Kooperationsverträge mit Pflegeheimen sollen die Arbeit für Zahnärzte attraktiver machen. Foto: Wiedl/dpa

Nur 17,7 Prozent der Bedürftigen in Region werden regelmäßig behandelt. Behandlungsquote sinkt mit steigender Pflegestufe.

Ortenau - Pflegebedürftige aus dem Ortenaukreis werden zahnmedizinisch schlechter versorgt als nicht Pflegebedürftige. Das geht aus dem Pflegereport der Barmer GEK hervor. Während 28,6 Prozent der nicht Pflegebedürftigen innerhalb eines Quartals des Jahrs 2012 zahnmedizinisch behandelt wurden, waren es bei den Pflegebedürftigen nur 17,7 Prozent, teilt die Krankenversicherung mit.

Bundesweit wurden 20,6 Prozent der Pflegebedürftigen im Untersuchungszeitraum zahnmedizinisch behandelt. In Baden-Württemberg waren es 20,2 Prozent. 25 der 44 baden-württembergischen Stadt- und Landkreise unterschreiten diese durchschnittliche Behandlungsquote. Am häufigsten sahen Pflegebedürftige aus Pforzheim einen Zahnarzt (23,1 Prozent), am seltensten jene aus dem Kreis Biberach (16,7 Prozent).

"Demenz, Immobilität, Schmerzen – es gibt viele Gründe, weshalb sich Pflegebedürftige nicht mehr um ihre Mundgesundheit kümmern können", erläutert Fabian Baumgart, Bezirksgeschäftsführer der Barmer GEK Lahr. "Da müssen andere die Verantwortung übernehmen." Zu glauben, dass ältere Menschen keinen Zahnarzt mehr benötigen, sei ein Trugschluss. "Der Versorgungsbedarf ändert sich nur. Ältere Menschen benötigen häufig eine Anpassung und professionelle Reinigung der Prothese. Letztgenanntes ist wichtig, weil sich Zahnstein auch im Gebiss ablagert und Zahnfleischentzündungen verursachen kann", betont Baumgart.

Generell sinke die Behandlungsquote mit steigender Pflegestufe, außerdem würden Heimbewohner seltener zahnärztlich behandelt als Menschen, die zu Hause betreut werden. Um eine regelmäßige vertragszahnärztliche Versorgung von Pflegeheimbewohnern sicherzustellen, haben der GKV-Spitzenverband (Zentrale Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung im vergangenen Jahr eine Vereinbarung getroffen: Durch die Anpassung der Vergütung zahnärztlicher Hausbesuche und den Abschluss von Kooperationsvereinbarungen mit Pflegeheimen sollen mehr Pflegebedürftige behandelt werden.

Baumgart hält weitere Schritte für notwendig: "Bestehende Leitlinien gehen kaum auf die Bedürfnisse von Pflegebedürftigen ein, das muss sich ändern. Zahnärztliche Mundhygieneschulungen für Pflegepersonal, mehr Hausbesuche und Schwerpunktpraxen für die zahnmedizinische Versorgung von Pflegebedürftigen wären weitere Schritte in die richtige Richtung."