Tobias Brenner (rechts) erklärte den Besuchern, wie die Mühle noch vor einigen Jahrzehnten arbeitete. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Historisches Ostelsheim am Tag des offenen Denkmals wieder lebendig / Mühle ein begehrtes Besichtigungsobjekt

Von Bettina Bausch

Ostelsheim. Einheimische Besucher und auch weniger Ortskundige staunten nicht schlecht am Tag des offenen Denkmals: Die kleine Gemeinde Ostelsheim hatte den Besuchern große historische Schätze zu bieten.

Einheimische Geschichtsfreunde und die Nachfahren alteingesessener Handwerkerfamilien verstanden es ausgezeichnet, die dörflichen Verhältnisse aus früheren Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten wieder lebendig werden zu lassen.

Am Sonntagnachmittag erfuhren zahlreiche Besucher von Ortschronistin Irmgard Hülse, dass Ostelsheim im Jahr 1357 an die Grafen von Württemberg kam. Der Ort wuchs, so dass im 15. Jahrhundert das heute noch vorhandene Kirchenschiff in gotischen Stil errichtet wurde.

Auch die ungewöhnlich gedrungene Form des Kirchturms wurde erklärt. 1693 wurden dieser und das Kirchenschiff von durchziehenden französischen Truppen beschossen und schwer getroffen. "Beim Wiederaufbau entstand der verkürzte Turmbau wegen Sparmaßnahmen", erläuterte Hülse. Auch dass die damalige Kirche eine Ringmauer hatte, die den Friedhof umschloss, erfuhren die Zuhörer.

Die Geschichte des imposanten Pfarrhauses, des Backhauses und des alten Rathauses, das vor einigen Jahren dem heutigen modernen Verwaltungssitz weichen musste, wurden auf interessante Weise vermittelt. "Ostelsheim hatte früher einmal vier Ladengeschäfte und stets mehrere Gaststätten", informierte die Heimatforscherin. Damals sei es selbstverständlich gewesen, im Ort einzukaufen.

Der zweite Teil des Nachmittags stand unter dem Motto "Handwerker im Dorf". Ein besonderer Leckerbissen für die Gäste war ein Besuch in der historischen Ostelsheimer Mühle, deren sehenswertes Innenleben noch vollständig erhalten ist und von Albrecht und Ingrid Bauer sowie deren Partner Tobias Brenner erklärt wurde. Das idyllisch gelegene Mühlengehöft wurde bereits im Codex Hirsaugiensis, im Schenkungsbuch des Klosters Hirsau, erwähnt, welches um das Jahr 1500 entstand (Berichtszeit: 1050 bis 1500).

Bauer führte die Besucher in den Dachstuhl und zeigte dort die besonderen Vorrichtungen, die in der Mühlen für einen siebenteiligen Arbeitsgang erforderlich waren. Nach dem Zerreiben der Getreidekörner durch die mächtigen Mühlsteine wurde das Mahlgut zur feineren Verarbeitung durch Trichter und Leitungen weitertransportiert.

Damit die Durchgänge nicht verstopften, wurden Teile der Einrichtung tüchtig gerüttelt, und so war stets ein kräftiges Klappern zu hören. Interessant für die Besucher war auch der Wandel des Mühlenbetriebs durch die aufkommende Technik. So wurden die Mühlsteine später durch Metall- und Keramik- walzen ersetzt. Der Antrieb durch die Wasserkraft des Altbachs blieb erhalten. Allerdings musste das Mühlrad weichen und wurde durch eine Turbine ersetzt, auf die das Wasser aus acht Metern Fallhöhe stürzte. Weitere Handwerksbetriebe mit historischem Hintergrund, die besucht wurden, waren die Schmiede Stahl und die Metzgerei Weiß.