Bis auf einen Meter fliegt Pilot Uwe Heins den Hubschrauber an die unter Spannung stehenden Strommasten heran. Schäden wie die rechts fehlende Verkleidung an der hintersten der drei Leitungen lassen sich auf diese Weise sofort erkennen. Foto: Achnitz

E-Werk Mittelbaden überprüft sein Freileitungsnetz auf eventuelle Schäden.

Ortenaukreis - Das E-Werk Mittelbaden überprüft in dieser Woche sein Freileitungsnetz in der Ortenau auf eventuelle Schäden. Zum Einsatz kommt dabei der angemietete Helikopter einer Fachfirma mit eingespielter Besatzung und Wärmebildkamera.

Rund 180 Kilometer Freileitungen zwischen Kehl und Steinach lassen das E-Werk und der Betreiber Netze Mittelbaden derzeit mit dem Helikopter abfliegen. Aus der Vogelperspektive werden so die 20.000-Volt-Leitungen und Strommasten auf eventuelle Schäden überprüft.

Bereits seit Anfang der 90er Jahre zählt die Leitungskontrolle mit dem Hubschrauber zu den regelmäßigen Aufgaben von Netze Mittelbaden. Im Abstand von zwei Jahren kontrollieren Fachkräfte die Leitungsstrecken aus der Vogelperspektive. Bei dieser Vorgehensweise fliegt der Pilot mit dem Hubschrauber bis auf einen Meter an das zu überprüfende Objekt heran. Von dieser Position aus nimmt die Crew eventuelle Schäden genauer in Augenschein und protokolliert sie. Zur Ausbesserung und Reparatur rücken dann am Boden Handwerker mit einem Steigwagen an.

"Vom Boden aus könnte man die Leitungen natürlich auch kontrollieren", sagt Edgar Brucker von Netze Mittelbaden, "allerdings wäre dies ungleich langwieriger und am Ende sogar teurer, denn nicht alle Schäden kann man von unten frühzeitig genug erkennen." Zur regelmäßigen Prüfung sei man verpflichet.

Der Helikopter fliegt außerdem auch unzugängliche, zum Beispiel stark bewaldete Gebiete ab, in denen man vom Boden aus gar nicht jeden Mast erreichen kann. Solche Gebiete seien zugleich besonders durch Blitzschlag und Sturmschäden gefährdet.

Ziel der Maßnahme ist es, neben schon eingetretenen Beschädigungen auch solche Stellen ausfindig zu machen, die zu Schäden führen könnten. Dem dienen vor allem die Aufnahmen mit der Wärmebildkamera: "Temperaturunterschiede zwischen einzelnen Bauteilen weisen zuverlässig auf ein Problem hin", sagt Brucker. "Neben den Masten überprüfen wir Leiterseile, Verbindungsstellen und Isolatoren auf sichtbare oder thermografisch festgestellte Schwachstellen. Die Aufnahmen mit der Thermokamera belegen, ob für uns Handlungsbedarf entsteht."

Pilot Uwe Heins fliegt seit 1962 und überprüft seit 1974 regelmäßig Stromleitungen mit dem Helikopter. Auf die Frage, ob sein Beruf gefährlich sei, winkt er ab: "Wir sind doch keine Stuntmen", sagt er. Das Fliegen des Hubschraubers sei für ihn wie für andere das Fahren eines Fahrrads: "Mensch und Maschine werden eins, sobald die Rotorblätter sich drehen." Zu dritt sind er und seine Crew ein eingespieltes Team, wenn es um das Betrachten und Fotografieren der Leitungen und Masten geht: "Wir sind gut ausgebildetete Handwerker mit einem etwas lauteren Gerät", sagt Heins und steckt sich zwischen zwei Flügen einen Zigarillo an: Im Hubschrauber herrscht striktes Rauchverbot.

Info

Leitungskontrolle aus der Luft

Zwischen dem 10. und dem 13. April werden 180 (von insgesamt 550) Kilometer Freileitungen mit einer Spannung von 20 000 Volt abgeflogen. Während der Arbeiten stehen diese Leitungen unter Strom. Die diesjährige Flugroute umfasst die Städte und Gemeinden Kehl, Neuried, Meißenheim, Offenburg, Ortenberg, Durbach, Ohlsbach, Gengenbach, Berghaupten, Biberach, Lahr-Reichenbach, Nordrach, Oberharmersbach, Zell am Harmersbach, Steinach, Haslach-Schnellingen, Fischerbach und Hausach. Dieses Gebiet wird alle vier Jahre überflogen – im Wechsel damit alle vier Jahre das Schuttertal und das Mittlere Kinzigtal. Etwa 60 Kilometer Leitungen werden pro Tag kontrolliert. Der viertägige Einsatz des Hubschraubers kostet eine fünfstellige Summe, ist aber immer noch günstiger als der Preis, der für Schäden und anschließende Stromausfälle zu zahlen wäre, sagen die Verantwortlichen. Sollte es durch den Einsatz des Hubschraubers zu Unannehmlichkeiten kommen, bietet das E-Werk eine Service-Nummer an: 07821/28 05 11.