Manuel Santos hat hart für seinen Erfolg in der Wahlheimat gearbeitet. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Manuel Santos macht in Ostelsheim sein Glück / Integration geht nur über Sprache

Von Bettina Bausch

Ostelsheim. Er spricht Dialekt und wirkt dabei wie ein waschechter Schwabe. Der gebürtige Portugiese Manuel Santos ist längst in Ostelsheim heimisch geworden. "Ich bin in der Nähe von Lissabon bei meiner Großmutter aufgewachsen und in den Sommerferien zu meinen arbeitenden Eltern nach Deutschland gefahren", erzählt der 56-Jährige.

In der ehemaligen Ostelsheimer Schreinerei Groß habe damals Arbeitskräftemangel geherrscht. Dort seien seine ausgeprägten handwerklichen Fähigkeiten schnell erkannt worden. Man bot dem 14-jährigen Jungen eine Lehrstelle an. Manuel sagte zu. Kurze Zeit später konnte er anfangen. Da er jedoch kaum ein Wort Deutsch sprach, musste er zunächst einfache Hilfsdienste wie Botengänge oder das Bodenfegen übernehmen. Dabei passte der kluge Junge gut auf und stellte sich geschickt an. "Ich habe die deutsche Sprache dadurch so gut gelernt, dass alle Menschen in meinem Umfeld viel mit mir gesprochen haben", erinnert sich Santos.

Doch seine Eltern hatten Heimweh und wollten auf Dauer nicht in Deutschland bleiben. Die Familie ging in ihre alte Heimat zurück. "Mein Mann ist später dann ein zweites Mal nach Deutschland gekommen", sagt Santos’ deutsche Ehefrau verschmitzt. Der junge Mann ging zunächst mit seinen Eltern nach Portugal. Hier stellte er fest, dass er sich entfremdet hatte. Er merkte schnell, wie sehr ihm Deutschland und die Schwaben inzwischen ans Herz gewachsen waren. Santos zog es zurück in die Gäugemeinde, wo er sein privates Glück fand. Beim Musizieren im örtlichen Musikverein lernte er seine große Liebe kennen. Das Paar heiratete und bereiste im Wohnmobil den Süden Europas.

"Damals sprachen mich viele im Ort an, warum ich denn einen Ausländer heiraten würde", erinnert sich seine Ehefrau. Doch davon habe sie sich nicht beirren lassen. Sie schätze an ihrem Mann bis heute seine ruhige, geduldige sowie immer hilfsbereite und liebenswürdige Art, unterstreicht sie. Und dies hat der Ostelsheimer schon oft unter Beweis gestellt. Denn obwohl er beispielsweise nicht Mitglied im Obst- und Gartenbauverein ist, hat er sich dort mit seinen Hilfsdiensten beim Anfahren und Aufstellen der zahlreichen Tische und Bänke bereits einen Namen gemacht.

Früher arbeitete der 57-Jährige bei Möbel Schäfer in Althengstett und später lange Zeit bei Küchen Gesang. Vor drei Jahren hat er sich mit einem eigenen Küchenstudio selbstständig gemacht und beschäftigt derzeit zwei Teilzeitkräfte.

Santos hat nach wie vor die portugiesische Staatsangehörigkeit, obwohl er jetzt schon seit Jahrzehnten in Deutschland lebt. "Ich wollte den langwierigen Test mit den ganzen staatskundlichen Fragen nicht machen", sagt er. Viel wichtiger sei seines Erachtens, dass man die deutsche Sprache einfach gut spreche. Ob er im Alter noch einmal nach Portugal zurückkehren wird? Nein, Santos ist ganz in Ostelsheim angekommen. Er ist hier bestens integriert, wird respektiert und geachtet. Der portugiesische Schwabe kocht besonders gerne und liebt Spätzle. Und wenn er und seine Frau einmal entspannen und den Duft der großen, weiten Welt schnuppern möchten, steigen sie einfach in ihr Wohnmobil und verreisen einige Tage gen Süden.