Vor allem in der Stahlbau- und Schlosserbranche mangele es an Bietern, klagt Silke Kabisch von der Stadt Lahr. Foto: Schlesinger

Handwerker haben alle Hände voll zu tun. Kommunen klagen über geringe Resonanz auf Ausschreibungen.

Ortenaukreis - Die Auftragsbücher der Handwerker scheinen prall gefüllt: Wenn die Ortenauer Kommunen derzeit Bauarbeiten ausschreiben, gehen nur wenige bis gar keine Angebote ein. Das treibt die Preise nach oben.

"Die Resonanz auf unsere Ausschreibungen ist momentan sehr schwach", berichtet Ralph Brucker, Leiter des Lahrer Vermessungs- und Liegenschaftsamts. Dabei mache es keinen Unterschied, ob öffentlich, beschränkt oder europaweit nach Unternehmen gesucht werde. "Je nach Gewerk gibt es bei uns gar keinen Rücklauf. Dann müssen wir nochmal ausschreiben oder das Angebot freihändig vergeben", erklärt Brucker – und stellt fest: "Die Betriebe scheinen ausgelastet." Damit verbunden sei unweigerlich ein Anstieg der Preise: "Für diejenigen, die überhaupt antworten, muss sich der Auftrag lohnen. Klar ist: Geht es der Wirtschaft gut, ist es schlecht für uns."

Das hat natürlich Auswirkungen auf die städtischen Finanzen; die Kostenansätze für viele Bauprojekte werden zur Makulatur, wie Bruckers Kollegin Silke Kabisch erklärt: "Wir arbeiten gerade an einer Zusammenstellung, die den Gemeinderat über die gestiegenen Preise informieren soll." Die Leiterin des Hochbauamts klagt über mangelnde Bieter vor allem in der Stahlbau- und Schlosserbranche: "In der Kita 'Alleestraße' waren wir kostenmäßig deutlich über Plan, beim Umbau der Sulzer Kindertagesstätte haben wir gar niemanden gefunden." Verzögerungen seien nicht selten die Folge, manche Projekte müssten in Gänze auf die lange Bank geschoben werden.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Kehl ab: Vergangenes Jahr sei noch alles im grünen Bereich gewesen: Auf öffentliche Ausschreibungen der Stadt antworteten – je nach Gewerk – mehrere Bieter, erklärt Christian Castner vom städtischen Gebäudemanagement. Seit Februar 2013 habe sich die Situation verändert.

Handwerkermangel führt zu Verzögerungen bei Bauprojekten

Auf städtische Ausschreibungen gingen häufig nur noch ein oder zwei Angebote ein. Auch hier die Folge: steigende Preise; und – was fast noch schwerer wiegt: "Vor Kurzem mussten wir eine Ausschreibung an einem Kindergarten aufheben, weil kein einziges Unternehmen ein Angebot abgegeben hat."

Keine größeren Verschiebungen zwischen 2012 und 2013 hat man indes bei der Stadt Oberkirch registriert: "Die Unterschiede sind bei uns eher abhängig von der Jahreszeit" sagt Michael Engler von der Hochbauabteilung. Meldeten sich im März von 17 Unternehmen, die ein Angebot zu Glaserarbeiten abgeholt hatten, noch zwölf zurück, war das Interesse von Zimmermännern im Juli an Dacharbeiten an der Schule deutlich geringer: Lediglich sieben von zwölf potenziellen Bietern warfen ihren Hut in den Ring.

Eine Beobachtung, die auch Silke Kabisch gemacht hat: "Anfang des Jahres wird der Haushalt aufgestellt und die Mittel freigegeben. Bis die Planungen soweit gediehen sind, dass wir die Gewerke ausschreiben können, gehen ein paar Monate ins Land." Fast zeitgleich würden dann in vielen Städten und Gemeinden die Bauarbeiten beginnen, die Betriebe müssen sich für einen Einsatzort entscheiden.

Doch nicht nur die Kommunen buhlen um die Gunst der Handwerker, wie Ralph Brucker betont: »Die Situation, wie wir sie jetzt haben, ist womöglich eine Folge der Finanzkrise.« Viele private Bauherren steckten mittlerweile ihr Geld lieber in ein Eigenheim, als es auf der Bank versauern zu lassen.

Die Kehler haben noch einen weiteren Grund für den derzeit rar gesäten Handwerkermarkt ausgemacht: den seit Anfang des Monats geltenden Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kleinkinder. "Wir sind nicht die einzigen, die bauen", sagt Christian Castner mit Blick auf die Aktivitäten in den Nachbargemeinden. Überall in der Region würden Kindertagesstätten erweitert oder umgebaut. Das binde die Kapazitäten von Fachbetrieben.