Am Pfingstmontag wurde an ein altes Handwerk erinnert. Auch der Mühlhof in Ostelsheim war für Besucher zugänglich. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Betrieb der Familie Bauer ist Technik zur Mehlherstellung ab dem zwölften Jahrhundert erhalten / Neues geht mit Altem zusammen

Ostelsheim. "Es klappert die Mühle nicht mehr am rauschenden Bach", erklärt Albrecht Bauer. Aber so war es früher. Denn damit das Mehl die Trichter und Leitungen, durch die es weite Wege in und durch die Mühle zurückgelegt hat, nicht verstopfte, befanden sich die Maschinen immer in Vibration – sie klapperten.

Albrecht Bauer ist kein Müller, aber sein Vater war es noch, bis zu seinem frühen Tod mit 54 Jahren 1991. Seine Schwester hätte sich durchaus für das Traditionshandwerk begeistern können, aber "das war halt nichts für Mädchen", erzählt Ingrid Bauer, deren Herz aber für den Mühlhof schlägt. Deshalb hat die Mühle mitten in Ostelsheim erstmals beim deutschen Mühlentag, den es seit 22 Jahren zur Erinnerung und Erhaltung gibt, am Pfingstmontag seine Türen für die Öffentlichkeit aufgemacht. Und viele interessierte Gäste folgten der Einladung. Schließlich kann man sich in der Ostelsheimer Mühle auf eine unglaubliche Zeitreise begeben.

Mitten im alten Gebälk des idyllisch gelegenen Gehöfts ist Mühlentechnik aus dem Mittelalter zu sehen. Öffnet man einen Holzschieber einer Maschine im hinteren Teil des Erdgeschosses, sieht man noch zwei tonnenschwere Mahlsteine. Kinderleicht lässt sich an einem Drehrad der Mahlgrad einstellen, mit dem das Korn gerieben wurde. Später dann wurden Metallwalzen benutzt – und das feinste und beste Mehl wurde mit einem ganz besonderen Material hergestellt, wie Albrecht Bauer zeigt: mit einer Porzellanwalze. Auch sie ist zu begutachten.

Angetrieben wurden sämtliche Maschinen mit Wasserkraft, auch das ist über Jahrhunderte geblieben. In den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde allerdings das alte Mühlrad aus Holz durch eine Turbine ersetzt – wieder ein revolutionärer Schritt in der Mühlentechnik. Der Wirkungsgrad wurde um ein Vielfaches erhöht.

Heute ist die Turbine im Mühlhof unter einer Metallabdeckung versteckt. Offen zugänglich kann sie nicht gemacht werden, das wäre zu gefährlich. "Denn das Wasser stürzt fast acht Meter in die Tiefe", erklärt Tobias Brenner, der Partner von Ingrid Bauer. Am Mühlentag erzählt er Geschichten und zeigt Wasch- und Bienenhaus des Mühlhofs. Etwa weiß er über die Herkunft eines uralten kohlrabenschwarzen Balkens im Dachstuhl des Gebäudes zu berichten. Der stamme eigentlich aus der zweiten Mühle im Ort. Die ist aber zu Beginn des vorigen Jahrhunderts abgebrannt und wurde nicht wieder aufgebaut. Die massiven Eichenholzbalken wurden aber aufbewahrt. "Und als hier etwas zu reparieren oder umzubauen war, wurde der Balken verbaut", sagt er.

Überhaupt: im Inneren des Mühlhofs entwickelte sich zwar die Mühlentechnik stets weiter. Aber das äußere Gebäude blieb im Grunde gleich. "Das Neue musste sich ins Alte einfügen. Das war eine andere Philosophie, Tüftlertum und vielleicht auch ein bisschen schwäbischer Geiz", sagt Brenner schmunzelnd.

Zurückverfolgt hat Ingrid Bauer die Geschichte des Mühlhofs bis ins zwölfte Jahrhundert. "Sie muss zu den Besitzungen des Klosters Hirsau gehört haben", sagt sie. Anhaltspunkte finden sich im Codex Hirsaugiensis, der zwischen 1090 und 1150 geschrieben wurde. Aus Kirchenbüchern und Ortschroniken hat die Ostelsheimerin sämtliche späteren Eigentümer zusammengetragen und aufgelistet, bis zu ihrem Großvater Gottlob und schließlich dem Vater Ernst. Dessen Frau Marta betreibt bis heute einen kleinen Mühlenladen.