Immer in Aktion und in Kontakt zum Publikum, ohne anstrengend zu sein: Tina Häussermann richtete in Ostelsheim den Blick auf die Unzulänglichkeiten des Lebens. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Tina Häussermann führt Ostelsheimer Publikum mit virtuosem Flügelspiel und punktgenau eingesetzter Mimik

Von Jeannette Tröger

Ostelsheim. Tina Häussermann als Energiebündel zu bezeichnen, ist noch untertrieben – sie füllte am Freitagabend den Veranstaltungssaal des Ostelsheimer Rathauses mit so viel Präsenz, Energie und Temperament, dass man Angst haben musste, er platzt gleich.

Dank einer großzügigen Spende war es dem Bürgertreff, dessen Veranstaltungen laut Statuten grundsätzlich keinen Eintritt kosten, möglich, Tina Häussermann erneut in die Gäugemeinde zu holen. "Die Letzte beißt den Hund", das neue Soloprogramm der vielfach ausgezeichneten Stuttgarter Musikkabarettistin, warf natürlich die Fragen auf: Wer ist die Letzte und warum beißt die? Die Kleinste zu sein, bedeutet im Leben oft auch die Letzte zu sein und für die Dümmste gehalten zu werden – so kokettierte Häussermann mit ihren 158 Zentimeter Körpergröße. Da wird sie von Mitschülern schon mal zum Kaufmann um die Ecke geschickt, um Kaugummi der Marke "Haumichblau" zu holen und wünscht sich, wie Richard Kiel als Beißer in den James-Bond-Filmen ein Gebiss aus Stahl, um sich rächen zu können.

Virtuos am Flügel, mit großer Stimme sowie punktgenau eingesetzter Mimik und Gestik führte sie ihr Publikum im voll besetzten Saal durch die psychologischen Besonderheiten der Beziehung von Hund und Frauchen. Da taucht auch schon mal die Frage auf: "Hund oder Mann? Soll ich mir nur den Teppich oder das ganze Leben versauen?". Weder noch, weiß Häussermann, denn am unkompliziertesten ist es doch, "wenn man Liebe allein macht!"

Etwas melancholisch wurde es beim Chanson über die blöden, aber doch irgendwie nützlichen Sprüche wie "Über alles wächst irgendwann Gras". Köstlich auch die Typologie der sechs verschiedenen "Schneuzer-Typen". Und Frau sein ist nicht doof, sondern geil, weil nichts toppt das beste Alibi der Welt: "Liebling, ich würde ja gerne, keine Frage, zum Beispiel zum Elternabend gehen. "Aber ich kann nicht, ich hab meine… !"

Häussermann kommt ohne Krawall und prolligen Klamauk aus. Feinsinnig, pointiert und augenzwinkernd richtet sie den Blick auf die Unzulänglichkeiten des Lebens. Dabei ist sie ständig in Bewegung, ohne hippelig und anstrengend zu sein.

Der eher intime Rahmen des Veranstaltungssaals ermöglichte vom ersten Moment an eine intensive Interaktion zwischen ihr und den Zuhörern. Häussermanns Texte bringen ihre Themen auf den Punkt – und manchmal darüber hinaus, wie die herzhaften und auch mal eher wissenden Lacher des Publikums bewiesen.

"Meine Damen und Herren, Sie steigern sich da in etwas hinein", freute sie sich über den lang anhaltenden, hoch verdienten Applaus. Dass diese Wertschätzung und Zuneigung eine beiderseitige ist, beweist ihr Versprechen, gerne auch ein drittes Mal in die Gäugemeinde zu kommen.