Diskutierten Pläne des angestrebten Bahnanschlusses (von links): Kämmerer Fabian Dieringer, Bürgermeister Jürgen Fuchs, Landrat Helmut Riegger, Kreiskämmerer Albrecht Reusch und Holger Schwoboda vom Projekt S-Bahn und ÖPNV. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Ostelsheimer Gemeinderat wegen hoher Kosten für Hesse-Bahn besorgt

Von Bettina Bausch

Ostelsheim. Die Bahnverbindung zwischen Calw und Weil der Stadt hat für Landrat Helmut Riegger große Bedeutung. Dies zeigte sich jetzt einmal mehr daran, dass er es sich nicht nehmen ließ, zur Sitzung des Ostelsheimer Gemeinderats zu kommen. "Ich möchte hören, wie die Stimmung ist und werbe dafür, dass Sie das Projekt mit uns gemeinsam angehen", unterstrich Riegger, der mit einem dreiköpfigen Expertenstab gekommen war. Mehr als drei Stunden Zeit nahmen sich die Mitarbeiter der Kreisbehörde, um vor Ort Überzeugungsarbeit zu leisten.

Der Landkreis benötige die Bahnanbindung dringend und die Unternehmen warteten sehnlichst darauf. Jede Gemeinde, die auf der Stelle trete, werde auf Dauer verlieren, so Riegger.

Die Ostelsheimer Räte waren bei der langen Liste der Maßnahmen, die die Gäugemeinde bei Reaktivierung der Bahnstrecke zu stemmen hat, doch etwas besorgt. Von der Anrainer-Kommune wären unter anderem die Einrichtung eines Park&Ride-Parkplatzes und möglicherweise die Verbreiterung des Bahn- durchlasses Bahnhofstraße zu realisieren.

"Da kommt für die Gemeinde doch einiges zusammen. Am Ende könnte uns das alles bis zu zwei Millionen Euro kosten", fasste Bürgermeister Jürgen Fuchs zusammen.

Einzelne Räte sahen da auch gleich noch weitere Probleme. "Die Erde, die bei den Arbeiten anfällt, muss ja irgendwo hin und unsere Deponie ist bereits voll", betonte Gemeinderat Klaus-Dieter Kühlmann. Sein Kollege Michael Dürr sah eine mögliche Gefährdung der Kinder, wenn Züge am Sportgelände des VfL Ostelsheim vorbeifahren und forderte dort einen Sicherheitszaun.

Ernst-Martin Gehring wollte nicht einsehen, dass die Kommune so viel zu zahlen habe, wo sie doch nach seiner Meinung relativ wenig davon habe. "Andere Gemeinden würden sich die Finger danach lecken, wenn sie solch einen Bahnanschluss bekämen", entgegnete Riegger.

Eigentlich müssten doch auch Nachbargemeinden wie Gechingen, an den Kosten beteiligt werden, weil sie ihre Autos wohl auch auf den Park &Ride-Parkplätzen abstellen könnten, forderte Gehring. "Sind ihre Zahlen realistisch gerechnet und verlässlich?", wollte Gemeinderat Wilhelm Koch wissen. Nach derzeitigem Stand ja, lautete die Antwort: "Wir müssten gleich dreifach zahlen: anteilige Kosten am Bau, Mehrkosten durch die Erhöhung der Kreisumlage und die voraussichtliche notwendig werdende Erhöhung der Grundsteuer", sagte Gemeinderat Klaus Richter.

Die derzeitigen Gesamtkosten wurden von den Vertretern des Landratsamtes mit rund 48 Millionen Euro bei Diesel betriebenen Wagen beziffert. Mit acht bis zehn Millionen Euro Mehrkosten sei bei elektrisch betriebenen Eisenbahnwagen zu rechnen. "Wir unterstützen das Projekt natürlich nur, wenn die Kosten gedeckelt werden", stellte Fuchs klar. Die optimistische Einstellung des Landrats und seiner Mitarbeiter zeigten am Ende ihre Wirkung. "Sie haben hohe Überzeugungskraft gezeigt", bestätigte Gehring Riegger.