Im Leiterwagen chauffiert das närrische Volk den Schultes zum Schulhof. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Ostelsheimer Narrenfreunde läuten Festwochenende ein / Krawatte von Jürgen Fuchs ist dieses Mal sehr kurz geworden

Von Steffi Stocker

Viel zu lange hat es den verkleideten Kindern der Grundschule gedauert, bis endlich Nautheimer Lugga-Hexen und Landteufel die Klassenzimmer stürmten.

Ostelsheim. Mit der Schülerbefreiung läuteten gestern Vormittag die Narrenfreunde Ostelsheim ihr Festwochenende ein. Wie berichtet, feiern sie ihr 30-jähriges Bestehen, unter anderem mit einem großen Umzug am morgigen Samstag.

Schülerbefreiung hat Tradition

Die Befreiung der Schüler vom Unterricht hat am "Schmotzigen Doschdig" in Ostelsheim Tradition. Schon in der großen Pause standen deshalb die Mädchen und Jungen am Rande des Schulhofes und hielten nach den Häs- und Maskenträgern Ausschau. Wenn nämlich die Narrenfreunde auf das Schulgelände kommen, ist Spiel, Spaß und Schabernack vorprogrammiert. Bevor es jedoch zur Party gekommen ist, hatten Schüler und Narren zunächst mit Bürgermeister Jürgen Fuchs einen weiteren Spielkameraden geholt. Die bunte Schar war erst einmal ins nahegelegene Rathaus gezogen, um mit lautem Gebrüll in das Büro des Verwaltungschefs zu stürmen.

Noch bevor er hinter seinem Schreibtisch hervorkommen konnte, fiel seine Krawatte dem närrischen Besuch zum Opfer. "Heute ist sie sehr kurz geworden", schmunzelte Fuchs nach vollbrachter Tat. Gemeinsam bugsierten die Kinder den entmachteten Schultes dann vor das Gebäude, wo bereits ein Leiterwagen wartete.

Wohlwissend, dass ihm nichts anderes übrig blieb, stieg Fuchs freiwillig in das Gefährt, das ihn unter dem Jubel der Kinder zum Schulhof chauffierte. Etliche Spiele und natürlich eine Polonaise sorgten dort für Stimmung, während es immer wieder Bonbons regnete. Dabei verloren auch die jüngsten Kinder ihre Scheu und so manche Ängste. Vielmehr entdeckten sie, dass die Gesichter der Nautheimer Lugga-Hexe oder der Landteufel aus Holz sind.

Masken erinnern an frühere Zeiten

Die Masken sollen an Gegebenheiten im 17. Jahrhundert erinnern, als Ostelsheim noch Nautheim hieß und die Not dort noch groß war. Einheimische kennen auch den kleinen Ortsteil Lugga, der sich im Namen der Hexe wiederfindet. Die Farben der Kleidung stellen eine Verbindung zum Wappen Ostelsheims her. Eine Sage, wonach der Landteufel in Notzeiten die Gemeinde heimgesucht hat, ist Grundlage für die zweite Figur der Narrenfreunde Heckenbeerlesgäu.

Mit ihrem Vereinsnamen bekennen sich die Ostelsheimer zur landschaftlichen Region des Hecken- und Schlehengäus.