In Ostelsheim kann man derzeit das Leben einer Turmfalkenfamilie hautnah beobachten, die im Kirchturm nistet. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Besucher können Geschehen in der Brutkiste künftig jeweils mittwochs live mitverfolgen

Die Ostelsheimer Kirche ist derzeit für Vogelfreunde eine heiße Adresse, denn jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr kann dort das Geschehen einer Turmfalkenfamilie in einer Brutkiste im Kirchturm hautnah beobachtet werden.

Ostelsheim. Eine Nistkastenfunkkamera macht dies möglich. "Am Karfreitag wurde das erste Ei gelegt und an Himmelfahrt schlüpfte dann das erste Küken", freute sich Ostelsheimer Naturschützer und Vogelkundler Rolf Rempp in der evangelischen Kirche. Die Besucher sahen am Pfingstmontag dank der Liveübertragung das aktuelle Geschehen im Falkennest. Sechs Falkenküken saßen eng zusammengekauert und wärmten sich gegenseitig. Rempp informierte die Besucher über alles Wissenswerte rund um die Greifvogelart, die im Volksmund auch "Rüttelfalk" genannt wird. Die der- zeitige Brut von sechs Jungen wird schon nach einem Monat flügge sein. Nach einem weiteren Monat Lehrzeit bei den Eltern machen sich die jungen Falken dann selbstständig. Bei den Eltern besteht weitgehend Arbeitsteilung. Während der Vater die Beute, zumeist Mäuse, heranschafft, zerteilt die Mutter die Nahrung und verfüttert sie stück- chenweise an den Nachwuchs. Da die Männchen die Nahrungsteilung nicht bewerkstelligen können, müssen die jungen Küken verhungern, wenn die Mutter ausfällt. Rempp schätzt, dass statistisch gesehen von den sechs Jungfalken nur zwei überleben werden.

Seit 45 Jahren gibt es einen Turmfalken-Nistkasten im Ostelsheimer Kirchturm. Jetzt wurde er erneuert. "Während der 45 Jahre haben die Turmfalken mindestens 30 Mal dort gebrütet", weiß Rempp. Die Umweltfreunde der evangelischen Kirchengemeinde werden sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. "Wir haben 2015 im Rahmen der Kirchturm-Dachsanierung im Dachtraufbrett für Mauersegler acht Nistkammern geschaffen. Wenn sie nicht von selbst kommen, wollen wir sie im nächsten Jahr mit Mauerseglergesängen anlocken", erzählt Rempp.

Herz für Fledermäuse

Was die Gruppe von Tierfreunden in der Gäukommune in den vergangenen Jahren geleistet hat, kann sich wahrlich sehen lassen. Im Jahr 2005 wurde am Gemeindehaus ein Mauerseglernistkasten mit fünf Kammern angebracht. 2009 wurden am Kirchturm mit Hilfe eines Aufstiegsschachts und eines Schlupflochs die Voraussetzungen für eine Fledermausbesiedlung geschaffen. Inzwischen sind diese dort auch eingezogen. 2011 erhielt die Kirchengemeinde die Auszeichnung "Kirchturm als Lebensraum" vom Naturschutzbund Deutschland und der Landeskirche. 2015 gab es im Nachhaltigkeitswettbewerb vom Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg einen Anerkennungspreis von 2000 Euro, die für den neu gezimmerten Turmfalken-Brutkasten und das Anbringen einer Funkkamera verwendet wurden.