht eine Integrationsklasse im Calwer Berufsschulzentrum auf dem Wimberg. Dort möchte den Hauptschulabschluss machen.

Vom örtlichen Ostelsheimer Malergeschäft Hülse hat er schon eine Zusage für eine Lehrstelle erhalten. In den nächsten Tagen muss der Kriegsflüchtling zur Anhörung nach Karlsruhe. Ein Ostelsheimer Rentner erklärte sich daher spontan bereit, ihn dorthin zu fahren.

Der 48-jährige Ali Sarhan aus Kuwait zeigte sich offen und kontaktfreudig. Doch er hat bisher noch kaum deutsche Sprachkenntnisse und kommunizierte auf Englisch. "Ich hatte politische Probleme, denn ich kann meinen Mund nicht halten und muss immer etwas sagen, wenn ich Unrechtes sehe", verriet er. Seine Frau stammt von den Philippinen und ist mit den beiden gemeinsamen Kindern dorthin geflüchtet. Sarhan würde sich gerne in Ostelheim nützlich machen und vermisst zudem seine Familie. Der Gesprächskreis sucht nach Möglichkeiten, wie ihm in seiner derzeitigen Lebenssituation geholfen werden kann.

Einige Ostelsheimer Zugezogene berichteten davon, wie schwer es ist, die Heimat zu verlassen und einen Neuanfang zu wagen. Die gelernte Krankenschwester Kerstin Zabel aus Eberswalde bei Berlin fand Anschluss in der katholischen Kirchengemeinde. "Ich bin ein Nordlicht und erinnere mich noch genau, wie schwierig es war, als wir vor 30 Jahren hierher kamen", äußerte sich ein weiterer Gast. "Uns ist wichtig, dass sich die Asylsuchenden willkommen fühlen", unterstrich Constien. Daher auch das Bemühen, mit Hilfe des Bistros Kontakte zu knüpfen und dort zu helfen, wo es nötig ist. Wenn demnächst noch mehr Flüchtlinge in die Gäugemeinde kommen, ist ein Rundgang durch den Ort mit den Asylsuchenden geplant.

Das "Füreinander-Miteinander-Bistro" ist künftig an jedem Dienstag von 18 bis 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus geöffnet.