Hans Ehrenfeld (stehend) meldete sich in der Bürgerversammlung zu Wort. Foto: Selter-Gehring

Bürger bewegt Kostenanteil der Gemeinde. S-Bahn soll laut Landrat auch ohne finanzielle Beteiligung aus Ostelsheim fahren.

Ostelsheim - Die Gretchenfrage wurde in der Bürgerversammlung gestellt: "Was passiert, wenn Ostelsheim die anteilige Finanzierung der Hermann-Hesse-Bahn ablehnt?" Landrat Helmut Rieggers Antwort war klar: "Die Hesse-Bahn wird fahren."

Ob es dann allerdings einen Haltepunkt in Ostelsheim geben werde, das könne er aus heutiger Sicht nicht sagen, fügte Riegger an. Eine historische Anekdote konnte eine Bürgerin dazu beitragen: Als die Württembergische Schwarzwaldbahn 1872 gebaut wurde, sei man in Ostelsheim der Ansicht gewesen, keinen eigenen Bahnhof zu brauchen. "Das Ergebnis war, dass wir 30 Jahre dem Zug nachgewinkt haben und nach Weil der Stadt oder Althengstett auf den Bahnhof laufen mussten. Wir waren die Lachnummer für die Nachbarn", so die ältere Dame. Tatsächlich bekam Ostelsheim erst 1908 einen Haltepunkt.

Gemäß dem vom Kreistag beschlossenen Aufteilungsschlüssel der Kosten beträgt der Anteil, den die Gemeinde Ostelsheim zu tragen hat, einmalig rund 700.000 Euro an den Investitionskosten und 63.000 Euro bei den jährlichen Betriebskosten. Bürgermeister Jürgen Fuchs rechnete für Ostelsheim weitere 150.000 Euro zur Schaffung von Park-and-Ride-Plätzen sowie Kosten für Maßnahmen an den Brücken am Simmozheimer Weg und der Bahnhofstraße hinzu. Er kam so auf Investitionskosten von knapp einer Million Euro, die Ostelsheim aufbringen müsse. Und auch bei den laufenden jährlichen Kosten müsse mit mehr gerechnet werden. Nicht zuletzt durch eine steigende Kreisumlage und die Kosten zur Finanzierung der Investitionsanteils werde der Haushalt belastet.

In der Diskussion bewegte die Bürger, wie Ostelsheim diese Kosten aufbringen will. Fuchs verhehlte nicht, dass die vorhandenen Rücklagen endlich seien und auch eine Kreditaufnahme für die bisher schuldenfreie Kommune geprüft werden müsse. Zur Finanzierung der Betriebskosten müsse ab 2018 über eine Anhebung der Realsteuersätze und über Einsparungen bei freiwilligen Angeboten der Gemeinde nachgedacht werden. Zu Wort meldeten sich bei der Versammlung zwar überwiegend Bürger, die dem Bahnprojekt kritisch gegenüberstehen, die Befürworter erhielten jedoch den enthusiastischeren Beifall für ihre Äußerungen. So beispielsweise der Hinweis, dass durch die Bahn die Attraktivität Ostelsheims als Wohnort gesteigert werde und mehr Einwohner wiederum mehr Investitionen in die Infrastruktur nach sich zögen. Auf den Hinweis, dass Ostelsheim ohnehin zu wenig Wohngrundstücke ausweisen könne, machte Riegger Hoffnung: "Da werden wir im Landratsamt sehen, was man besser machen kann."

Ein Aspekt, der nicht nur die direkten Anlieger an der Schienenstrecke bewegte, war die Frage des Lärmschutzes. Joachim Bley vom Landratsamt verwies auf ein von einem unabhängigen Ingenieurbüro erstelltes Gutachten, das die Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte von 59 Dezibel am Tag und 49 Dezibel bei Nacht nachweise. Es bestehe daher kein Handlungsbedarf und es seien auch keine Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen. Bürgermeister Jürgen Fuchs verwies auf den "Schienenbonus" bei der Lärmbewertung und kündigte im Rahmen der Bürgerversammlung an, sich gemeinsam mit dem Gemeinderat weiter für Lärmschutzmaßnahmen einzusetzen.

Der Ostelsheimer Hans Ehrenfeld machte die zuständigen Mitarbeiter des Landkreises darauf aufmerksam, dass die Bezeichnung "Hacksberg-Tunnel", der zur Abkürzung der Strecke zwischen Ostelsheim und Weil der Stadt gebaut werden soll, falsch sei. Zwar stimmt die Bezeichnung "Hacksberg-Schleife", die bei der alten Streckenführung gefahren wurde und Dätzingen tangierte. Die korrekte Flurbezeichnung des Areals, wo der Tunnel entstehen soll, sei jedoch "Steckental", so Ehrenfeld. Michael Stierle, beim Landratsamt zuständig für das Projekt Hermann-Hesse-Bahn, nahm den Hinweis mit Humor auf und versicherte, dass der Tunnel umbenannt werde.